Händewaschen schützt vor Keimen. Es kann aber auch zum Zwang werden.
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Neue Technologie ermöglicht Händewaschen trotz Wassermangels

Wo sauberes Wasser Mangelware ist, ist Händewaschen Luxus. Eine Technik der Schweizer Forschungsanstalt Eawag und der Eidgenössisch Technischen Hochschule (ETH) Zürich könnte Abhilfe schaffen und die Hygiene fördern. Mit einer Reinigungsanlage lässt sich nur leicht verschmutztes Abwasser an Ort und Stelle reinigen und wiederverwenden.

Das Abwasser vom Duschen oder Händewaschen anschließend für die Toilettenspülung zu gebrauchen, funktioniert bereits durch kommerzielle Wasserrecycling-Technologien. Für alles außer der Toilette reichen jedoch die hygienischen Standards nicht, die diese Technologien beim Reinigen des Wassers erreichen.

Deshalb erarbeitete Eberhard Morgenroth von der Eawag und der ETH mit einem interdisziplinären Team jahrelang eine Wasserrecyclinganlage, um das nur leicht verschmutzte Abwasser (Grauwasser) an Ort und Stelle zu reinigen, wie die ETH in einer Mitteilung schrieb. Das in mehreren Schritten gereinigte Grauwasser sei anschließend geruchs- und farblos und enthalte sogar weniger Bakterien als das Zürcher Trinkwasser, schrieb die ETH.

Kunststoffmembran

Im Zentrum der Technologie steht eine extrem feinporige Kunststoffmembran, die Krankheitserreger aus dem Wasser filtert. Auf der Membran sind außerdem Bakterien angesiedelt, die Exkrement- und Urinrückstände im Händewaschwasser abbauen.

Allerdings sei das Abwasser nährstoffarm, so dass die Bakterien nach kurzer Zeit hungern und ihre Effizienz beim Abbau der Rückstände sinke, wie die Forschenden um Morgenroth kürzlich in einer Studie berichteten. Die Lösung sei so einfach wie effizient: mit Nährstoffen versetzte Seife, erklärte Morgenroth laut der Aussendung.

Nach der Aufreinigung durch die Membran bindet noch ein Aktivkohlefilter restliche organische Stoffe aus dem Grauwasser. Zuletzt produziert eine Elektrolysezelle aus den gelösten Salzen im Wasser Chlor, welches das Wasser langfristig desinfiziert.

Prototyp

Im Praxistest hat sich die Händewaschanlage mit eingebauter Wasserreinigung bereits diesen Sommer bewiesen: Ein Prototyp stand zwei Monate lang in einer öffentlichen Grünanlage der Stadt Zürich und lieferte sauberes Wasser. Ein weiterer Praxistest sei ab Jänner in einem Armenviertel im südafrikanischen Durban geplant, schrieb die ETH.

Die Technologie sei zwar für strukturschwache Gegenden entwickelt, es sei jedoch unrealistisch zu glauben, dass Unternehmen nur für Entwicklungsländer solche Handwaschstationen produzieren würden, so Morgenroth. Aber auch andere Einsatzmöglichkeiten seien denkbar, beispielsweise in Zugtoiletten.

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