Digital Life

YouTube ersetzt bei Jugendlichen das Radio

Die Musikvideos würden sie sich nur ansehen, um Tanzschritte nachzumachen oder sich Gitarrenriffs abzuschauen. Schorb erforscht seit 2003 an der Uni Leipzig in Langzeitstudien die Mediennutzungsgewohnheiten der Jugendlichen. Für die aktuelle Studie „Klangraum Internet“ befragte sein Team mehr als 3800 Heranwachsende.

Nur noch 18 Prozent der jungen Leute nutzen der Studie zufolge regelmäßig das klassische Radiogerät. 27 Prozent derjenigen, die Musik online hören, klicken sich auf die Seiten der konventionellen Radiosender; 36 Prozent mögen spezialisierte Webradios, die ihre Lieblingsgenres spielen. Viele basteln sich auch eigene Musiklisten. „Da gibt es etwa eine Playlist für gute Stimmung und eine für schlechte - und alle werden mit Freunden geteilt“, sagte der Medienwissenschaftler.

Remixen populär
Um zu erkennen, warum sie die neuen Medienangebote nutzen, interviewten die Leipziger Forscher 40 Jugendliche ausführlich. So fanden sie auch heraus, warum sich 38 Prozent der jungen Leute selbst als Musiker bezeichnen. „Sie verstehen darunter, dass sie mit der Musik arbeiten, etwas Eigenes daraus machen“, sagte Schorb. Mit Schnittprogrammen aus mehreren Songs einen eigenen Remix zu gestalten, sei ebenso beliebt wie in einer Band zu spielen und die Aufnahmen dann online zu stellen.

„Jugendliche schauen fern, sie hören Radio und sie hören noch mehr Musik - aber sie machen das alles online“, fasste Schorb zusammen. Dafür hätten sie nicht mehr viele Geräte, sondern zunehmend nur noch zwei: „Den Computer im Kinderzimmer und den Computer in der Hosentasche - das Smartphone.“ Drei von vier jungen Leuten haben laut Studie ein internetfähiges Mobiltelefon.

Kaum Problembewusstsein
In den ausführlichen Interviews habe sich aber auch herausgestellt, dass den Jugendlichen häufig die Nachteile und Gefahren des Online-Alltags nicht bewusst seien. Gerade in der Schule sollten sie sich daher mit Problemen wie Urheberrechtsverletzungen und Datenfang beschäftigen, empfahl der Wissenschaftler. In einigen Schulen liefen schon erfolgreich solche Projekte, in denen erfahrene Schüler den anderen die Gefahren zeigten. „Das nehmen die Jugendlichen deutlich ernster als den erhobenen Zeigefinger des Lehrers.“

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