Börse: Amazon erstmals mehr als eine Billion Dollar wert
Nach dem Internetkonzern Apple hat auch der Online-Händler Amazon einen Börsenwert von einer Billion Dollar erreicht. An der Börse in New York kletterte der Kurs der Amazon-Aktie am Dienstag auf über 2.050 Dollar pro Stück - damit war das Unternehmen insgesamt eine Billion Dollar (860 Mrd. Euro) wert. Später gab die Notierung allerdings wieder nach, so dass der Börsenwert wieder unter eine Billion Dollar sackte. Apple hatte die symbolische Marke erst Anfang August übersprungen.
Der steile Aufstieg des Unternehmens, das sich in 20 Jahren vom Buchhändler zum „Allesverkäufer“ im Internet entwickelte und inzwischen noch etliche andere Branchen aufmischt, erreicht damit einen weiteren beachtlichen Meilenstein. Nebenbei wächst auch das Vermögen von Gründer Jeff Bezos - laut „Forbes“ bereits der reichste Mensch der Welt - durch die Aktien-Rally rasant weiter.
12 Nullen
Ein leichter Kursanstieg von knapp zwei Prozent reichte am Dienstag, um Amazons Börsenwert über die Billionenschwelle zu befördern. Zwar ist die Eins mit den zwölf Nullen keine Weltpremiere - der iPhone-Riese Apple schrieb bereits Anfang August Finanzgeschichte als erstes US-Unternehmen mit dreizehnstelliger Marktkapitalisierung. Das macht Amazons Erfolg jedoch kaum weniger beeindruckend: Seit Jahresbeginn ist der Aktienkurs um 75 Prozent gestiegen, damit wuchs der Börsenwert in diesem Zeitraum um über 435 Milliarden Dollar.
Zum Vergleich: Amazons größte Rivalen im US-Warenhandel - die Shopping-Giganten Walmart, Costco und Target - bringen es gemeinsam auf einen Börsenwert von gut 430 Milliarden Dollar. Der Bezos-Konzern ist zudem mehr wert als die zwölf größten Dax-Konzerne zusammen. Bezeichnend für die Dominanz des US-Tech-Sektors ist auch, dass die engsten Verfolger von Apple, dessen Börsenwert bei 1,1 Billionen Dollar liegt, und Amazon die Google-Mutter Alphabet und Microsoft sind. Beide könnten ebenfalls bald die Billionen-Marke knacken.
Reichster Chef
Für Amazon-Gründer Bezos zahlt sich die Euphorie der Anleger auch persönlich aus. Das US-Wirtschaftsblatt „Forbes“ schätzte das Vermögen des 54-Jährigen zuletzt auf 166,6 Milliarden Dollar (143,9 Mrd Euro) - damit liegt der Tech-Unternehmer in der Liste der reichsten Menschen der Welt inzwischen mit einem Vorsprung von mehr als 70 Milliarden vor Microsoft-Gründer Bill Gates und Starinvestor Warren Buffett. Bezos profitiert als Großaktionär persönlich stark von den Kursanstiegen der Anteilsscheine seines Unternehmens.
Der Aufstieg von Amazon ist vor allem dem Erfolg des Internets geschuldet. 1994 gab Bezos für seine große Vision - alles mögliche online zu verkaufen - einen komfortablen Wall-Street-Job auf und tauschte sein Büro in einem New Yorker Wolkenkratzer gegen eine Garage in Seattle. Er startete zunächst mit Büchern, entwickelte die Firma dann zum weltgrößten Internetkaufhaus und hält mit Amazons boomenden Cloud-Services, die etwa Start-ups IT-Anwendungen und Speicherplatz im Netz bieten, inzwischen unzählige Firmen am laufen.
Expansion geht weiter
Dabei läuft die Expansion weiter auf Hochtouren - im Streaming-Markt etwa jagt Amazons Prime-Dienst Marktführer Netflix und mit dem Aufbau einer eigenen Lieferlogistik tritt der Konzern immer stärker in Konkurrenz zu etablierten Paketzustellern wie UPS, Fedex oder DHL. Und niemand weiß so recht, welche Branchen Bezos als nächstes aufmischen wird. An der Börse hatte Amazon wegen chronisch roter Zahlen lange Zeit trotzdem einen eher schweren Stand. Doch seit der Konzern auch noch zuverlässig Gewinne liefert, ist er auch zu einem Liebling der Wall Street geworden.
Dennoch hat das Unternehmen aus Seattle längst nicht nur Fans. Wegen angeblich schlechter Arbeitsbedingungen gibt es immer wieder Kritik, zudem wird Amazon vorgeworfen, mit seiner großen Marktmacht und seinen Niedrigpreisen dem stationären Einzelhandel das Leben schwer zu machen. Amazons wohl mächtigster Feind heißt jedoch Donald Trump und sitzt im Weißen Haus. Der US-Präsident schießt schon lange gegen den Konzern, den er unter anderem für die Finanzprobleme der US-Post verantwortlich macht. Als Hauptgrund für Trumps Argwohn gilt allerdings eher, dass er mit der US-Zeitung „Washington Post“ auf Kriegsfuß steht, die häufig kritisch über ihn berichtet und sich im Privatbesitz von Amazon-Chef Bezos befindet.