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Europa-Trio beherrscht Markt für Auto-Halbleiter

Bei Hightech-Trends ist Europa selten in der Pole Position. Die große Ausnahme ist die Autoelektronik: Mit Infineon, STMicroelectronics und dem vor der Übernahme des US-Rivalen Freescale stehenden NXP -Konzern kommen drei der weltweit vier größten Hersteller von Halbleitern für Autos vom alten Kontinent. Diese Chips überwachen und steuern alles, was in Fahrzeugen wichtig: Von Stoßdämpfern über Bremsen bis hin zum Tempomat. Auch der österreichische Technologie-Konzern AT&S mischt auf diesem Markt mit.

Experten zufolge wird sich der technische Fortschritt bei Autos noch über Jahre in gewohnten Bahnen bewegen - die viel diskutierten selbstfahrenden Wagen sind noch in weiter Ferne. „In den nächsten zehn Jahren wird es keine Revolution geben - dafür werden sich aber die Technologien, die in Autos einziehen, definitiv schneller entwickeln“, sagt Fabio Marchio, Manager in der Automobilsparte von ST, zu Reuters. Der globale Markt dürfte nach Schätzungen der Marktforschungsfirma Gartner jährlich im Schnitt um sechs Prozent wachsen und in fünf Jahren 40 Milliarden Dollar schwer sein.

Komplexität steigt

Die Hälfte des Wachstums wird von der anziehenden Nachfrage nach Neuwagen getragen, die andere Hälfte resultiert aus der Tatsache, dass in den Fahrzeugen immer mehr Elektronik steckt. Neueinsteiger tun sich auf dem Markt schwer, da dort andere Gesetze herrschen als etwa in der Unterhaltungselektronik. Die Entwicklung eines neuen Autos ist horrend teuer und dauert üblicherweise fünf Jahre, danach wird das Modell zehn Jahre lang verkauft.

Zulieferer wie die Chip-Schmieden haben dadurch sehr enge Beziehungen zu den Autobauern. Da gleichzeitig immer mehr Funktionen in Autos von der Elektronik erledigt werden, steigt die Komplexität der Systeme enorm. „Man hat viele Einzelteile“, sagt Infineon-Chef Reinhard Ploss. Und der Trend werde sich so schnell nicht ändern. Das bayerische Unternehmen baue derzeit an Komponenten für Autos, die teilweise erst in fünf Jahren auf den Markt kommen.

Silicon Valley will unter die Motorhaube

Branchenexperten zufolge steigen die Anforderungen an die Rechenpower der Autoelektronik ständig, weshalb Computer-Zulieferer eine Chance für einen Markteinstieg wittern. Derzeit sind in einem Auto Halbleiter im Wert von durchschnittlich 340 Dollar verbaut - in fünf Jahren dürften es 400 Dollar sein. „Ein leistungsfähiger Computer an Bord würde dafür sorgen, dass ansonsten günstigere Elektronik verbaut werden könnte“, sagt Johann Hiebl, beim hannoverschen Zulieferer Continental zuständig für die Vernetzung von Fahrzeugen.

Chip-Bauer, die sich bislang auf die Belieferung von Computer- und Handyherstellern spezialisiert haben, stehen bereits in den Startlöchern, darunter Branchengrößen wie Qualcomm, Intel oder Nvidia. Insbesondere letztere sorgen derzeit für Aufsehen. Die Silicon-Valley-Firma wächst im Geschäft mit Autoelektronik derzeit am schnellsten - im vorigen Quartal schnellte der entsprechende Umsatz um drei Viertel nach oben, stellt aber weiterhin nur ein Bruchteil der Konzernerlöse.

Die Prozessoren von Nvidia werden in futuristischen Autos von Tesla, Audi, Volkswagen, Honda und Skoda verbaut. Die Strategie ist, dass die Rechenherzen nicht nur die zahlreichen Sensoren eines Autos kontrollieren, sondern auch ständig mit dem Internet Kontakt halten. Allerdings sind die für grafikintensive Computerspiele entwickelten Halbleiter mindestens zehnmal so teuer wie Halbleiter mit wenigen Funktionen.

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