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Katzenroboter gegen Kipplaster: Die echten Stars der CES 2025

Die größte Elektronikmesse der Welt, die CES, hat ihre Pforten in Las Vegas geöffnet. Dort werden in den nächsten Tagen die teuersten Prestige-Objekte der Tech-Welt zur Schau gestellt. Um die Präsentationen großer Firmen wie Nvidia, Sony und Samsung zu sehen, stehen die Fachbesucher teils stundenlang Schlange. 

Die dort angekündigten Produkte versprechen Großes: Neue Grafikkarten für Tausende Euro sollen Spiele noch realistischer aussehen lassen. Sonys neues Elektroauto Afeela macht Autofahren zum Entertainment, riesige Fernseher haben jetzt noch atemberaubendere Darstellungen und die besten Laptops aller Zeiten sind dünner als je zuvor. 

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Autonome Großmaschinen

Nicht in diese Hochglanzwelt passen die CES-Ankündigungen von John Deere. Der Landwirtschaftsgigant setzt auf autonomes Fahren bei Traktoren und bei Baumaschinen. Ein selbstfahrender Kipplaster soll eintönige Aufgaben übernehmen: Aufladen, schwierige Strecken fahren, abladen.

Die autonomen Traktoren sollen Felder und Plantagen bestellen. Damit sollen Landwirte unterstützt werden, die laut John Deere kein Personal finden. Das Spitzenmodell der 9RX-Reihe, für die das autonome Fahren angekündigt wurde, startet bei einer Million Euro.

Dass die Käufer von automonen, landwirtschaftlichen Geräten nicht wie klischeehafte Millionäre aussehen, will John Deere in dem Video eines weiteren Traktors zeigen. Der 5ML Orchad soll ab 2026 Pflanzen selbstständig besprühen - Tag und Nacht.

Künstliche Intelligenz wohin das Auge sieht

Dominiert wird die Messe erneut vom Thema Künstliche Intelligenz (KI). Kaum ein neues Produkt hat nicht irgendwo KI versteckt. Denn natürlich sind Lautsprecher toll, aber Lautsprecher, die mithilfe von KI die Stimme aus Songs entfernt, damit man Karaoke singen kann, sind besser.

Dass alle großen Firmen bei ihren neuen Fernsehern Bild und Ton durch Künstliche Intelligenz verbessern lassen, ist so selbstverständlich, dass es fast keine Erwähnung wert wäre. Damit sollen die TVs individuelle Bedürfnisse der Zuschauer erfüllen und sich perfekt an die Umgebung anpassen. Samsung bietet zudem etwa KI-gestützte Live-Übersetzung der TV-Inhalte, was tatsächlich praktisch klingt. 

Bei LG erkennt der KI-Fernseher seinen Besitzer an dessen Stimme. Wenn einem das Bild nicht gefällt, kann man ihm das einfach sagen und er passt es an die eigenen Wünsche an. 

Niedliche und flauschige Roboter erobern die Herzen

All diese aufregenden und vor allem teuren High-Tech-Neuerungen buhlen um Aufmerksamkeit. Und doch werden sie in den Schatten gestellt – von einem kleinen Katzenroboter für 23 Euro, der Heißgetränke kalt pustet. "Nékojita FuFu" ist niedlich, hängt an der Tasse und hat einen integrierten Ventilator. 

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Es ist ein merkwürdiges Phänomen, dass verlässlich jedes Jahr die Kuriositäten zu den Stars der CES werden. Aber es ist auch verständlich, denn häufig sind die teuren Innovationen weit weg von der Lebensrealität der meisten Konsumenten. Klar, ein autonomer Kipplaster ist cool, aber was ist mit einem Saugroboter, der mit einem Greifarm auch die Socken vom Boden einsammelt? In den meisten Wohnzimmern findet der wohl eher Platz. 

Statt einem 6.000-Euro-Fernseher können sich die meisten wohl einen flauschigen 70-Euro-Roboter für die Handtasche leisten. "Mirumi" macht zwar nichts anderes, als in zufälligen Momenten sein Köpfchen zu drehen und Menschen im Umfeld anzustarren, aber er ist herzig.

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Ein Kinderbett, das die Eltern ersetzt

Falls es einen Preis für ein Produkt geben würde, mit dem wohl niemand gerechnet hat, dürfte der an Bosch gehen. Ihr Kinderbett „Revol“ kann mit Kamera, Sensoren und Künstlicher Intelligenz erkennen, ob das Baby normal atmet und ob es eine volle Windel hat. 

Es wiegt das Kind automatisch in den Schlaf und informiert die Eltern am Smartphone, wenn das Kind weint. Das soll junge Eltern mit ihrem Neugeborenen unterstützen. "Quality time unlocked" lautet das Motto, das Bosch bei der Präsentation von Revol ausgerufen hat.

Das erinnert ein wenig an die Mär des selbstfahrenden Autos, das sich um den Straßenverkehr kümmert, während der Fahrer entspannt am Handy spielt. Das geht so lange gut, bis eben doch ein Unfall passiert, weil Software nicht perfekt ist. So könnte ein KI-Kinderbett Eltern eine falsche Sicherheit bieten, weil es sich ja eh meldet, falls dem Kind etwas passiert.

Die eigentlichen Stars

In jedem Jahr sind solche Produkte die eigentlichen Stars der Messe. Sei es, weil sie niedlich sind oder absurd genug, um Aufsehen zu erregen. Deswegen präsentierte Samsung 2020, 2024 und heuer seinen Haushaltsroboter „Ballie“ als Innovation. Dieses Mal soll er nun tatsächlich erscheinen, großes Interesse bringt das aber nicht mehr.

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Denn auf einer Messe, bei der sich eigentlich milliardenschwere Konzerne in Schale werfen, stehen die Besucher vor Ort und Leser auf der ganzen Welt zunächst vor einer Entscheidung: Lassen sie den Katzenroboter ihren Kaffee oder ihren Tee auf Trinktemperatur pusten? 

Schaden wird das den Tech-Giganten nicht. Aber man fragt sich schon, ob sie mitunter neidisch auf den Rummel blicken, den die Kreativität kleiner Firmen auslöst, die bei den teuren Produkten der großen Konzerne oft abhanden kommt.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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