Wie wir unser Gehirn auf Fake News trainieren müssen
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Der Kampf gegen Fake News ist eine schwierige Herausforderung für die Gesellschaft. Twitter und Facebook entwickeln regelmäßig neue Maßnahmen, um falsche Informationen einzudämmen und die österreichische Regierung versucht mit einem "Digitalen Krisenstab" entgegenzusteuern. Beim Beim AIT International Digital Security Forum Vienna ging man daher der Frage nach, was man gegen die rasante Verbreitung von Fehlinformationen tun kann.
Einer der wichtigsten Punkte dabei sei das Weiterbilden der Bevölkerung, waren sich die Teilnehmer der Panels einig. „Wir müssen unserem Gehirn beibringen, komplexe Zusammenhänge zu verstehen“, erklärt Andy Stoycheff, Direktor des NTCenter. Er beschäftigt sich damit, wie das Gehirn Informationen verarbeitet und klärt in seiner Arbeit auf, wie man dieses Wissen nutzen kann.
Blockaden im Gehirn lösen
Empfängt das Gehirn neue Informationen, bewertet es diese und legt sinnbildliche „Wege“ an, die diese Informationen zum Ort leiten, an dem sie gespeichert werden. Desto öfter man etwas hört und desto stärker es sich mit unseren Überzeugungen deckt, desto „breiter“ wird dieser Weg. Das macht es schwieriger, komplexe und neue Informationen zu verarbeiten, wenn jedes Mal ein neuer Weg entstehen muss. Stoycheff bleibt bei der Analogie: „Wenn wir neue Informationen erhalten, die dem widersprechen, was wir bereits wissen, kann das wie eine Straßenblockade wirken. Sie werden dann gar nicht erst verarbeitet“.
Hinzu komme, dass komplexe Zusammenhänge schwerer verarbeitet werden können, etwa dass eine globale Erwärmung stattfindet, obwohl es im Winter kalt ist. Daher müsse man dem Gehirn beibringen, dass Dinge wie der Klimawandel komplex und manchmal nicht offensichtlich sind. So lerne man, zukünftig nach Zusammenhängen zu suchen, wenn diese nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. „Das Gehirn hat Vorurteile, damit wir in Extremsituationen schnell reagieren können. Wir müssen aber wissen, wie wir damit umgehen können“, so Stoycheff.
Filterblasen
Allerdings wissen das auch die Urheber solcher Fake News. Sie machen sich das Wissen zu Nutze, indem sie es oft wiederholen. Laut Nikos Sarris, IT-Forscher am MKLab des ITI-CERTH, werden dafür Filterblasen oder Echokammern genutzt. Sie entstehen, wenn man etwa auf Social Media Plattformen oder durch WhatsApp-Gruppen nur mit Gleichgesinnten austauscht, ohne die Argumente der Gegenseite wahrzunehmen.
Die Quellen, von denen Menschen Fehlinformationen erhalten seien oft davon bestimmt, dass sie aus der gleichen Gruppe oder dem Umfeld stammen, zu der man sich selbst zugehörig fühlt. Das bestätigte auch Katharina Schell von der österreichischen Nachrichtenagentur APA.
Vertrauen in Medien stärken
So würden Menschen häufig privat über Nachrichtendienste wie WhatsApp kommunizieren, wo ein freundschaftliches Vertrauen hergestellt würde. Die Lösung sei es, allen Altersgruppen beizubringen, wie man mit jeder Form von Informationen umgehen soll, etwa wie man sie bewerten und verifizierten kann, bevor man sie weiter verbreitet.
Als Vertreter der traditionellen Medien sei es daher besonders wichtig, alle Aussagen mit Quellen zu belegen: „Die Zeit, in der wir sagen konnten, wir wissen etwas, weil wir Journalisten sind, ist vorbei“. Es gebe weniger Vertrauen in traditionelle Medien, einige glauben, die Presse lüge. Das müsse man entkräften.
Regeln und Transparenz
Bei der Frage, ob Fake News eine Gefahr für die Demokratie darstellt, forderten Dominika Hajdu und Miroslawa Sawiris das Regulieren von Social Media Plattformen durch die Regierung. Die beiden Forscherinnen arbeiten für Globesec, eine Organisation, die Demokratie gegen Fake News verteidigt.
So würden Plattformen wie Facebook eine Informationsquelle für viele Menschen darstellen, weshalb Hajdu fordert, dass die Firmen vollständig offenlegen müssen, wie ihre Algorithmen funktionieren und wie sie Nutzerdaten verwenden. „Private Unternehmen sollen natürlich frei arbeiten können. Aber wie bei Medizin sollte es auch für Internetplattformen Regeln geben, an die sie sich halten müssen“, sagt Sawiris. Transparenz sei dabei allerdings wichtig, um Mistrauen gegenüber den Regierungen vorzubeugen.
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