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Netzpolitik

Facebook-Chef im Kreuzverhör

„Es war mein Fehler und das tut mir leid.“ In seiner vorab verbreiteten Stellungnahme vor dem US-Kongress gab sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg reuig. Nicht ohne Grund. Seit Ende März bekannt wurde, das Daten von rund 87 Millionen Nutzern ohne deren Wissen an Wahlhelfer Donald Trumps vom Datenanalyseunternehmen Cambridge Analytica weitergegeben wurden, steht das Online-Netzwerk unter Beschuss. Dazu kommen Vorwürfe, dass mit Falschmeldungen auf Facebook von russischer Seite in den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 eingegriffen und mit Hasskommentaren das gesellschaftliche Klima vergiftet wurde.  

„Wir haben nicht verstanden, wie weit unsere Verantwortung reicht, das war ein großer Fehler“, heißt es in der Erklärung des Facebook-Chefs. Man habe nicht genug getan, um zu verhindern, dass die eigene Plattform für Propaganda zweckentfremdet und missbraucht worden sei. „Ich habe Facebook gestartet, ich führe es, und ich trage die Verantwortung dafür, was hier passiert ist“, schrieb der Facebook-Chef.

Besserung gelobt

Zuckerberg gelobte Besserung und kündigte an, künftig für mehr Transparenz zu sorgen und den Datenschutz seiner mehr als zwei Milliarden Nutzer verbessern zu wollen.   Der Schutz der Nutzer sei wichtiger als die Maximierung der Gewinne, versicherte der Facebook-Gründer. So soll etwa der Zugang von App-Entwicklern zu Nutzerdaten eingeschränkt werden.  Bei der Personalisierung von Werbung will Facebook nicht mehr auf Informationen externer Datenhändler zugreifen und bei Anzeigen zu politischen Themen soll künftig die Identität der Werbetreibenden  offengelegt werden.

Es war allerdings nicht das erste Mal, dass sich Zuckerberg in den vergangenen Jahren entschuldigen musste. Verbesserungen stellte er jedes Mal in Aussicht, der nächste Fauxpas ließ allerdings nie lange auf sich warten.

Serie von Fehlgriffen

Die Reihe Fehlgriffen in der Geschichte des Online-Netzwerkes ist lange. 2007 sorgte Facebook  für Empörung, weil es das Einkaufs- und Webnutzungsverhalten seiner Nutzer im Newsfeed veröffentlichte und auf diese Art für Werbung instrumentalisierte. Das „Beacon“ genannte Marketing-Programm musste nach heftigen Protesten  eingestellt werden. 2010 änderte Facebook die Privatsphäre-Einstellungen ohne seine Nutzer darüber zu informieren, sodass Updates automatisch für alle Nutzer sichtbar wurden. Zuckerberg musste sich dafür ebenso entschuldigen wie für den Verkauf von Anzeigen, die nur spezifischen ethnischen Gruppen ausgespielt werden sollten.  Dafür musste sich das Online-Netzwerk  den Vorwurf des Rassismus gefallen lassen. Auch gezielte Werbung für „Judenhasser“ und „Teenager, die sich wertlos fühlen“, wurden Werbetreibenden angedient und führten zu Entschuldigungen des Unternehmens.

Problem mit Geschäftsmodell

Diese Beispiele zeigen, dass Facebooks Problem tiefer liegt, als die Manipulationen von Nutzern durch Cambridge Analytica, und eigentlich in dem auf gezielte Werbung ( „Microtargeting“) zugeschnittenen Geschäftsmodell des Unternehmens zu suchen ist. Das bleibt auch den US-Gesetzgebern nicht verborgen. Zuckerberg müsse bessere Antworten liefern als nur „Ich habe einen Fehler gemacht“, sagte der demokratische Senator Richard Blumenthal dem Wall Street JournalZuckerberg habe nicht einfach Milch auf dem Frühstückstisch verschüttet, das grundsätzliche Problem sei das Geschäftsmodell seines Online-Netzwerkes, kritisierte der Volksvertreter aus dem US-Bundesstaat Connecticut.

Regulierung droht

Diesmal steht für Facebook also weit mehr auf dem Spiel. Von den US-Gesetzgebern droht  schärfe Regulierung, die das lukrative Werbegeschäft des Unternehmens in Mitleidenschaft ziehen könnte. Generalstaatsanwälte von 37 US-Bundesstaaten ermitteln ebenso im Fall Cambridge Analytica wie die in den USA für den Datenschutz zuständige Handelsbehörde Federal Trade Commission (FTC).  Auf das Online-Netzwerk könnten dadurch exorbitante Geldforderungen zukommen. Wie die Washington Post errechnet hat, könnten sich die Strafzahlungen für die Weitergabe der Nutzerdaten an Cambridge Analytica auf bis zu 7,1 Billionen Dollar belaufen. Es gilt zwar als unwahrscheinlich, dass die FTC soviel Geld von Facebook verlangt, aber auch schon ein Bruchteil der Summe dürfte das Unternehmen, das im vergangenen Jahr immerhin mehr als 40 Milliarden Dollar umsetzte und knapp 16 Milliarden Dollar Gewinn schrieb, empfindlich treffen.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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