Bis 2030 sollen 2000 Wasserstoff-Lkw in Österreich fahren
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Lastwägen, die mit Wasserstoff im Tank emissionsfrei über die Straße rollen, sollen künftig einen wichtigen Beitrag dazu leisten, um die Treibhausgasemissionen im Transportsektor zu senken. Davon überzeugt ist das 2021 gegründete Konsortium "H2 Mobility", dem 11 Unternehmen angehören, u.a. OMV, die Fahrzeugentwickler AVL List und Magna, Post, REWE, Spar und Verbund. Gemeinsam mit dem Unternehmensberater Deloitte wurde am Donnerstag ein Plan vorgelegt, wie man bis 2030 rund 2000 mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Lkw auf Österreichs Straßen bringen könnte.
Grün muss er sein
Das Konsortium erhofft sich, dadurch konventionell angetriebene Lkw zu ersetzen und somit einen Beitrag zur Dekarbonisierung zu leisten. Der Frachtverkehr wächst, daher sei es gerade in diesem Bereich wichtig, klimafreundliche Technologien durchzusetzen. Außerdem soll ein neuer Wirtschaftszweig rund um Wasserstoff ausgebaut und sichergestellt werden, dass heimische Unternehmen dabei international wettbewerbsfähig sind. Wichtig ist, dass es sich dabei um "grünen" Wasserstoff handelt, er also mit Strom aus erneuerbaren Energien und nicht aus der Umwandlung von Erdgas hergestellt wird.
Derzeit wird grüner Wasserstoff nur in kleinen Mengen hergestellt. Im ganzen Land gibt es nur zwei handvoll Wasserstofftankstellen. Brennstoffzellen-Lkw gibt es nur von wenigen Herstellern. Das soll sich rasch ändern, wenn es nach H2 Mobility geht. Noch 2022 wollen die Unternehmen rund 65 Wasserstoff-Lkw anschaffen. Parallel sollen eigene Fahrzeuge entwickelt werden, z.B. ein "Austro H2 Truck". Dazu gab und gibt es in Österreich schon Forschungsprojekte. Mehr Tankstellen sind freilich auch gefragt.
Staat soll unter die Arme greifen
Für all diese Vorhaben seien 420 bis 460 Millionen Euro an staatlicher Unterstützung notwendig, u.a. um 80 Prozent jener Kosten zu übernehmen, die Wasserstoff-Lkw mehr als Diesel-Lkw kosten. Bis 2025 sollen solcherart 500 Lkw angeschafft werden können, 2000 Stück bis 2030 (das sind weniger als 1 Prozent des aktuellen Lkw-Gesamtbestandes von rund 511.000 Stück). Eingreifen soll der Staat auch beim Preis für den Wasserstoff. Das Schwanken der Strompreise wirke sich auch auf den Wasserstoff aus. Bewegt sich der Preis zu stark, könnten Unternehmen vor Brennstoffzellenfahrzeugen zurückschrecken. Hilft man der Wasserstoffmobilität hingegen auf den Weg und bietet Unternehmen eine zentrale Förderstelle, werde sich der Bereich rasch weiterentwickeln. Der Staat könne 475 Millionen Euro an Wertschöpfung im Land erwarten.
In der Schweiz bereits im Einsatz
Ein Beispiel, wie es laufen kann, bringt die Spedition Gebrüder Weiss. Sie setzt in der Schweiz bereits einen Wasserstoff-Lkw ein, noch 2022 sollen 2 weitere Exemplare folgen. Die Fahrzeuge seien zuverlässig, können genauso schnell wie Diesel-Lkw betankt werden und haben eine vergleichbare Reichweite. Die Kosten für den Wasserstoff seien allerdings momentan um das dreifache höher als jene für Diesel. Staatliche Unterstützung sei daher maßgeblich.
Für klimabewusste Unternehmen stellten Wasserstoff-Lkw eine Gelegenheit dar. Das sieht auch die österreichische Post so. Sie will ihre Treibhausgasemissionen senken und misst diese seit 2009 konsequent. Während es v.a. durch Reduktionen im Gebäudebereich seitdem insgesamt einen Rückgang gibt, gab es in der Transportlogistik einen Anstieg. 2023 sollen die ersten Wasserstoff-Lkw in die Post-Flotte aufgenommen werden.
Produktionsausbau realistisch
Alexander Trattner, der Leiter des Grazer Wasserstoff-Forschungszentrum HyCentA, meint zur futurezone, dass der Plan realistisch klinge. Noch 2022 werden einige neue Erzeugungsanlagen für grünen Wasserstoff in Betrieb gehen. Diese Elektrolyseure, die Wasserstoff aus Wasser gewinnen, seien modular, die Produktionskapazität könnte also relativ einfach erweitert werden.
Bei schweren Lkw auf langen Strecken sei Wasserstofftanks Batterien als Stromspeicher überlegen - wegen höherer Reichweite und geringerem Gewicht, aber auch durch weniger Einsatz seltener Ressourcen und leichterem Recycling. Der vielleicht größte Vorteil sei aber, dass Strom aus erneuerbaren Quellen dadurch leichter gespeichert, über große Distanzen transportiert und saisonal übertragen werden kann. Dadurch würde der Nachteil der Umwandlungsverluste gegenüber Batterien mehr als wettgemacht.
Schiene nicht überall optimal
Auf die Frage, ob man Investitionen in Wasserstoff-Lkw nicht alternativ für die Verlagerung auf die Schiene verwenden könnte, meint Trattner: "Die Schiene hat die geringsten Fahrwiderstände und ist eine der effizientesten Antriebsformen. Wenn wir Frachtverkehr auf die Schiene verlagern, hilft uns das auf jeden Fall bei der Mobilitätswende, aber es wird nicht die alleinige Lösung sein. Gerade für die Anbindung an internationale Märkte sind Wasserstoff-Lkw ein Konzept, das viele Vorteile bietet."
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