Netzpolitik

EZB-Chef Draghi und Italiens Ex-Premier Renzi gehackt

Die italienische Polizei nahm nach eigenen Angaben am Dienstag zwei Geschwister unter dem Verdacht fest, sich in weitere Tausend Konten gehackt zu haben. Einem 45-jährigen gelernten Atomtechniker und seiner 48-jährigen Schwester wird Diebstahl von Staatsgeheimnissen und illegales Hacken vorgeworfen. Wie sie die gewonnenen Informationen im Einzelnen nutzten, wird laut Polizeiangaben derzeit geprüft. Die Ermittlungen leitete eine auf Cyber-Verbrechen spezialisierte Einheit.

Die angegriffenen E-Mail-Konten gehörten auch Geschäftsleuten und Kardinälen im Vatikan, sagte der Ermittler Roberto Di Legami der Nachrichtenagentur Reuters. Wie aus dem sichergestellten Material hervorgehe, könnten sich die Hacker Zugriff auf 18.000 E-Mail-Konten verschafft haben. Rund 2000 Passwörter seien geknackt worden. Laut Di Legami wurden die gehackten E-Mails wahrscheinlich von dem 45-Jährigen in der von ihm geleiteten Investmentfirma Westland Securities genutzt. Der Hacker dürfte die verwendete Schadsoftware selbst entwickelt haben. Es gebe auch Hinweise darauf, dass er einen „Keylogger“ auf einigen Computern installieren konnte. Mit einer solchen Software lassen sich alle Eingaben auf der Tastatur eines infizierten Computers überwachen.

Zu den gehackten Konten zählen nach Polizeiangaben Renzis Mail-Adresse während seiner Zeit als Regierungschef von Italien sowie Draghis bei der Bank von Italien, die er vor seinem Wechsel an die EZB-Spitze leitete. Draghis Mail-Konto bei der Europäischen Zentralbank wurde im Haftbefehl hingegen nicht als Ziel genannt. Zu den Opfern des Hackerangiffs zählten auch der ehemalige Direktor der Bank von Italien, Fabrizio Saccomanni, der Kulturminister des Vatikans, Kardinal Gianfranco Ravasi, sowie mit Mario Monti ein weiterer Ex-Regierungschef. Die EZB und die Bank von Italien lehnten eine Stellungnahme ab. Sprecher von Renzi sowie Kardinal Ravasi waren zunächst nicht erreichbar. Etwa 99 Prozent der gestohlenen Daten wurden nach Polizeiangaben in den USA gespeichert. Das FBI stellte auf Ersuchen eines römischen Gerichts die Server sicher.

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