
Viele Häuser in Kalifornien haben Solaranlagen am Dach.
Kalifornien: 56.000 Solardächer liefern Strom für 280.000 Haushalte
Wenn im Sommer im US-Bundesstaat Kalifornien die Klimaanlagen auf Hochtouren laufen, um die extremen Temperaturen erträglicher zu machen, gerät das Stromnetz regelmäßig an seine Grenzen. Gerade rechtzeitig zum vor Sommerbeginn reagiert das dortige Photovoltaik-Unternehmen Sunrun nun auf die drohenden Versorgungsengpässe – mit einem Kraftwerk, das aus Tausenden privaten Batteriespeichern besteht.
➤ Mehr lesen: Wann produziert meine Photovoltaikanlage den meisten Strom?
CalReady vernetzt Haushalte
„CalReady“ ist allerdings keine Solarfarm im klassischen Sinne, sondern ein sogenanntes virtuelles Kraftwerk: Ein Zusammenschluss von rund 75.000 Batterien aus 56.000 kalifornischen Haushalten, die jeweils eine Solaranlage am Dach haben. Diese Batterien sind digital vernetzt und können koordiniert Energie ins Stromnetz einspeisen – genau dann, wenn sie am dringendsten benötigt wird.
CalReady soll mit einer bereitgestellten Leistung von 375 Megawatt (MW) rund 280.000 Haushalte mit Strom versorgen können. In Kalifornien kommt es typischerweise am späten Nachmittag und Abend zu Engpässen: Dann sind viele Menschen zu Hause und drehen Lapen, Klimaanlagen, Fernseher und andere Geräte auf – während gleichzeitig die Stromproduktion der Solaranlagen rapide abnimmt. Diese Lücke muss bislang oft mit fossilen Kraftwerken überbrückt werden.
Strom landete in den Hausbatterien
Genau da setzt CalReady an: Tagsüber erzeugen die PV-Anlagen der Haushalte Strom. Der Anteil, der nicht direkt verbraucht wird, wird in den Hausbatterien gespeichert. Abends, wenn die Nachfrage steigt und die Sonne nicht mehr scheint, wird diese Energie wieder ins Netz eingespeist.
Teilnehmer bekommen Geld
Das Konzept bringt nicht nur Vorteile für das Stromnetz, sondern auch für die Teilnehmer: Sie senken ihre Stromkosten und erhalten zusätzlich eine Vergütung von Sunrun für ihre Netzdienste. Bereits im Jahr 2024 haben Teilnehmer damit 1,5 Millionen US-Dollar verdient – und im laufenden Jahr könnten die Ausschüttungen laut Sunrun auf über 10 Millionen US-Dollar steigen, wenn das Netz wie geplant ausgebaut wird.
Ende 2024 verfügten bereits über 60 Prozent aller Sunrun-Kunden in den USA über einen Batteriespeicher – in Kalifornien waren es sogar fast 90 Prozent. 2024 beteiligten sich mehr als 16.000 Haushalte aktiv am CalReady-Netzwerk und speisten durchschnittlich 48 MW ins Netz ein. Das volle Potenzial liegt jedoch bei 375 MW, sobald das System vollständig ausgebaut ist.
➤ Mehr lesen: EET Solmate im Test: Speicher-Upgrade für das Balkonkraftwerk
Vorbild Kalifornien
Virtuelle Kraftwerke machen erneuerbare Energie planbarer, flexibler und verlässlicher – und das ohne neue Großkraftwerke oder teure Megaprojekte zum Netzausbau.
Besonders in Regionen mit hohem Solarstromanteil und extremen Nachfragespitzen wie Kalifornien können sie zur Netzstabilität beitragen. Durch die Vernetzung können sie sogar in Echtzeit auf Schwankungen reagieren und so für eine bessere Versorgungssicherheit sorgen.
Das Konzept könnte auf der ganzen Welt Nachahmer finden, vor allem in dicht besiedelten, sonnenreichen Regionen mit ähnlichen Herausforderungen. Es zeigt, wie dezentrale Energieerzeugung, Vernetzung und Bürgerbeteiligung zusammenspielen können – für ein stabileres, nachhaltigeres Stromsystem.
Kommentare