Paperless Paper: Batteriebetriebener E-Ink-Bilderrahmen im Test
Digitale Bilderrahmen sind ein beliebtes Weihnachtsgeschenk – etwa, um Großeltern am Aufwachsen ihres Enkels teilhaben zu lassen. Das Problem ist aber die externe Stromversorgung. Erstens muss eine Steckdose in der Nähe sein, zweitens sieht das Kabel nicht unbedingt ästhetisch aus. Es gibt zwar einige wenige Modelle mit Akku, die halten allerdings nur wenige Stunden, bevor sie wieder an die Steckdose müssen.
Abhilfe schaffen E-Ink-Displays. Diese kennt man von e-Readern und sie gibt es mittlerweile auch in Farbe. Ihr Vorteil: Dadurch, dass sie nicht beleuchtet werden müssen, hält ihr Akku sehr lange. Zudem verbrauchen sie nur Strom, wenn sich das Motiv auf dem Bildschirm ändert. Das hängt mit der Funktionsweise der Technologie zusammen. In einem farbigen E-Ink-Display befinden sich verschiedenfarbige Mikrokapseln, die durch ein elektrisches Feld gezielt an die Oberfläche gezogen werden. Sind sie erst dort angekommen, kann das elektrische Feld wieder deaktiviert werden.
Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen, erste Produkte sind aber bereits auf dem Markt. Amazon stellte Ende vergangenen Jahres etwa seinen ersten E-Reader mit farbigem E-Ink-Display vor. Auch Tablets und E-Ink-Bilderrahmen gibt es vereinzelt.
E-Ink-Bilderrahmen aus Deutschland
Das deutsche Start-up “The Wire UG” aus Leipzig ist eines der wenigen Unternehmen, die digitale E-Ink-Bilderrahmen anbieten. Die ersten Exemplare ihres Produkts “Paperlesspaper” wurden erst im November ausgeliefert. Bislang gibt es Paperlesspaper nur in der Variante OpenPaper 7 mit einem 7,3 Zoll großem Display. Eine 13 Zoll große Variante – das OpenPaper L – soll Anfang 2026 erscheinen.
Bei Paperlesspaper wird ein Spectra-6-Display verbaut. Dieses kann 6 Farben darstellen: Schwarz, Weiß, Rot, Gelb, Grün und Blau. Die Kombination davon ermöglicht eine Darstellung von 4.096 Farben, mit einer Auflösung von 800x480 Pixel. Das Display (16x9,5 cm) ist in einem Holzrahmen aus Esche (26x20 cm) gefasst, die Platine wurde extra für das Projekt entwickelt.
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Software sowie die Montage machen das Start-up selbst, und das merkt man. Vom 3D-gedruckten Batteriefach bis hin zur laser-gravierten Rückseite sieht man dem Paperlesspaper an, dass es sich um ein Liebhaberprojekt handelt. “Der Bilderrahmen war eigentlich mal ein Geburtstagsgeschenk für eine Freundin. Also es war anfangs wirklich ein gebasteltes Hobbyprojekt”, sagt Co-Gründer Daniel Böber zur futurezone. Und wie es sich für solche Projekte gehört, ist es Open Source, kann also von jedem Bastler selbst angepasst werden.
© Marcel Strobl
Batteriebetriebener Bilderrahmen
Betrieben wird der smarte Bilderrahmen von 4 AAA-Batterien. Alternativ kann man auch ein USB-C-Kabel anstecken, was die Vorteile zu einem normalen digitalen Bilderrahmen – sieht man von den geringeren Stromkosten ab – aber wieder zunichtemacht.
Die Bilder werden über eine App (für Android und iOS) oder Browser (Chrome) auf den Bilderrahmen geladen, ein Account ist dafür nötig. Bei der ersten Einrichtung braucht man etwas Geduld. Bis der Bilderrahmen mit dem WLAN verbunden ist, man ihn mit der App ansteuern kann und das erste Bild geladen ist, vergeht einige Zeit.
Mehrere Monate Laufzeit
In der App lässt sich auch einstellen, wie oft der Bilderrahmen aktualisiert werden soll. Die Optionen reichen von “alle 10 Minuten” bis “alle 24 Stunden”. Einen Timer, mit dem man einstellen kann, wann der Bildschirm etwa täglich aktualisiert, gibt es leider nicht. Wer sein neues Bild gleich begutachten will, kann auch den einzigen Knopf an der Rückseite des Bilderrahmens drücken.
Wie oft der Bilderrahmen aktualisiert wird, wirkt sich maßgeblich auf den Stromverbrauch aus. Wer nur gelegentlich Bilder wechselt (etwa einmal pro Tag) kommt über ein Jahr mit den mitgelieferten Batterien aus. Wer mehrere Bildwechsel pro Tag vorsieht, sollte mit 2 bis 6 Monaten Laufzeit rechnen. Die Zahlen beziehen sich aber auf Messdaten aus dem Labor und können in der Realität auch etwas abweichen.
Bildqualität mit Abstrichen
Ein Wechsel des Bildes dauert etwa 20 Sekunden. In dieser Zeit flackert der Bildschirm fröhlich vor sich hin. Die Bildqualität ist nicht mit einem echten Foto vergleichbar – aus der Nähe betrachtet ist es körnig, die einzelnen Farbpunkte sind klar zu erkennen. Aus einer Entfernung von 1,5 bis 2 Metern fällt das aber nicht so sehr auf. Gleichzeitig kann die Technologie noch nicht die satten Farben und Kontraste darstellen, die man von gedruckten Bildern kennt.
