Ob wir wollen oder nicht: Künstliche Intelligenz geht uns alle an
„Wir neigen dazu, die Auswirkungen neuer Technologien kurzfristig zu überschätzen und langfristig zu unterschätzen.“ Diese Analyse geht auf den Stanford-Forscher Roy Amara zurück, der sie bereits in den 1960ern oder 1970ern (der genaue Zeitpunkt ist unklar) formuliert hatte. Rund 60 Jahre später lässt sich das auch auf die Einstellung zu Künstlicher Intelligenz (KI) umlegen.
Die Menge an Heilversprechen und Untergangsfantasien rund um das Aufkommen von ChatGPT Ende 2022 und Anfang 2023 war schier endlos. Von „wir verlieren alle unsere Jobs und verarmen“ bis „wir müssen alle nichts mehr arbeiten und sind trotzdem reich“ konnte man in den vergangenen Monaten jede Analyse finden. Die Wahrheit liegt wie so oft irgendwo dazwischen. Daraus zu schließen, dass KI kaum oder keine Veränderungen bringen wird, wäre aber ein Fehler. Langsam, aber sicher wird sie in fast alle Lebens- und Arbeitsbereiche vordringen.
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Vor neuen Aufgaben stehen wir in diesem Zusammenhang alle: Einerseits sollte sich jeder Einzelne über die Fähigkeiten von KI im Klaren sein. Das muss uns im Alltag begleiten, bei schier unglaublichen Bildern oder Videos auf Social Media, die durch KI gefälscht sein könnten. Jeder muss hier kritischer sein als je zuvor. Andererseits gilt es aber auch, die Fähigkeiten von KI für einen produktiv zu nutzen, sei es am Arbeitsplatz oder im Alltag.
Auch die Politik steht vor neuen Herausforderungen. Regulierung und gesetzliche Rahmenbedingungen müssen an die neuen Technologien angepasst werden. Der EU-Leitfaden zur KI-Regulation (AI Act) ist ein guter Ansatz, kann aber nur als Beginn eines langen Prozesses gewertet werden. Gleichzeitig müssen die Regulierer aber immer genug Spielraum für Innovationen lassen, damit KI-Entwicklungen in Europa weiterhin stattfinden können und europäische Firmen nicht im Vergleich zu amerikanischen oder chinesischen ins Hintertreffen geraten. Ein schwieriger Spagat.