Science

99 Prozent des Plastikmülls sinken in die Meerestiefen

Der Plastikmüll an Stränden und an der Wasseroberfläche stellt einer Studie zufolge nur die Spitze des Eisbergs der Verschmutzung der Meere dar. 99 Prozent der Plastikabfälle in europäischen Meeren würden in große Wassertiefen sinken und auf den ökologisch besonders empfindlichen Meeresböden landen, warnte die auf den Schutz der Meere spezialisierte Umweltorganisation Oceana am Freitag in Madrid.

Gefährdet sei laut einer dort präsentierten neuen Studie vor allem das Mittelmeer wegen der hohen Bevölkerungsdichte seiner Anrainerstaaten, der großen Wassertiefe und des geringeren Wasseraustausches. Der Plastikmüll werde durch unterseeische Strömungen in die Tiefe gezogen. Viele Bereiche des Meeresbodens, vor allem Rinnen, Senken und Täler, glichen inzwischen wilden Mülldeponien an Land, schreiben die Autoren der Studie. In den dunklen und kalten Regionen Hunderte Meter unter der Wasseroberfläche werde es Jahrhunderte dauern, bis der Plastikmüll abgebaut worden sei.

Reinigen der Strände ist unzureichend

Die Direktorin der Kampagne gegen Plastik bei Oceana Europe, Natividad Sanchez, betonte, die Reinigung der Strände und das Einsammeln von Plastik an der Wasseroberfläche sei richtig, aber völlig unzureichend. "Die Produktion von Einwegplastik muss verringert werden", forderte sie. Die Empfehlungen der EU-Richtlinie zur Verringerung von Plastikabfällen vom Juni vergangenen Jahres seien zu wenig. Die Umweltkosten seien im Vergleich zu dem billigen Plastik immens und wegen der jahrhundertelangen Effekte kaum zu beziffern. Die EU plant eine Abgabe auf Plastik ab dem kommenden Jahr, unter anderem um die Abfallmengen so zu verringern.

Die Umweltschutzorganisation WWF hatte vor einem Jahr vor den riesigen Mengen an Plastikmüll im Mittelmeer gewarnt. Jedes Jahr gelange mehr als eine halbe Million Tonnen Plastik ins Mittelmeer. Das entspreche 33.800 Plastikflaschen pro Minute. Vor allem Ägypten, Italien und die Türkei machte der WWF während der Sommermonate für enorme Abfallmengen verantwortlich. Ein großer Teil des Mülls werde von Flüssen ins Meer gespült.

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