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Branche sieht sich bei Wasserstoff-Lkw ausgebremst

Verfechter*innen der Mobilität mit Wasserstoff sind erzürnt. Am 2. Juni hat die Bundesregierung ihre Wasserstoffstrategie für Österreich vorgestellt. Wasserstoff sei ein wichtiger Bestandteil der Energiewende, heißt es darin. Er soll künftig bei der Dekarbonisierung der Industrie helfen und das Energiesystem revolutionieren. Im Mobilitätsbereich setzt die Strategie vor allem darauf, dass Flug- und Schiffsverkehr schrittweise durch Wasserstoff von fossilen Treibstoffen loskommen. Im Schwerverkehr auf der Straße wird der Einsatz von Wasserstoff zwar schon als Option, aber als weniger prioritär gesehen.

Branchenvertreter*innen betonen, dass Wasserstoff-Lkw und Busse serienreif sind und einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasemissionen leisten können. Bei der Produktion von Wasserstoff und der Verteilinfrastruktur hapere es allerdings noch und hier wünsche man sich mehr staatliche Unterstützung.

Fahrzeuge vorhanden und emissionsfrei

"Im Schwerlast- und Fernverkehr ist eine mittelfristige Zukunft über batterieelektrische Fahrzeuge nicht darstellbar", meint Roland Punzengruber, Import Managing Director bei Hyundai. Der Fahrzeughersteller ist Teil der Initiative Green Energy Center. Am Donnerstag demonstrierte sie in Innbruck, wie praxistauglich grüne Wasserstofftechnologie in der Güterlogistik des Lebensmittelhändlers Mpreis ist.

"Wir sollten nicht vergessen, dass 30 Prozent der Treibhausgasemissionen in Österreich durch den Verkehr generiert werden", meint Punzenguber. In der Luft- und Schifffahrt sei die Umstellung auf klimafreundlichere Antriebe zweifellos wichtig, die dafür notwendigen Technologien seien aber noch deutlich von der Marktreife entfernt, während Wasserstoff-Lkw bereits erhältlich seien.

Dass Fracht auf langen Strecken mit der Bahn transportiert wird, sei laut Experten wünschenswert, aber nicht überall komme man ohne Lkw aus

Umstrittener Fokus auf Effizienz

In der Wasserstoffstrategie wird ein starker Fokus auf die Gesamtsystemeffizienz von Antrieben gelegt. Da grüner Wasserstoff durch die Elektrolyse von Wasser erzeugt wird und es dadurch, sowie bei der Umwandlung von Wasserstoff zu Strom durch Brennstoffzellen zu Verlusten kommt, werden batterieelektrische Fahrzeuge als die effizienteren gesehen. Durch die geringe Leistungsdichte von Batterien sowie ihr hohes Gewicht, wird Wasserstoff bei Lkw ab einer Tagesfahrleistung von 300 Kilometer ein Vorteil eingeräumt.

Laut Punzengruber sei der Fokus auf Effizienz falsch. Wasserstoff-Lkw hätten etwa wesentlich kürzere Betankungs- und damit Stehzeiten, was sie für Logistikunternehmen wirtschaftlicher mache, außerdem komme man mit einer Füllung Wasserstoff weiter als mit einer Batterieladung. Dazu kämen Vorteile wie ein geringeres Eigengewicht, was mehr Zuladung ermögliche. Die begrenzte Lebenszeit von Batterien müsse man auch in Kalkulationen einbeziehen.

Staat soll Henne-Ei-Problem lösen

Die größten Probleme für Wasserstoff-Lkw seien einerseits ihr hoher Preis. Laut Punzengruber sei ein Brennstoffzellenfahrzeug um den Faktor 2,5 bis 4 teurer als ein Diesel-Lkw. Andererseits ist die Menge an erzeugtem grünen Wasserstoff derzeit noch sehr gering. Die Verteilung an Tankstellen erfolge mittels konventioneller Lkw, langfristig wäre ein Umbau des Erdgasnetzes vorstellbar. Bei diesen Punkten bedarf es großer Unterstützung durch den Staat. Nach dem Henne-Ei-Prinzip würden Unternehmen davon abgehalten, ihren Gütertransport auf Wasserstoff umzustellen, wenn es zu wenig Wasserstoff und zu wenig Tankstellen gebe.

Von der Regierung wird gefordert, diese Problematik anzuerkennen und den Bereich stärker zu fördern, denn: "Jeder Tag, an dem keine CO2-neutralen Fahrzeuge im Schwerlastverkehr zum Einsatz kommen, bedeutet hunderte Tonnen mehr an CO2-Ausstoß." Anderswo laufe es besser, etwa in der Schweiz. Dort seien bereits 50 Brennstoffzellen-Lkw im Einsatz. Der Staat erlässt ihnen die Mautgebühren, weshalb sich der Betrieb für Unternehmen auszahle. Auch Bayern sei bei Wasserstoff offensiver.

Technologieoffenheit vs. Wettbewerb

2025 sollen 1000 Wasserstoff-Lkw und -Busse in Österreich im Einsatz sein, lautet der Wunsch des Green Energy Center. Das deckt sich mit einer Forderung von H2 Mobility, eines anderen Wasserstoff-Konsortiums, das im Jänner 2022 einen Plan für das Ausrollen von 2000 Wasserstoff-Lkw bis 2030 vorgelegt hat.

Das Bundesministerium für Klimaschutz, das die Wasserstoffstrategie verfasst hat, beteuert auf Anfrage der futurezone, technologieoffen zu sein und entsprechende Förderprogramme anzubieten. Laut Punzengruber sei dies problematisch, weil Wasserstofffahrzeuge dadurch mit batterielektrischen in einen Wettbewerb treten. Besser wäre eine isolierte Wasserstoffförderung, um Elektrolyse-Kapazitäten und Infrastruktur rasch auf die Beine zu stellen.

Alle Optionen offen halten

Sebastian Kummer, Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik an der WU Wien, kann den Forderungen etwas abgewinnen. "Man braucht künftig mehrere Optionen im Straßengüterverkehr, und dazu müssen auch Wasserstoff und Derivate wie E-Fuels (synthetische Kraftstoffe aus Wasserstoff, die in Verbrennungsmotoren eingesetzt werden können) zählen." Die Abhängigkeit von einer Technologie sei schlecht. Bei Batterien werde bisher etwa kaum die Frage gestellt, woher die dafür notwendigen Rohstoffe kommen.

Dass die Gesamtsystemeffizienz von batterieelektrischen Fahrzeugen besser sei, sei laut Kummer Fakt. "Nur nach der Energieeffizienz zu gehen, ist aber falsch." Wasserstoff biete im Schwertransport einige Vorteile. Außerdem müsse das Zusammenspiel zwischen Wasserstoff und Energiewirtschaft beachtet werden.

Initiativen wie das Green Energy Center zeigen laut Kummer, dass Unternehmen in den Bereich Wasserstoff einsteigen wollen, obwohl die Unterstützung durch die Politik noch verhalten sei. Der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur sei kostspielig, bei der Bereitstellung von Infrastruktur zum Laden von batterieelektrischen Fahrzeugen stehe man aber ebenso vor Herausforderungen. Dazu kämen Nachteile wie die Energiedichte, für die Lösungen zwar anvisiert werden - etwa Feststoffbatterien. Es sei aber nicht absehbar, ob sie jemals gelingen. Die Politik wäre jedenfalls gut beraten, wenn sie Pilotprojekte im Wasserstoff-Bereich fördere, um sich für die Zukunft alle Optionen offen zu halten.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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