Meinung

Den Planeten retten statt Fluglinien

Es war absehbar: Die Corona-Einschränkungen haben die Natur nicht geheilt, sondern ihr lediglich eine kurze Verschnaufpause eingeräumt. Der Kampf um eine klimagerechte Zukunft ist mitnichten gewonnen. Die heiße Phase beginnt jetzt erst so richtig, und von Seiten der schmutzigen Industrien wird mit den gewohnt schmutzigen Mitteln gekämpft.

Arbeitsplätze retten“ ist das Reizwort, mit dem umweltschädigende Konzerne seit Jahrzehnten einhellig mit ihren politischen Co-Piloten jegliche Versuche in den Wind schießen, ihr Treiben in ökologischere Rahmenbedingungen zu zwingen. Auch jetzt versuchen sie wieder, diese Karte zu ziehen.

Kein Naturgesetz

Dabei ist es kein Naturgesetz, dass sichere Arbeitsplätze und ein florierender Wirtschaftsstandort dreckige Industrien brauchen. Im Gegenteil: Jetzt ist der Zeitpunkt, wahr zu machen, wovon man seit Jahren spricht. Jetzt ist der Zeitpunkt, Arbeitsplätze für die Zukunft zu schaffen und sich von verstaubten Paradigmen des vergangenen Jahrhunderts zu befreien.

Wenn die Europäische Union und ihre nationalen Regierungen ihren Green Deal ernst nehmen, dann dürfen sie keine Milliarden an Steuergeldern dafür ausgeben, schmutzigen, umwelt- und klimaschädlichen und vor allem veralteten Industrien aus der Patsche zu helfen. „Um uns von COVID-19 zu erholen, müssen wir neue Jobs und Gewerbe über einen sauberen, gerechten Wandel schaffen“, bringt UN-Generalsekretär Antonio Guterres es auf den Punkt und fordert, dass Steuergelder zur Rettung von Unternehmen grüne Arbeitsplätze und nachhaltiges Wachstum erzeugen müssen.

Zurück im Jahr 1969

Als „Europas Mondlandung“ hatte die EU-Kommissionspräsidentin den Green Deal angekündigt. Tatsächlich fühlt man sich zurück katapultiert ins Jahr 1969, wenn die europäischen Regierungen ihre alten Deals mit alten Freunden schließen und das den Menschen mit alten Argumenten als moderne Politik verkaufen wollen.

Man könnte die Milliarden, mit denen die Flugindustrie gerettet werden will, stattdessen dazu nutzen, den Bahnverkehr in Europa zu revolutionieren: Entwicklung und Herstellung von schnellen Personen- und Transportzügen, der Ausbau der Bahnstrecken und etliche Service-Jobs um diesen Wirtschaftszweig herum brächten jede Menge moderne, ökologische Arbeitsplätze – und würden ganz nebenbei auch nicht mal eben 120 Millionen Euro Steuergeld allein für Pensionsrückstellungen für „alte“ AUA-Führungskräfte verschlingen.

Überlebensfrage

Die Bewältigung der Klimakrise ist keine Luxus- sondern eine Überlebensfrage. Statt einer altbackenen Mond-Bruchlandung in schwarz-weiß und mit schlechtem Sound haben Europas Regierungen jetzt die Chance auf einen echten Aufbruch ins 21. Jahrhundert. Sie angesichts der Tragweite der Auswirkungen von COVID-19 nicht wahrzunehmen, sondern einfach weiter zu machen wie seit eh und je, wäre geradezu obszön.

Über die Autorin

Tina Wirnsberger ist Trainerin für nachhaltige Wirtschaft & Politik und Sozialpädagogin. Sie war bis Jänner 2019 Grüne Stadträtin für Umwelt und Frauen in Graz.

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Tina Wirnsberger

Tina Wirnsberger ist Trainerin für nachhaltige Wirtschaft & Politik und Sozialpädagogin. Sie war bis Jänner 2019 Grüne Stadträtin für Umwelt und Frauen in Graz.

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