Donald Trumps Twitter-Account war monatelang gesperrt.

Donald Trumps Twitter-Account war monatelang gesperrt.

© APA/AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS / ANDREW CABALLERO-REYNOLDS

Digital Life

Musk entscheidet: Trump darf auf Twitter zurückkehren

Twitter hat den seit Anfang 2021 gesperrten Account des früheren US-Präsidenten Donald Trump wieder freigeschaltet. Der Republikaner bekommt damit kurz nach Ankündigung seiner erneuten Präsidentschaftskandidatur erstmals wieder Zugang zu einer großen Online-Plattform.

Ob er davon Gebrauch machen wird, blieb zunächst unklar. Denn Trump hatte wiederholt betont, er wolle lieber bei seinem hauseigenen Dienst Truth Social bleiben - selbst wenn man ihm die Rückkehr zu Twitter erlauben sollte.

Account-Sperre nach Hasstiraden

Der Ex-Präsident war bei Twitter und anderen Online-Plattformen gesperrt worden, nachdem er Sympathie für seine randalierenden Anhänger*innen bekundet hatte, die gewaltsam das Kapitol in Washington gestürmt hatten. Zuvor hatte er diese Kanäle monatelang für die Verbreitung seiner Mär genutzt, ihm sei der Sieg gegen den Demokraten Joe Biden bei der Präsidentenwahl 2020 durch Betrug gestohlen worden. Die Plattformbetreiber befürchteten damals, dass Trumps Beiträge zu weiterer Gewalt führen könnten.

Doch der neue Twitter-Besitzer Elon Musk hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er die damalige Entscheidung für grundfalsch hält. Musk startete am Freitag per Tweet eine 24-stündige Umfrage unter Nutzern des Dienstes, die darüber abstimmen konnten, ob Trumps Profil wiederhergestellt werden solle. Nur wenige Minuten nach Verkündung des Ergebnisses - eine knappe Mehrheit hatte für das Ende der Sperre votiert - war Trumps Profil wieder da. Der letzte Tweet dort stammt vom 8. Januar 2021. Trump gab darin bekannt, dass er nicht zur Amtseinführung von Joe Biden kommen werde.

Musk: "Das Volk hat gesprochen"

„Das Volk hat gesprochen“, begründete der Tech-Milliardär seine Entscheidung nach Ablauf der Umfrage. „Twitter LEBT." Für Trumps Rückkehr sprach sich dabei eine knappe Mehrheit von 51,8 Prozent aus. Die Erhebung war allerdings nicht repräsentativ: An der von Musk auf 24 Stunden angesetzten Umfrage nahmen rund 15 Millionen Nutzer*innen teil, während der Dienst nach jüngsten verfügbaren Angaben auf mehr als 230 Millionen täglich aktive Nutzer*innen kommt. 

Trumps Account, der einst mehr als 80 Millionen Follower*innen bei Twitter hatte und mit seinen unberechenbaren Botschaften mitunter die halbe Welt in Aufruhr versetzte, wurde bei der Abonnentenzahl auf null zurückgesetzt. Kurz nach der Freischaltung folgten dem Profil „@realDonaldTrump“ bereits wieder 1,4 Million Twitter-Nutzer*innen - dann waren es plötzlich nur noch rund 700.000, anschließend ging es wieder allmählich nach oben. Der Grund für die Schwankungen blieb zunächst unklar.

Wenig Erfolg mit Truth Social

Bei der Twitter-Kopie Truth Social brachte es Trump zuletzt auf rund 4,6 Millionen Abonnenten. Eine größere Plattform mit mehr Reichweite kann er mit Blick auf die Kandidatenkür der Republikaner für die nächste Präsidentenwahl gut gebrauchen. Denn zuletzt verlor der 76-Jährige, der die Partei lange nach Belieben dominiert und Kritiker*innen an den Rand gedrängt hatte, in den eigenen Reihen an Einfluss.

Just in diesem Moment gibt Musk, der seine Sympathien für die politischen Ansichten von Trumps Republikanern zuletzt sehr offen kundtat, dem politisch angeschlagenen Ex-Präsidenten den Twitter-Account zurück.

Trump hat seine Politik vor allem auf Twitter gemacht. Ob er zurückkommt oder auf Truth Social bleibt, ist noch unklar.

Was Musk davon hat

Musk hat eigene Probleme, bei denen eine Rückkehr Trumps helfen könnte. Nach der kostspieligen Twitter-Übernahme brachen seinen Worten zufolge die Anzeigenerlöse ein. Denn Unternehmen befürchten, dass die Werbung für ihre Marken angesichts der uneingeschränkten Redefreiheit, die Musk in Aussicht gestellt hat, neben anstößigen Tweets landen könnte. Die chaotisch verlaufene Einführung eines neuen Abo-Systems wurde nach dem Wirbel um lauter täuschend echt aussehende Accounts von Marken und Prominenten gestoppt. Nun aber steigert allein die Kontroverse um die Wiederherstellung von Trumps Account die Aufmerksamkeit für Twitter.

Bis zur Übernahme durch Musk hatten Twitter-Manager stets gesagt, dass kein Weg zur Rückkehr des Ex-Präsidenten vorgesehen sei. Musk hatte dagegen schon vor Monaten betont, dass es bei dem Dienst aus seiner Sicht keine lebenslangen Sperren geben sollte. Er erwähnte dabei ausdrücklich auch Trump als Beispiel.

Trump will auf Truth Social bleiben

Vor 3 Wochen kündigte Musk dann zwar an, dass vor der Wiederherstellung bedeutender Accounts ein Rat zum Umgang mit kontroversen Inhalten gebildet werden solle. Doch nun ging es auch ohne ein solches Gremium. Quasi im Alleingang - ein Modus, in dem Musk und Trump Übung haben.

Trump selbst hatte wiederholt gesagt, er wolle gar nicht zu Twitter zurückkehren. Ihm gefalle es bei Truth Social viel besser. Und auch am Samstag empfahl er seinen Anhänger*innen kurz vor Ablauf der Umfrage zwar noch die Teilnahme daran, schrieb aber dazu: „Wir gehen nirgendwo hin. Truth Social ist besonders!“ Nach der Wiederherstellung des Accounts äußerte sich Trump zunächst nicht über sein weiteres Vorgehen.

Facebook, wo Trump ebenfalls seit Januar 2021 gesperrt ist, will im kommenden Januar entscheiden, ob dem Ex-Präsidenten die Rückkehr angeboten werden könnte.

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