E-Auto-Flotte der Post als Speicher für grüne Energie
Photovoltaik und Windkraft sind volatile Energiequellen. Die Stromerzeugung schwankt je nach Witterung - bei Dunkelheit und Flaute steht kaum Strom zur Verfügung, zur Mittagszeit und bei Wind ist die Stromproduktion am höchsten. Das sorgt nicht nur bei Großverbrauchern für Ungewissheit bei der Planung, sondern stellt auch das Stromnetz unter Stress.
Im EU-Projekt O-CEI sollen Technologien entwickelt werden, die bei der besseren Verteilung des Stroms helfen und somit das Netz entlasten können. Aus Österreich nehmen die Energie Steiermark zusammen mit der Österreichischen Post und dem Mobilitätsunternehmen AVL an dem Projekt teil. Ihr Ziel: elektrische Postautos intelligent gesteuert zu laden und somit nicht nur möglichst günstigen Strom zu nutzen, sondern auch das Netz zu entlasten.
© Alex Krischner
"Die Kooperation mit über 50 internationalen Kooperationspartnern und Partnerinnen zeigt, wie Partnerschaften Innovation beschleunigen. Durch den Einsatz von Daten und KI senken wir Emissionen und entwickeln neue Geschäftsmodelle – so gestalten wir die Energiezukunft aktiv mit", sagen Martin Graf und Werner Ressi, Vorstand der Energie Steiermark.
E-Autos effizient laden
Die Experten von AVL entwickeln eine Steuerungssoftware, bei der alle relevanten Daten zusammenkommen. Stromproduzenten und Netzbetreiber liefern Daten, wann wie viel Strom produziert wird und wie stark das Netz ausgelastet ist. Auch Wetterprognosen können mit einbezogen werden, um zu sehen, ob etwa in den nächsten Stunden viel Photovoltaikstrom zu erwarten ist oder nicht. Gleichzeitig übermitteln Batteriesensoren in den E-Autos der Post und in stationären Speichern an den Standorten ihren Ladestand. “Die Software entscheidet dann, wann und wie lange jedes Auto geladen wird”, sagt Projektleiter Patrick Landerl von der Energie Steiermark.
Bereits jetzt lädt die Post ihre E-Autos zeitlich gestaffelt oder gedrosselt, damit das Netz nicht überlastet wird und dennoch alle Fahrzeuge am nächsten Morgen voll geladen sind. Doch Fahrzeuge, die nur kurze Wege zurücklegen, müssen gar nicht vollgeladen werden. “Wir wollen jede Route und jedes Auto individuell betrachten, das passiert jetzt noch nicht”, sagt Landerl.
Der Postler kriegt davon im besten Fall nichts mit und kann seiner Arbeit wie gewohnt nachgehen. Im Hintergrund wird sein Auto aber mit möglichst günstigem oder grünem Strom aufgeladen.
Auto-Flotte als Stromspeicher
Das von der EU unterstützte Projekt geht noch bis 2028, doch die österreichischen Projektpartner denken schon darüber hinaus. In Zukunft sollen die vielen Batterien der E-Autoflotte als eine große Batterie zusammenarbeiten und ihren Strom bei Bedarf auch wieder ins Netz speisen können. Die Energie Steiermark hat sich in den vergangenen Jahren bereits ausgiebig mit diesem bidirektionalem Laden beschäftigt. “Wir sind einer der größten Ladeinfrastrukturbetreiber Österreichs und haben sehr viel Know-how mit Flotten von Kunden”, sagt Landerl.
Bislang gib es nur Pilotprojekte, die sich mit bidirektionalem Laden beschäftigen, “in den nächsten Jahren wird das aber zur Verfügung stehen”, ist sich Landerl sicher. In der Software, die beim O-CEI entwickelt wird, wird das bereits mitberücksichtigt. So ist man auch für die Zukunft gewappnet.
Der Artikel entstand in einer Kooperation zwischen futurezone und dem next-incubator der Energie Steiermark.