Britischer Rüstungskonzern liebäugelt mit Helium-Luftschiffen
Der größte britische Rüstungskonzern BAE Systems prüft den Einsatz von mit Helium gefüllten Luftschiffen für militärische Transport- und Überwachungsaufgaben. Die BAE-Sparte FalconWorks habe eine Absichtserklärung mit dem britischen Unternehmen Hybrid Air Vehicles (HAV) unterzeichnet, um den Einsatz des als „Airlander“ bekannten Modells zu prüfen, teilte HAV am Dienstag mit.
Der Airlander sei zwar langsamer als herkömmliche Flugzeuge, stoße aber bis zu 90 Prozent weniger Kohlenstoff aus, was trotz der problematischen Vergangenheit von Luftschiffen die Nachfrage steigere, sagte HAV-Chef Tom Grundy. Das Unternehmen bemühe sich um weitere Investitionen als Teil der geschätzten Gesamtkosten von 300 Millionen Pfund (374,01 Millionen Dollar) für den Produktionsstart.
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Comeback des Luftschiffs
1937 kamen bei der Hindenburg-Katastrophe 36 Menschen ums Leben, als das mit Wasserstoff gefüllte Luftschiff in Flammen aufging. 2016 stürzte der wegen seiner Doppelhülle auch „Fliegender Hintern“ genannte Airlander bei Testflügen ab, ein Jahr später wurde das Luftschiff zerrissen und entleert fotografiert, nachdem es sich von seiner Verankerung gelöst hatte.
Grundy ist jedoch zuversichtlich, dass sich die Technologie verbessert hat und es einen Markt für den Airlander geben wird. „Wir haben die Wirtschaftlichkeit, wir haben die Technologie, wir haben die Kunden, und sobald ein solches System funktioniert, werden die Verbraucher*innen einsteigen“, sagte Grundy in Reuters in einem Testhangar in England. Auch der Untergang der Titanic habe schließlich die Menschen nicht davon abgehalten, mit dem Schiff zu reisen.
Der Airlander kann Unternehmensangaben zufolge aufgrund seiner Aerodynamik, des Auftriebs und des Schubs von 4 Verbrennungsmotoren etwa in der Höhe eines Hubschraubers fliegen. Die mit Helium gefüllte Hülle ist fast so lang wie ein Fußballfeld und so hoch wie sechs Doppeldeckerbusse. Darunter befindet sich eine Kabine mit 100 Sitzplätzen oder mehreren Luxuskabinen.
Airlander auch für Reisen geeignet
Die spanische Regionalfluggesellschaft Air Nostrum hat bereits vor Produktionsbeginn 20 Airlander bestellt. Sie könnte die Flugzeuge auf der vierstündigen Strecke zwischen Spanien und den Balearen einsetzen. Das sei der „Sweet Spot“ für den Airlander, sagte Grundy.
Der Airlander sei am besten für Reisen geeignet, bei denen man die Wahl zwischen einem langen Land- oder Fährtransport und einem sehr kurzen, aber äußerst kohlenstoffintensiven Flug habe. Die Kosten für ein Flugticket seien im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln wettbewerbsfähig. Der Airlander könne überall auf ebenem Boden landen, sogar auf Wasser, Sand und Schnee, was Möglichkeiten für Verteidigungs- und Luxusreisen eröffne.
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