Netzpolitik

Wundermittel gegen Krebs: In Frankreich droht Influencern Haft

Frankreich hat ein neues Gesetz erlassen, dass betrügerisches und gefährliches Verhalten von Influencer*innen sanktioniert. Wer etwa gefährliche Produkte bewirbt oder zwielichtige finanzielle Anlagemöglichkeiten, dem drohen künftig hohe Geldstrafen oder sogar bis zu 2 Jahre Gefängnis. Wie die BBC berichtet, ist das Gesetz eine Antwort auf eine ganze Welle an Betrugsfällen. Auch in der Öffentlichkeit regt sich immer größerer Widerstand gegen ausbeuterische Influencer*innen.

Influencer*in mit Dieb*in gleichgesetzt

Es sei eine Schande, dass viele Menschen den Begriff Influencer*in mittlerweile mit Dieb*in gleichsetzen, sagt etwa die Influencerin Maeva Ghennam, die dem neuen Gesetz "total zustimmt". Eine andere Französin mit dem Spitznamen Audrey hat nach einem Vorfall selbst die Initiative ergriffen und eine Social-Media-Seite namens "Your Stars in Reality" (auf Instagram) ins Leben gerufen, wo illegale und irreführende Praktiken von Influencer*innen aufgezeigt werden.

Den Stein des Anstoßes hat für Audrey ein ehemaliger TV-Star geliefert, der Nahrungsergänzungsmittel bewarb, die vorgaben, Krebszellen abzutöten. "Ich sagte mir: Das ist total falsch. Du kannst das einer Gefolgschaft von Leuten, die dich wahrscheinlich verehren, nicht antun."

Förderung für falsche Kurse

Dubiose Investment-Tipps würden Nutzer*innen von sozialen Medien viel Geld kosten, von dem sie nie wieder etwas sehen, warnt der Parlamentarier Arthur Delaporte, der die Umsetzung des neuen Gesetzes mit vorangetrieben hat. Ein speziell französisches Problem sei, dass Influencer*innen erfundene Ausbildungskurse anbieten und dafür eine staatliche Förderung einstreifen.

Laut einer Studie der französischen Wettbewerbsbehörde halten sich 60 Prozent aller Influencer*innen nicht an Regeln für Werbung und Konsument*innenrechte. Wer Influencer*innen öffentlich wegen ihrer Praktiken kritisiert, wird oftmals mit Klagen bedroht. Bereits verhängte Strafen gegen einzelne Influencer*innen sollen Nachahmungstäter*innen bremsen.

30 Tage lang Klarstellung am Profil

Der Influencer Illan Castonovo musste auf seinem Instagram-Profil 30 Tage lang eine Klarstellung posten, in der er zugeben musste, einen falschen Ausbildungskurs angeboten zu haben und zu wenig transparent beim Bewerben von Produkten gewesen zu sein. "Einige andere Influencer*innen lachen da drüber, aber das ist die kleinste Strafe. Es gibt noch größere Strafen."

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