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China arbeitet an riesiger Windkraftanlage mit 2 Rotoren

Das chinesische Unternehmen Mingyang ist Vorreiter, wenn es um V-förmige Doppel-Windräder geht. Ihre schwimmende Plattform namens OceanX ist bereits seit Ende vergangenen Jahres im Einsatz. Die 219 Meter hohe und 369 Meter breite Anlage hat eine Gesamtleistung von 16,6 Megawatt und soll 30.000 Haushalte mit Strom versorgen können.

Nun plant Mingyang aber eine Windkraftanlage, die andere Rekordwindräder ohne Probleme in den Schatten stellt. Die schwimmende Offshore-Anlage mit 2 Rotoren soll eine Leistung von 50 MW haben und damit alle Windkraft-Rekorde brechen, wie der Unternehmensgründer Zjang Chianwei am Montag beim China Wind Power Gipfel in Peking bekannt gab. Das 50-MW-Modell besteht aus 2 24,5-MW-Turbinen, die Mingyang ebenfalls erst gestern präsentierte.

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2 Turbinen auf einer Plattform

Es gibt bislang nur eine Handvoll Hersteller, die Windkraftanlagen im Leistungsbereich von 25 MW entwickeln. Herkömmliche moderne Offshore-Anlagen bewegen sich eher zwischen 10 und 15 MW. Mingyang ist aber das einzige Unternehmen, das gleich 2 solcher Turbinen auf einer Plattform verbaut.

Mingyang konnte mit seinem OceanX-Prototyp bereits Erfahrungen mit der Bauart sammeln. Die neue Anlage muss aber entsprechend größer gebaut werden. Anstatt einer Höhe von 219 Metern soll die Gesamthöhe mehr als 300 Meter betragen. Die Rotornabe befindet sich auf einer Höhe von 165 Metern, ein Rotorblatt ist 155 Meter lang.

Technisches Wunderwerk mit Herausforderungen

"Das ist nicht nur ein technisches Wunderwerk - es kann auch ein strategischer Schritt zur Ausweitung der Offshore-Windenergie in europäischen und chinesischen Tiefgewässern sein", schreibt Umang Mehrotra, Senior Analyst für Offshore-Windenergieforschung bei Rystad Energy, auf LinkedIn. "Allerdings könnte es noch logistische Herausforderungen mit sich bringen."

So soll die 50 MW Anlage aussehen.

Die logistischen Herausforderungen wachsen natürlich mit der Größe der Anlagen. Die kleinere OceanX-Anlage verdrängt 15.000 Tonnen Wasser, die große Anlage dürfte um ein Vielfaches schwerer sein. Allein eine einzelne 25MW-Anlage, die Mingyang ebenfalls als schwimmendes System entwickelt, verdrängt knapp 20.000 Tonnen Wasser. Um die Einzelteile dafür zu transportieren und im Wasser aufzubauen, braucht es Spezialschiffe und Spezialkräne. Auch hafennahe Fertigungshallen und einen geeigneten Hafen, wo ausreichend Platz zur Verfügung steht, ist nötig.

Einsatz in europäischen Gewässern?

Es kann sogar sein, dass die 50-MW-Anlage in europäischen Gewässern Strom produziert. Mingyang verkündete nämlich kürzlich einen Plan, eine Fabrik in Schottland aufbauen zu wollen. Der britische Analyst Chao Guo schreibt ebenso auf LinkedIn: "Man muss sich wundern - ist dieser revolutionäre schwimmende 50MW-Gigant für schottische Gewässer bestimmt?"

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Die Massenproduktion ist für 2026 geplant. Ziel ist, die Baukosten pro Kilowatt unter umgerechnet 1.200 Euro zu drücken. Die gesamte Anlage würde also 60 Millionen Euro kosten. Die Anlagenkosten für Offshore-Windräder inklusive Festlandanbindung liegen momentan je nach Lage zwischen 2.200 und 3.400 Euro pro Kilowatt. Damit lassen sich laut IG Windkraft Stromgestehungskosten zwischen 5,5 und 10,3 Cent pro Kilowattstunde realisieren.

Vorerst 50 Einheiten pro Jahr geplant

2026 sollen laut Mingyang 50 Einheiten der Mega-Anlage gebaut werden, später soll die Produktion auf 150 Einheiten pro Jahr aufgestockt werden. Eine einzige Anlage würde 60.000-70.000 Haushalte mit Strom versorgen. Um alle Privathaushalte in Österreich zu versorgen (ca. 4 Millionen), wären also nur rund 60 Anlagen dieser Art nötig.

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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