Was vom Zuckerberg-Hearing zu erwarten ist
Facebook-Gründer- und -CEO Mark Zuckerberg wird am Dienstag und Mittwoch vor verschiedenen Komitees des US-Kongresses zum jüngsten Datenskandal rund um missbräuchlich verwendete Daten von 87 Millionen Nutzern des weltgrößten Social Network befragt. Die involvierten US-Parlamentarier haben bereits angekündigt, sich bei den "Hearings" kein Blatt vor den Mund zu nehmen und den Facebook-Chef zu schonen. Hier die Themen, die aller Wahrscheinlichkeit nach angeschnitten werden:
Verlorene Daten
Facebook hat bereits 2015 erfahren, dass Cambridge Analytica die Daten von Millionen Facebook-Nutzern über die App des Wissenschaftlers Aleksandr Kogan gesammelt hat. Das Unternehmen verlangte daraufhin, dass diese Daten umgehend gelöscht werden. Wie seit einigen Wochen bekannt ist, geschah dies aber nicht. Mark Zuckerberg wird also wohl gefragt werden, was genau Facebook gegen den Datenmissbrauch unternahm und warum keine Nutzer darüber informiert wurden.
Nutzungsbedingungen
Vor dem Jahr 2014 hatte Facebook relativ lockere Nutzungsbedingungen, die es Aleksandr Kogan und seiner App erst erlaubten, auch auf die Daten der Freunde jener Nutzer zuzugreifen, die in App einen Persönlichkeitstest durchführten. Zuckerberg wird wahrscheinlich gefragt werden, wie es zu einer derart freizügigen Unternehmenspolitik kommen konnte und wie sich die Bedingungen für Unternehmenspartner seitdem verändert haben.
Geschäftsmodell
Facebook sammelt Daten um Werbetreibenden die Möglichkeit besonders gezielter Kampagnen zu bieten. Dieses Geschäftsmodell scheint einigen Politikern kaum dafür geeignet, um persönliche Daten von Nutzern ausreichend zu schützen. Facebook schöpft saftige Gewinne aus diesem Modell, schafft es aber andererseits offenbar nicht, Nutzer vor Datenmissbrauch oder politischer Beeinflussung abzuschirmen.
Russland
Die Datensammlerei von Cambridge wurde vor allem zur Beeinflussung des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2016 im Sinne von Kandidat Donald Trump genutzt. Eine wichtige Rolle bei der Lenkung der Wählermeinung spielte allerdings auch Russland. Geheimnisumwitterte russische Organisationen wie APT28 oder die Internet Research Agency (IRA) generierten massenweise Fake News und bezahlte Werbeeinschaltungen, die Trumps Gegner im Wahlkampf schaden sollten.
Zuckerberg wird wahrscheinlich dazu befragt werden, wie es Russland gelingen konnte, Facebook so offensichtlich zur Manipulation einer Wahl im Ausland zu verwenden. Kongress-Abgeordnete Anna Eshoo formulierte vorab laut Quartz eine Frage in Kalter-Krieg-Rhetorik: "Wenn Facebooks Werbeabteilung erfährt, dass jemand Werbung mit Rubel bezahlt, läuten da nicht alle Alarmglocken?"
Hetzerei
Nicht nur im Falle des US-Wahlkampfes wurde Facebook für politische Meinungsmache und Hetzerei verwendet. Russland wird etwa vorgeworfen, im vergangenen französischen Wahlkampf massiv per Facebook interveniert zu haben. In Myanmar wurde unterdessen per Facebook Rassenhass gegen Minderheiten geschürt, was die UNO auf den Plan rief und Facebook scharfe Kritik einbrachte. In vielen weiteren Fällen gelingt es Facebook offenbar nicht, Inhalte auf seiner eigenen Plattform so zu moderieren, dass ethische Grundsätze eingehalten werden.
Zuckerberg
Für Mark Zuckerberg werden die Hearings im US-Kongress keine leichte Angelegenheit werden. Wahrscheinlich wird sich der Facebook-Gründer Fragen zu seiner Eignung als Firmenchef gefallen lassen müssen. Dass Zuckerberg gleichzeitig CEO und Aufsichtsratsvorsitzender ist, stößt Kritikern besonders sauer auf. Sie verlangen, dass Zuckerberg zumindest einen dieser Posten aufgibt. Zuckerberg ist als introvertierter Charakter bekannt, dem ein öffentlicher Auftritt diesen Ausmaßes keineswegs leicht fallen dürfte. Nicht umsonst wurde er im Vorhinein intensiv auf die Termine in Washington D.C. vorbereitet.