Jugendliche empfinden Soziale Netzwerke als unglaubwürdig.
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Digital Life

Influencer sind für Jugendliche wichtiger als klassische Medien

Vier Fünftel der Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren nutzen mindestens einmal die Woche die sozialen Medien, um sich zu informieren. Das ist das Ergebnis einer Studie, die in Wien präsentiert wurde. Während die Nutzung von Facebook, Twitter, Instagram und Co. für Informationszwecke bei den Jungen ansteige, vertraue ein Großteil den dortigen Informationen kaum. "Die Jugendlichen befinden sich somit in einem Informationsdilemma", konstatierte Projektleiter Matthias Jax.

Jax präsentierte mit seiner Kollegin Barbara Buchegger vom "Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation" am Donnerstag im Bundeskanzleramt die Studie rund um Jugendliche und Fake News zusammen mit Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) und den "Internet Service Providers Austria" anlässlich des "Safer Internet Day" am 7. Februar. An der repräsentativen Online-Befragung im vergangenen November nahmen 400 Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren teil.

Soziale Medien nicht sehr glaubwürdig

Die Mehrheit der österreichischen Jugendlichen (62 Prozent) verwendet täglich Soziale Netzwerke, um sich über tagesaktuelle Themen zu informieren. Gleichzeitig schätzen 39 Prozent der Befragten die Inhalte auf diesen Plattformen als wenig glaubwürdig ein, für 23 Prozent sind sie sogar unglaubwürdig.

"Fake News sind wie Gift, das dafür sorgt, dass wir uns nicht mehr auf die Wahrheit verlassen können. Ein bewusster Umgang und eine kritische Auseinandersetzung mit Fakten ist daher gerade für junge Menschen ein zentraler Bestandteil bei der Nutzung von Social Media und dem Internet", so Plakolm.

Auf YouTube über Nachrichten informieren

Rund 80 Prozent der Jugendlichen nutzen mindestens wöchentlich Soziale Netzwerke (2017: 59 Prozent). YouTube wird mit von 75 Prozent zumindest wöchentlich für Nachrichten über tagesaktuelle Geschehen angeklickt (2017: 27 Prozent). Streaming-Plattformen (59 Prozent), Fernsehen (54 Prozent) und Blogs bzw. allgemeine Websiten (48 Prozent) folgen darauf. 

Unter den meistgenutzten Sozialen Netzwerken fielen 2022 neben YouTube (95 Prozent), WhatsApp (96 Prozent), Instagram (81 Prozent), Snapchat und TikTok (jeweils 70 Prozent). Neuere Zahlen sind im März zu erwarten. Als "sehr glaubwürdig" schätzen nur 8 Prozent der Jugendlichen die Sozialen Medien ein, YouTube kam auf rund 10 Prozent. 

Jugend-Internet-Monitor zeigt die meistgenutzten Sozialen Medien

Fake News als Gefahr

Gleichzeitig untermauert die Studie, dass das Vertrauen in klassische Medien sinkt. Während in der Vergleichsstudie aus dem Jahr 2017 noch 32 Prozent der Befragten Informationen aus dem Radio vertrauten, liegt der Anteil in der aktuellen Studie nur mehr bei 21 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit Informationen aus Tageszeitungen (2023: 12 Prozent; 2017: 20 Prozent) und dem Fernsehen (2023: 20 Prozent; 2017: 29 Prozent).

"Der Rückgang bei der Nutzung von klassischen Medien und deren Glaubwürdigkeitsverlust bei jungen Menschen öffnet der Verbreitung von Fake News aus dubiosen Quellen Tür und Tor. Der Bildungsbereich und die Eltern sind gefordert, praktische Medienkompetenz und Quellenbewertung stärker in den Mittelpunkt der Allgemeinbildung und des Familienalltags zu rücken", so Jax.

Workshops in Schulen

Darüber hinaus dienen "Influencerinnen und Influencer" für Jugendliche verstärkt als tägliche News- und Informationsquelle. Bereits 63 Prozent beziehen sich bei tagesaktuellen Themen auf deren Beiträge.

Der gesamte Februar gilt als Aktionsmonat in Zusammenhang mit dem "Safer Internet Day". Bis Ende des Monats soll an Schulen und weiteren Einrichtungen mit Workshops und Veranstaltungen Aufmerksamkeit für das Thema geschaffen werden. Buchegger, pädagogische Leiterin der "Initiative Safer Internet", rechnet damit, dass die Folgen des Falles Teichtmeister vermehrt thematisiert werden würden. Sie gab jedoch auch einen Appell aus: "Der beste Schutz für Jugendliche vor Cyber-Grooming im Netz ist, wenn Eltern ihren Kindern Anerkennung geben." Andernfalls bestünde die Gefahr, dass sich Kinder vermehrt in den digitalen Raum flüchteten und Opfer sexueller Gewalt werden.

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