Laut Böber sei “Spectra 6 das, was technisch aktuell möglich ist”. Alternativen wie die Kaleido 3, die oft in E-Readern verbaut sind, hätten zwar mehr Farbabstufungen, würden aber noch blasser aussehen, besonders bei passiver Beleuchtung.
Testbild Farbsättigung
3 Bilder
Damit der E-Ink-Bilderrahmen am besten zur Geltung kommt, sollte auch die Beleuchtung passen. An Orten mit hellem Kunst- oder Tageslicht kommen die Bilder am besten zur Geltung. Bei nicht optimalen Lichtverhältnissen scheinen die Bilder dunkel oder ausgeblichen.
© Marcel Strobl
Das Bild selbst hat großen Einfluss darauf, wie es auf dem E-Ink-Display angezeigt wird. Kontrastreiche Bilder mit leuchtenden Farben wirken am besten. In der App können Bilder entsprechend nachbearbeitet werden, bevor man sie an den Bilderrahmen schickt.
© Marcel Strobl
Weitere Apps verfügbar
Wo Paperlesspaper glänzen kann, ist Text. Es lassen sich nämlich nicht nur Bilder anzeigen, sondern auch ein Kalender, die Wettervorhersage für einen bestimmten Ort, den Wikipedia-Artikel des Tages, ein Tagescountdown und vieles mehr.
Viele Apps befinden sich noch in der Beta-Version, die Integration der Google-Notizen bzw. des Google-Kalenders hat bei mir beispielsweise nicht geklappt. In Zukunft wollen die Entwickler zusammen mit den Nutzern weitere Inhalte für den Bilderrahmen entwickeln, z. B. eine Integration fürs Smart Home in Home Assistent.
© Marcel Strobl
Die zweite Baustelle, die demnächst angegangen werden soll, ist die Offline-Verfügbarkeit. Aktuell verbindet sich der Bilderrahmen nämlich noch mit den Servern des Unternehmens, um die Bilder zu laden. Das spricht gegen die Open-Source-Philosophie von Paperlesspaper. Hier soll es ein OTA-Softwareupdate geben, sodass man Inhalte direkt per Bluetooth oder WLAN auf das Gerät laden kann.
Teurer Spaß
189 Euro kostet der E-Ink-Bilderrahmen, der Versand nach Österreich schlägt noch einmal mit 20 Euro zu Buche. Das ist nicht wenig, wirkliche Alternativen gibt es aber wenige. Reflection Frame bietet einen 13-Zoll-Bilderrahmen für 320 Euro an, bei InkPoster kostet ein ähnliches Gerät stolze 700 Euro.
Das Unternehmen Switchbot stellte erst vor wenigen Tagen einen 7,3 Zoll großen E-Ink-Bilderrahmen mit Spectra-6-Technologie vor, der 150 Euro kostet. Neben Familienfotos lassen sich damit auch KI-generierte Bilder anzeigen, für deren Erstellung aber ein Abo nötig ist. Gleichzeitig werden auch Versionen mit 13,3 Zoll (ca. 34 cm) um 350 Euro und 31,5 Zoll (80 cm) für 1.500 Euro angeboten.
Grund für die hohen Preise ist das E-Ink-Display selbst, das laut Böber die teuerste Komponente ist. “Die Technologie erlebt aber gerade viel Hype und daher wird es sicher in Zukunft auch noch besser und auch günstiger werden”, meint er.
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Auf der Website von Paperlesspaper kann man den Bilderrahmen momentan nur vorbestellen. “Der Verkauf ist an sich gestartet, wir sind aber noch dabei, an den Lieferketten zu arbeiten. Wir gehen davon aus, dass wir noch im November einen echten Bestand bei uns haben und die Auslieferung dann auch schneller erfolgen kann. Wer jetzt bestellt, wird bis Weihnachten ein Display bekommen”, sagt Böber.
Fazit
Wer sich einen E-Ink-Bilderrahmen bestellt, darf sich keine Qualität wie bei Fotopapier erwarten. Das gilt nicht nur bei Paperlesspaper, sondern generell bei der Technologie. Mit der entsprechenden Bildbearbeitung lässt sich die Qualität zwar noch steigern. Besonders bei Schnappschüssen, die mit dem Handy gemacht wurden, hinkt die Leuchtkraft der Farben und die Auflösung herkömmlichen Fotos nämlich hinterher. Im richtigen Licht und mit den richtigen Inhalten sehen die E-Ink-Bilderrahmen aber sehr gut aus.
Die Bedienung per App funktioniert zuverlässig, auch wenn es hie und da noch einige Fehler auszumerzen gilt. Da das Projekt Open Source ist, können das Entwickler selbst in die Hand nehmen oder ihr Gerät entsprechend ihren Bedürfnissen anpassen.
Die Akkulaufzeit konnte in dem kurzen Zeitraum nicht ausreichend getestet werden. Da die Technologie an sich sehr stromsparend ist, sind die Angaben aber plausibel. Andere Hersteller wie Switchbot geben zudem Laufzeiten von bis zu 2 Jahren mit einer Akkuladung an.
Wer nach einem digitalen Bilderrahmen sucht, bei dem man Bilder aus der Ferne austauschen kann und der ohne externe Stromversorgung funktioniert, sollte ein Auge auf Paperlesspaper und die E-Ink-Technolgie generell werfen. Obwohl die Qualität der Bilder (noch) nicht brilliert, dürfte das viele Nutzer gar nicht stören. Schließlich ist es der Inhalt der Bilder, worauf es schlussendlich ankommt.
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