
"Bitcoin ist für globale Zahlungsströme viel zu langsam"
Wir bezahlen mit dem Smartphone und erledigen alle Bankgeschäfte in einer App – kaum eine andere Branche hat sich durch den digitalen Wandel so stark verändert wie die Banken. Der Transformationsprozess wird durch den rasanten technischen Fortschritt auch in den kommenden Jahren anhalten.
Was auf uns zukommt und worauf wir uns einstellen können, haben wir Ekkehard Preis gefragt. Er ist Managing Director der Erste Digital, dem IT-Provider für alle Töchterbanken der Erste Group in Zentral- und Osteuropa, darunter in Österreich für die Erste Bank und Sparkassen.
Preis spricht im futurezone-Interview über die Gamechanger Quantencomputer und Künstliche Intelligenz, über anstehende Innovation sowie über Bargeld und Bitcoin.
futurezone: Ob Bezahlen mit dem Handy, Überweisungen in der George-App oder das Einholen von Informationen – viele Bankgeschäfte laufen längst digital ab. Welche Rolle spielt die IT innerhalb der Erste Group?
Ekkehard Preis: Als Erste Digital sind wir der zentrale IT-Dienstleister für das gesamte Unternehmen – mit 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie mehrere 100 externe Kolleginnen und Kollegen. Sie betreiben und entwickeln nicht nur alle digitalen Produkte, die für die Kundinnen und Kunden sichtbar sind, sie stellen auch sicher, dass die komplette IT der Erste Group in mehreren Ländern sicher und reibungslos läuft.
Wie geht es ihnen dabei, mit der Rekrutierung von Fachkräften?
Eine Bank muss heutzutage eine besonders starke IT-Kompetenz haben. Insofern sind wir ständig auf der Suche nach den besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Als eines der größten und modernsten Finanz-IT-Unternehmen mit Standorten in Österreich, Tschechien und der Slowakei beobachten wir am Arbeitsmarkt reges Interesse an unseren Stellenausschreibungen.
© Erste Bank
Was macht die Erste Digital als Arbeitgeberin attraktiv?
Wir bieten insofern spannende Tätigkeitsfelder, weil wir technisch bestens ausgestattet sind und ein breites Spektrum abdecken. Bei uns kann man sich mit den unterschiedlichsten Technologien beschäftigen – vom Mainframe-Computer und Künstlicher Intelligenz über Mobile-Apps und Security bis hin zum Quantencomputer. Aus- und Weiterbildung ist ein Fokus.
Was sind die größten Herausforderungen bei der digitalen Transformation der Bankgeschäfte?
Das Internetbanking-George beziehungsweise die George-App auf dem Smartphone ist jener Ort, wo heutzutage ein Großteil der Bankgeschäfte stattfindet. Es ist unsere Auslage und der zentrale Kontaktpunkt zu unseren Kundinnen und Kunden. Daher legen wir besonders großen Wert auf eine einwandfreie Usability. George wurde nicht nur von Technikerinnen und Technikern entwickelt, sondern vor allem auch Expertinnen und Experten, die auf Benutzerfreundlichkeit spezialisiert sind.
Künstliche Intelligenz ist derzeit in aller Munde. Inwieweit spielt KI bei den Bankgeschäften eine Rolle?
Wir beschäftigen uns mit Machine-Learning und KI schon eine ganze Weile, vor allem im Bereich Transaktionsklassifizierung und Überwachung sowie zum Beispiel auch der Betrugsvermeidung. Was nun dazukommt, sind die generativen KI-Modelle wie ChatGPT und Microsoft Copilot, die in Zukunft in der einen oder anderen Form auch unseren Kundinnen und Kunden zugutekommen werden.
"Die Bitcoin-Blockchain ist für globale Zahlungsströme viel zu langsam."
Wie werde ich als Erste-Bank-Kundin/Kunde künftig mit KI-Modellen in Berührung kommen? Was kann man sich darunter vorstellen?
Wir arbeiten an Tools, die die Menschen unterstützen. Wir tüfteln an Werkzeugen, die in erster Linie einen Mehrwert für unsere Kundinnen und Kunden bieten. Denkbar wäre etwa, dass man mithilfe eines KI-Chatbots seine verloren gegangene Bankkarte sperren lassen kann. Man bräuchte dann nicht mehr nach den jeweiligen Menüs und Formularen suchen, sondern könnte eine Kartensperre im Rahmen einer natürlichen Konversation veranlassen.
Das klingt so, als könnte man in Zukunft auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verzichten.
Nein, die KI wird nicht unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ersetzen. Wir werden immer eine Bank sein, die Filialen hat und bei der man von Menschen beraten wird. Die generativen KI-Modelle bieten aber zusätzliche Möglichkeiten, mit denen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützt werden können.
Sie haben angesprochen, dass die Erste Digital mit Quantencomputern arbeitet.
Ja. Genau wie KI wird Quantencomputing wahrscheinlich ein echter Gamechanger für die Finanzbranche. Diese revolutionäre Technologie eröffnet völlig neue Perspektiven, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Die größten Umwälzungen erwarten wir zunächst in der IT-Sicherheit, gefolgt von deutlichen Effizienzsteigerungen bei Risikoanalysen, Portfoliooptimierung und der Betrugserkennung. In Zusammenarbeit mit unseren Partnern arbeiten wir bereits intensiv an quantensicheren Verschlüsselungsmethoden. Parallel dazu sammeln wir wertvolle praktische Erfahrungen, indem wir erste Anwendungsfälle auf Quantencomputern unserer Partner testen.
"Rein aus der technologischen Perspektive betrachtet, spricht vieles für bargeldlos."
Bitcoin und Kryptowährungen haben in den vergangenen Monaten wieder einen Hype erfahren. Inwieweit werden sie Bankgeschäfte verändern?
Entgegen vieler enthusiastischer Erwartungen bietet die Blockchain im Bankensektor kaum technologische Vorteile gegenüber bewährten Lösungen. Zwar ist das Konzept eines sogenannten globalen, dezentralen Ledgers oder Hauptbuchs auf Deutsch faszinierend, doch hat sich auch Jahre nach dem Blockchain-Hype neben Kryptowährungen kein wirklich überzeugender Anwendungsfall etabliert. Die Bitcoin-Blockchain etwa ist für globale Zahlungsströme viel zu langsam. Moderne Alternativen wie Instant Payments oder Peer-to-Peer-Lösungen bieten heute schon, was Blockchain verspricht: sekundenschnelle, kostengünstige Transfers rund um die Uhr.
Bei dem rasanten technologischen Fortschritt besteht mancherorts die Befürchtung, das Bargeld könnte abgeschafft werden. Sind diese Sorgen berechtigt?
Dafür gibt es keinen Grund; das Bargeld bleibt. Rein aus der technologischen Perspektive betrachtet, spricht vieles für bargeldlos. In erster Linie, weil die Technik viel mehr Möglichkeiten bietet und wesentlich einfacher zu benutzen ist. Aber: Wir leben in einer liberalen Welt, in der dem Bargeld ein besonderer Wert zukommt. Man denke nur an die Freiheit und Unabhängigkeit. Allein deswegen hat das Bargeld seine Berechtigung.
Auf welche technischen Neuerungen kann man sich als Bankkundin und -kunde in den kommenden Jahren konkret einstellen?
Künstliche Intelligenz ist ein wichtiger Baustein unserer technologischen Transformation. Darüber hinaus konzentrieren wir uns darauf, Banking für unsere Kunden so einfach und flexibel wie möglich zu gestalten – egal ob am Smartphone, am Computer oder in der Filiale.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit Erste Bank und Sparkassen.