Plastik-Regen ist der neue saure Regen
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In Nationalparks und Naturschutzgebieten im Westen der USA wie Grand Canyon, Rocky Mountain und Joshua Tree haben Forscher deutlich mehr Mikroplastik entdeckt als zuvor vermutet. Mehr als 1.000 Tonnen solcher Partikel setzten sich schätzungsweise jedes Jahr allein dort ab, berichten die Wissenschaftler um Janice Brahney von der Utah State University im Fachmagazin „Science“. Das entspreche etwa 123 Millionen Plastikwasserflaschen.
„Wir waren schockiert von den geschätzten Absetzungsraten und haben immer wieder versucht herauszufinden, wo wir uns verrechnet hatten“, sagte Brahney. Alle Überprüfungen hätten die Schätzungen aber bestätigt. Auf die Gesamtfläche der Gebiete von 496.350 Quadratkilometern gerechnet, bedeute das im Mittel 132 eingetragene Partikel pro Quadratmeter am Tag. Als Mikroplastik gelten Teilchen mit einem Durchmesser unter fünf Millimetern. Solche winzigen Partikel wurden unter anderem bereits in Schnee, Lebensmitteln und Trinkwasser nachgewiesen.
Alleine in den USA verursache jeder der rund 330 Millionen Einwohner jeden Tag rund 340 Gramm Plastikmüll, schreiben die Wissenschaftler. Dieser landet teilweise in der Natur und zerfällt dort langsam in immer kleinere Bestandteile. Die Mikroplastik-Partikel gelangen in Flüsse und Seen, das Meer, die Böden und auch die Atmosphäre. Brahney und ihr Team hatten über 14 Monate an Stellen in Nationalparks und Naturschutzgebieten im Westen der USA regelmäßig Proben gesammelt und die Herkunft und Zusammensetzung der Partikel untersucht. Sie stammen demnach ursprünglich aus Städten oder besiedelten Gebieten und wurden etwa über Gewässer weiterverteilt.
Über Regen transportiert
Ein Teil der Partikel sei über die Atmosphäre etwa bei Regen eingetragen worden - sie seien so klein, dass sie selbst über Kontinente hinweg transportiert würden. Das meiste Mikroplastik ging auf Kleidungsstücke und Industriematerialien zurück. Ein Drittel stamme wahrscheinlich von Industriefarben und Glasuren, so die Forscher. Weil weiße und durchsichtige Partikel gar nicht gezählt worden seien, könnten die Schätzwerte sogar noch unter den tatsächlich eingetragenen Mengen liegen.
Leider sei es keine Überraschung, dass auch in entlegenen und geschützten Orten wie US-Nationalparks Plastikpartikel zu finden seien, kommentierte Bernhard Bauske, Experte für Plastikmüll beim WWF Deutschland, die Analyse. Mikroplastik sei überall: „Es belastet die Luft, die wir atmen, unsere Nahrung und das Wasser, das wir trinken.“ Auch in Deutschland sei Plastikverschmutzung ein großes Problem: 330.000 Tonnen Mikroplastik gelangten hierzulande jedes Jahr in die Umwelt.
Forscher hatten bei einer Analyse im vergangenen Jahr geschätzt, dass Menschen allein über die Ernährung jährlich 40.000 bis 50.000 Plastikpartikel konsumieren. Die Aufnahme durch Inhalation ist darin nicht enthalten. Ob dies mit Gesundheitsrisiken einhergeht, ist bislang unklar. Experten halten etwa Entzündungsreaktionen für möglich. Kritisch sind demnach auch die mit den Partikeln aufgenommenen chemischen Substanzen wie Herbizide, Insektizide oder Weichmacher zu sehen.
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