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Wie ein Atomwaffentest in den USA ablaufen könnte

US-Präsident Donald Trump hat kürzlich mit der Ankündigung für Aufsehen gesorgt, wieder Atomwaffentests durchführen zu wollen. Er begründet das mit entsprechenden Tests anderer Länder.

Was genau Trump meint, bleibt wie so oft unklar. Etwa, welche Länder er meint. Fraglich ist zudem, ob der Präsident von Tests mit Trägersystemen für Atomwaffen spricht oder von Detonation von Sprengköpfen

Ersteres findet bereits jetzt regelmäßig statt. Zweiteres haben die USA tatsächlich seit 3 Jahrzehnten nicht mehr gemacht. 

Tatsächlich hat auch kein anderes Land der Welt - soweit bekannt - in den vergangenen Jahren Atomsprengköpfe gezündet. Das zuletzt bekannte Land, das einen Atomwaffentest gezündet hat, ist Nordkorea

Die jüngsten bestätigten Tests fanden im September 2016 und 2017 statt. Bei letzteren hat Nordkorea eine thermonukleare Waffe (Wasserstoffbombe) getestet. Dieser Test löste ein künstliches Erdbeben der Stärke 6,3 nahe des Punggye-ri-Testgeländes aus und wurde international stark verurteilt.

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Wie ein Test aussehen würde

TWZ hat bei mehreren Experten nachgefragt, wie ein solcher Test in den USA in der Praxis aussehen würde. Sie erklären, was politisch und praktisch dafür passieren müsste. Der Präsident muss demnach die Durchführung anordnen, die dann vom Energieministerium in Zusammenarbeit mit nationalen Atomlaboratorien vorbereitet wird. 

Weil seit Jahrzehnten kein solcher Test mehr durchgeführt wurde, bedarf es zusätzlicher finanzieller Mittel vom Kongress. Das alles ist etwas, was nicht kurzfristig passieren kann. Der gesamte Prozess von der Planung bis zur tatsächlichen Explosion, kann mehrere Monate bis hin zu mehreren Jahren in Anspruch nehmen.

Sie betonen, dass ein einfacher Demonstrationstest, der „nur“ die Explosion eines Sprengkopfs zeigt, vergleichsweise schnell realisierbar ist. Wissenschaftlich umfassende Tests, die Daten zur Weiterentwicklung von Waffentechnologien liefern, sind deutlich aufwändiger und zeitintensiver. 

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Nevada 

Durchgeführt werden würden die Tests laut den Experten höchstwahrscheinlich im US-Bundesstaat Nevada. Dort befindet sich das Nevada National Security Site (NNSS), früher bekannt als Nevada Test Site

Das Gelände rund 100 Kilometer nordwestlich von Las Vegas diente zwischen 1951 und 1992 als Hauptort für amerikanische atomare Waffenversuche mit insgesamt 928 Tests. Davon fanden 100 atmosphärische und 828 unterirdische Explosionen statt, um die technologische Leistungsfähigkeit und Sicherheit der Atomwaffen zu überprüfen. 

Heute würden Atomwaffentests in den USA ausschließlich unterirdisch durchgeführt werden. Unterirdische Tests minimieren die Freisetzung von radioaktivem Fallout in die Umwelt.

Internationale Verträge

Atmosphärische Tests sind seit den 1963 unterzeichneten Teststoppverträgen zudem faktisch verboten. Genauso wie Tests, die im Weltraum oder unter Wasser stattfinden und dadurch radioaktiven Fallout in die Umwelt freisetzen können. Unterirdische Tests blieben dagegen erlaubt, um die Weiterentwicklung von Kernwaffen zu ermöglichen, jedoch möglichst ohne globale Kontamination.

Der später ausgehandelte umfassende Atomteststoppvertrag (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty, CTBT) von 1996 hingegen sieht ein vollständiges Verbot aller Nukleartests vor, unabhängig davon, ob sie atmosphärisch, unterirdisch oder im Weltraum stattfinden. Der CTBT ist jedoch bislang noch nicht in Kraft getreten, da einige der Schlüsselstaaten den Vertrag noch nicht ratifiziert haben, darunter China und die USA. Russland hat seine 2000 erfolgte Ratifizierung Ende 2023 zurückgezogen.

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Sedan-Test

Bedeutende Ereignisse in Nevada waren in der Vergangenheit unter anderem der 1962 durchgeführte „Sedan“-Test, bei dem ein 390 Meter breiter Krater entstand, der zeigen sollte, wie Atomwaffen für zivile Zwecke wie den Bau von Häfen genutzt werden könnten.

Besonders die atmosphärischen Explosionen sind weiträumig sichtbar. Sichtbare Atompilze waren in den 1950er-Jahren von Las Vegas aus zu sehen und wurden zeitweise zu kuriosen Touristenattraktionen. 

Gleichzeitig führten die atmosphärischen Tests wegen des radioaktiven Fallouts zu gesundheitlichen Problemen in benachbarten Bundesstaaten. In besonders betroffenen Regionen wie Salt Lake City und St. George in Utah wurden signifikant erhöhte Raten von Krebserkrankungen, darunter Schilddrüsenkrebs und Leukämie, festgestellt. Studien schätzen, dass durch Freisetzung von radioaktivem Jod-131 zehntausende zusätzliche Krebsfälle verursacht wurden.

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