Mountainbikes kommen an Orte, wo andere Räder nicht hinkommen.

Mountainbikes kommen an Orte, wo andere Räder nicht hinkommen.

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Science

Wie viel Mikroplastik erzeugt ein Mountainbike?

Man findet es im Körper, im ewigen Eis der Antarktis, in Wüsten und in der Tiefsee – Mikroplastik ist allgegenwärtig geworden. Die winzigen Kunststoffteilchen, die wenige Mikrometer bis 5 Millimeter groß sind, wurden bereits in unserem Trinkwasser und unserer Nahrung nachgewiesen. Welche Auswirkungen sie auf uns und die Umwelt haben, ist nicht genau erforscht – zu neu ist das Phänomen.

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Bekannt ist, dass Autos einen Großteil des Mikroplastiks an Land verursachen. Etwa ein Drittel entfällt auf den Abrieb von Autoreifen. Im Schnitt 30 Gramm Kunststoff lässt ein Reifen alle 1.000 Kilometer in der Luft, auf der Straße und in der Umwelt zurück. Auf die Lebensdauer gerechnet entspricht das 1,5 Kilogramm pro Reifen.

Abrieb von Fahrradreifen

Andere Fortbewegungsmittel, wie etwa Räder, sind allerdings nicht so gut erforscht. Ein Team rund um den Wissenschaftler Fabian Sommer von der deutschen Universität Bayreuth hat sich daher angesehen, wie viel Mikroplastik durch Mountainbiken in die Umwelt gelangt. 

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Diese Fahrräder können nämlich auch dort fahren, wo andere Räder und Autos gar nicht erst hinkommen. Auch in Österreich erfreut sich Mountainbiken großer Beliebtheit. Laut der Österreichischen Bundesforste betreiben 12,5 Prozent der Bevölkerung das Hobby. Allein 2022, dem Rekordjahr bei Fahrradverkäufen, gingen in Österreich 212.000 Mountainbikes über die Ladentheke. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Mountainbike-Reifen zwar Mikroplastik freisetzen, die Menge im Vergleich zu motorisierten Fahrzeugen jedoch deutlich geringer ausfällt“, sagt Studienleiter Fabian Sommer zur futurezone. Insgesamt habe man 9 Testpersonen mit neuen Reifen ausgestattet und regelmäßig das Gewicht der Pneus gemessen.

Neue Reifen (links) mit den besagten Härchen neben bereits abgefahrenen Reifen.

Neue Reifen (links) mit den besagten Härchen neben bereits abgefahrenen Reifen.

Das Ergebnis: Jedes Fahrrad verlor durch Reifenabrieb im Schnitt 3,62 Gramm pro 100 Kilometer. Das Vorderrad schien dabei deutlich weniger beansprucht zu werden. Es verlor mit 1,3 Gramm pro 100 Kilometer weniger Material als das Hinterrad (2,4 Gramm). Das dürfte laut Sommer an der Gewichtsverteilung zusammenhängen. „60 Prozent des Körpergewichts liegt auf dem hinteren Rad, nur 40 Prozent auf dem vorderen. Und auch beim Beschleunigen wirken die Kräfte eher am Hinterrad“, sagt der Forscher. Außerdem gilt: Je schwerer Fahrer und Fahrrad, desto mehr Abrieb kann potenziell erzeugt werden. 

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Doch das ist nicht der einzige Faktor, der bestimmt, wie viel Mikroplastik freigesetzt wird. „Auch schwere Fahrer können wenig Abrieb erzeugen, wenn sie ihren Fahrstil anpassen“, sagt Sommer. Nicht abrupt bremsen, langsam in den Kurven fahren – das alles trägt dazu bei, Reifenabrieb zu vermeiden.

Hersteller reagieren

Auch Hersteller versuchen mittlerweile, Reifen nachhaltiger zu gestalten – etwa indem sie die Härchen reduzieren, die man auf neuen Reifen findet. Diese fallen meist schon nach wenigen Fahrradtouren ab und stammen von den Entlüftungslöchern der Form, in denen die Reifen gepresst werden. Neuere Formen und Produktionsmethoden können diese verringern. Auch neue Gummimischungen können dazu beitragen, den Abrieb zu reduzieren.

Fakten

Herkunft
Reifenabrieb von Autos gilt als größte Quelle von Mikroplastik an Land. Es steckt auch in Kosmetik- und Reinigungsprodukten und entsteht beim Zerfall von Plastikartikeln.

Auswirkungen    
Die Auswirkungen von Mikroplastik sind nicht ausreichend erforscht. Es steht im Verdacht, Entzündungen und Demenz zu begünstigen. Bei Tieren kann es zu Wachstumsstörungen und verringerter Fruchtbarkeit kommen.

5 Gramm Mikroplastik pro Woche nimmt ein Mensch laut MedUni Wien im Schnitt zu sich. Größere Stücke werden ausgeschieden, kleinere bleiben im Körper.

In einer weiteren Studie wollen die Forscher nun ermitteln, wie sich verschiedene Untergründe und Fahrradarten auf den Abrieb auswirken. „Was wir bereits sagen können: Mountainbike-Reifen dürften den höchsten Abrieb haben, dann kommen Gravelbike- und am Schluss Rennrad-Reifen“, sagt Sommer. Auch gehen die Forscher davon aus, dass Radfahren auf Asphalt mehr Abrieb erzeugt als etwa auf Schotter, „weil weicherer Untergrund eher nachgibt“, sagt Sommer.

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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