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Science

KI zählt Milben-Befall von Bienenstöcken

Die parasitische Varroa-Milbe bringt ganze Bienenvölker zur Strecke. Bisher müssen Imker und Imkerinnen mühsam den Befall ihrer Bienenvölker per Auge bestimmen. Sie zählen dazu die toten Varroa-Milben, die auf einem weißen Brett unter dem Bienenstaat landen. Da die Parasiten nur knapp einen Millimeter lang und zwischen anderem Material auf dem Brett schwer erkennbar sind, ist diese Methode - abgesehen vom Aufwand - auch nicht besonders exakt, wie die ETH Lausanne (EPFL) am Dienstag mitteilte.

Der Imker Alain Bugnon aus dem Raum Lausanne hatte deshalb die Idee, diese Beobachtung des Varroa-Befalls zu automatisieren. Mit dem Vorschlag für eine App wandte er sich an EPFL-Forscher um Jean-Philippe Thiran. Diese stellten Studierenden die Aufgabe, ein entsprechendes System zu entwickeln.

Zählen wird automatisiert

Das Ergebnis: Eine App in Verbindung miteiner Web-Plattform, die den Imkern zumindest das Zählen per Auge abnimmt. Zwar müssen die Bienenhalter trotzdem noch ein Brett unter dem Bienenstaat installieren, können dieses aber einfach abfotografieren und die Aufnahme auf die Web-Plattform hochladen. Mithilfe künstlicher Intelligenz wird dann die Anzahl Varroa-Milben auf dem Holzbrett binnen Sekunden ermittelt.

Zunächst erstellten die Studierenden eine Datenbank mit Tausenden Bildern von Varroa-Milben. Anhand dieser Vorlagen lernte das System, die Milben eigenständig und fehlerfrei zu erkennen. Die Bilder stammten von mehreren Bienenhaltern, die den Entwicklern auch Feedback zu ihren Resultaten lieferten. So konnten die Studierenden ihre Algorithmen weiter verbessern, schrieb die EPFL.

QR-Code zwecks Zuordnung

Die Zuordnung der auf die Web-Plattform hochgeladenen Fotos zu einem bestimmten Bienenstaat erfolgt über einen QR-Code, der den jeweiligen Bienenstock eindeutig kennzeichnet und mit dem Brett zusammen fotografiert werden muss. So lassen sich auch Statistiken und Zeitverläufe des Befalls erstellen. Dies soll den Bienenhaltern eine Hilfestellung geben: „Die Behandlung gegen die Parasiten muss zur richtigen Zeit erfolgen und korrekt dosiert sein für das Ausmaß des Befalls“, ließ sich Thiran zitieren.

Auch schweizweite Statistiken seien mit diesem System möglich, und zwar standardisierter und in höherer zeitlicher Auflösung als bisher, schrieb die EPFL. Bisher senden die Imkerinnen und Imker ihre per Auge gezählten Daten zum Varroa-Befall einmal im Jahr an die Forschungsanstalt Agroscope für eine schweizweite Statistik.

Mit umfangreicheren und standardisierten Daten ließen sich eventuell sogar Bienenstämme identifizieren, die weniger anfällig oder resistent gegen die parasitischen Milben sind. Das System werde nun im Rahmen eines von Alain Bugnon gegründeten Start-Ups namens ApiZoom weiterentwickelt und vermarktet, hieß es.

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