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Österreicher bewegen sich wieder mehr, nur nicht in Öffis

Die Österreicher sind auf dem Weg in die vielfach beschworene "neue Normalität" wieder deutlich mobiler, setzen aber noch kaum auf öffentliche Verkehrsmittel. Das zeigen anonymisierte Bewegungsdaten, die das Telekomunternehmen A1 und das Grazer Unternehmen Invenium an den Covid-19-Krisenstab liefert. Die Fraktion der Zuhausebleiber nimmt zwar wieder ab, ist aber noch größer als vor der Krise.

Die täglichen Analysen über die Bewegungsmuster des Spin-offs der Technischen Universität ( TU) Graz, Invenium, beruhen auf Information darüber, welche Mobiltelefone sich über die SIM-Karte über den Tag verteilt an welchen Handymasten einwählen. Die Grunddaten bleiben zu jeder Zeit bei A1. Jedes Handy erhält eine für das Tracking automatisch zufällig generierte Nummer zugewiesen, die alle 24 Stunden neu vergeben wird.

Teilweise Öffnung wirkt sich aus

An den Werktagen der vergangenen Wochen wird das Ausmaß der Mobilitätsreduktion klar: Der Anteil der Österreicher, die pro Tag geschätzt weniger als einen Kilometer zurücklegen, stieg von beständigen rund 27 Prozent vor der Coronakrise in der Woche von 23. bis 27. März auf den Höchststand von 56 Prozent an. In den vergangenen beiden Wochen (27. bis 30 April und 4. bis 7. Mai) schrumpfte diese Gruppe nun auf zuerst 43 und zuletzt 37 Prozent zusammen, sagte Mario Mayerthaler von A1 zur APA: "Vom Vorkrisen-Niveau" oder 'old normal' sind wir aber noch deutlich entfernt."

Die zumindest teilweisen Öffnungen in bestimmten Branchen sind an den Daten eindeutig ablesbar. Die Gruppe jener, die werktägig über zehn Kilometer zurücklegen, machte in der vergangenen Woche bereits wieder 30 Prozent aus - und das nach einem Absinken um den Lockdown-Höhepunkt auf nur noch 15 Prozent - ausgehend vom Normalwert um die 37 Prozent. Weniger Veränderung über den gesamten Coronakrisen-Verlauf gab es bei jener Personengruppe, die zwischen einem und zehn Kilometer zurücklegt, die an Werktagen bei rund 30 Prozent weitestgehend stagnierte. Diese "normalen Alltagswege" wurden also insgesamt weniger reduziert, so der Verkehrswissenschafter Michael Cik von Invenium.

Die Österreicher bleiben derzeit nur noch zu 11 Prozent eher daheim als vor der Corona-Krise

Ausflüge ohne Restaurantbesuch

Auch an den Wochenenden sind die Zuhausebleiber bei weitem nicht mehr so zahlreich: Waren ihnen an den Wochenenden im Herzen des Lockdowns noch recht beständig um die 60 Prozent an Samstagen und deutlich mehr als 60 Prozent an Sonntagen zuzurechnen, waren es am ersten Maiwochenende nur noch 44 (Samstag) bzw. 56 Prozent (Sonntag). Das Niveau wie vor der Krise ist hier allerdings noch nicht erreicht. So auch bei der mobilen Bevölkerungsgruppe, die zuletzt jedoch ebenfalls wieder stark angewachsen ist. Während der Einkaufsverkehr am Samstag wieder stark anfährt, geben die Rahmenbedingungen etwa den klassischen Wochenendausflug inklusive Gasthausbesuch ja bekanntlich noch nicht her.

Schub ab 15. Mai erwartet

Mit einem weiteren Schub in Richtung des Mobilitätsverhaltens vor dem Maßnahmen sei dann spätestens übernächste Woche zu rechnen, wenn die Schulen den gestaffelten Unterrichtsbetrieb wieder aufnehmen. Das Aufsperren der Gastronomie unter Auflagen am Freitag (15. Mai) wird hier auch ein Faktor: Momentan registriere man etwa auf bekannten Einkaufmeilen, wie der Wiener Mariahilfer Straße sowie dem Stephansplatz und Graben schon wieder viel mehr Menschen. Die noch recht flachen Kurven fallen gegen Abend hin nochmals rapide ab, weil Geschäfte schließen und Gastro- sowie Kulturangebote noch nicht zur Verfügung stehen, erklärte Cik.

Einsame Sehenswürdigkeiten

Frappant ist hier ein Jahresvergleich: So zählte man am Stephanplatz und Graben am 11. Mai 2019 (von 7.00 bis 24.00 Uhr) über 120.000 heimische SIM-Karten-Nutzer und zusätzlich fast 40.000 aus dem Ausland. Am vergangenen Samstag (2. Mai) waren dort etwas über 30.000 österreichische SIM-Karten und nahezu keine Roamingbesucher eingeloggt. Von den quasi "historischen Daten" an derartigen "Hochfrequenzorten sind wir also noch meilenweit entfernt", auch weil die Touristen wegfallen, sagte Cik.

Leere Öffis

Für den Verkehrsforscher sehr interessant ist die anhaltende extreme Flaute bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Hier gab es durch den Lockdown massive Einbrüche von 80 bis 90 Prozent im Nah- und Fernverkehr. "Wie man dieses Rückgrat des Verkehrs wieder in die Gänge bekommt", sei eine der wichtigsten Fragen der kommenden Wochen, sagte Cik. Im öffentlichen Fernverkehr beträgt der Rückgang nämlich immer noch 75 bis 80 Prozent, im Öffi-Nahverkehr sind es überdies noch Reduktionen zwischen 65 und 80 Prozent. Aufgrund des subjektiven Sicherheitsgefühls sei eben "das Auto wieder sehr attraktiv geworden". Ob und wie lange dieser Effekt anhält, sei offen.

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