Digital Life

Psychotricks beim Amazon Prime Day: Darauf solltet ihr achten

Heute und morgen findet bei Amazon der „Prime Day“ statt. Wer Prime-Mitglied ist, kann 2 Tage lang von exklusiven Angeboten profitieren, heißt es in der Werbung. Damit die Schnäppchenjagd vor allem für Amazon lukrativ ist, kommen Psychotricks zum Einsatz. Auch viele andere Portale setzen auf solche Techniken, etwa mit „Kauf-Clubs“ und bei speziellen Shopping-Tagen, wie dem „Black Friday“.

Abo-Falle

Beim Prime Day beginnt das bereits mit der Tatsache, dass nur Amazon-Prime-Abonnent*innen Vergünstigungen erhalten. Gelockt wird mit einem 30-Tage-Probezeitraum, der anschließend in eine Mitgliedschaft übergeht. „Diese Kundenbindung sorgt für ein regelmäßiges Einkommen. Man wird auch außerhalb des Prime Days immer wieder von Amazon dazu gedrängt, eine Mitgliedschaft abzuschließen“, erklärt Karl Gladt von der Internet Ombudsstelle der futurezone.

Immer wieder würden Konsument*innen ein Jahresabo abschließen, das sie gar nicht wollen. Besonders kritisiert wird Amazons Vorgehen, beim Bezahlen den Kund*innen das Abo aufzudrängen.

Amazon Prime im Überblick

Abo-Modell: Die Mitgliedschaft kostet 7,99 Euro monatlich oder 69,99 Euro im Jahr. Sie kann jederzeit gekündigt werden

Weltweit hat Amazon Prime 200 Millionen Abonnent*innen

Seit 2014 ist Amazon Prime in Österreich verfügbar, seit 2015 findet der Prime Day jährlich im Sommer statt

Inkludiert sind kostenloser Versand, die Streaming-Dienste Prime Video und Amazon Music, ausgewählte Bücher über Prime Reading, gratis PC-Spiele über Prime Gaming und unlimitiert Online-Speicherplatz für Fotos

Zeitdruck mit Blitz-Angeboten

„Blitz-Angebote“ schaffen bei Amazon und anderen Online-Kaufhäusern Zeitdruck. Diese sind nur ein paar Stunden verfügbar. Das wird mit einer ablaufenden Uhr verstärkt. Diese Masche kennt man von Teleshopping-Programmen.

Auch zeigt ein Balken, wie viel des Produkt-Kontingents schon vergriffen ist. Durch die künstliche Verknappung und Aufforderungen, wie etwa „jetzt schnell zuschlagen“, wird man verleitet spontan etwas zu kaufen, das man nicht braucht.

Preise vergleichen

„Durch die große Aufmerksamkeit an solchen Aktionstagen denken viele, sie können Schnäppchen machen. Dabei sollte man aber nach dem Vergleichswert schauen“, sagt Gladt. Oft wird der reduzierte Preis mit der unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) der Hersteller verglichen.

Tatsächlich kann es sein, dass die Produkte ohnehin schon deutlich reduziert sind, vor allem wenn sie schon einige Jahre auf dem Markt sind. Vor dem Kauf sollte man daher Preisvergleichsplattformen wie geizhals.at oder idealo.at nutzen. Mit der neuen EU-Modernisierungsverordnung müssen Rabatte im Vergleich zum günstigsten Preis der vergangenen 30 Tage ausgezeichnet werden, kontrollieren sollte man das trotzdem.

Frustkaufen

Das Blättern durch die vielen Angebote des Prime Day braucht einiges an Zeit. Man müsse sich laut Daniela Zimmer von der Konsumentenpolitik der Arbeiterkammer immer wieder bremsen, um nicht einfach Dinge zu bestellen, nur damit man etwas gekauft hat – weil man sonst das Gefühl hat, die investierte Zeit sei vergeudet gewesen. Amazon verstärkt den Zeitaufwand und damit den Druck etwas zu kaufen, indem etwa auf der Webseite nur 6 Angebote gleichzeitig gezeigt werden. Um alle zu sehen, muss man mehrere Tausend Mal weiterklicken. Anstatt planlos herumzuklicken, sollte gezielt mit der Suchfunktion auf der Amazon-Seite nach Waren Ausschau gehalten werden, die man kaufen möchte.

„Wer etwas Hochpreisiges erwerben will, sollte sich Zeit nehmen. Es gibt oft erhebliche Preisreduktionen außerhalb von Aktionstagen“, sagt Zimmer. Sie empfiehlt sogenannte Preisagenten. Sie werden von vielen Preisvergleichsportalen angeboten und beobachten ein gewünschtes Produkt. Sobald es billiger angeboten wird, schlagen sie Alarm.

Besonders harte Tage für Mitarbeiter*innen

Der Prime Day ist einer der umsatzstärksten Tage für Amazon. 2020 nahm das Unternehmen 10,3 Milliarden Euro ein. Die Mitarbeiter*innen haben allerdings wenig davon. Amazon ist berüchtigt für die schlechten Arbeitsbedingungen und der Prime Day einer der härtesten Tage im Jahr. Es überrascht nicht, dass er deshalb auch heuer wieder bestreikt wird. An 7 Standorten in Deutschland beteiligen sich etwa 1.500 Menschen. Die Gewerkschaft Verdi fordert unter anderem den Abschluss eines Tarifvertrags.

Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

mehr lesen