Fake News setzen Facebook zu: Kampagne gestartet
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Fake News sind ein leidiges Thema, insbesondere bei Online-Netzwerken wie Facebook, Twitter und Instagram. Hier kann jeder alles teilen, vorausgesetzt die Inhalte verstoßen nicht gegen die Richtlinien. Ob ein Inhalt korrekt oder erfunden ist, das wird erst einmal nicht geprüft. Dafür hagelte es während der Corona-Pandemie harsche Kritik. Wegen Hassreden und Falschmeldungen stellten großen Konzerne, darunter VW und Coca Cola, Werbeeinschaltungen bei Facebook ein. Nun versucht das Online-Netzwerk gegenzusteuern.
Am Dienstag startete eine Werbe-Kampagne, mit der das Unternehmen seine Nutzer Medienkompetenz vermitteln möchte, indem Hilfestellungen beim Erkennen solcher Falschmeldungen gegeben werden. Dazu werden Anzeigen ausgespielt, die zum kritischen Hinterfragen anregen sollen: „Woher stammt der Inhalt?“, „Was fehlt?“ und „Welche Gefühle löst ein Beitrag aus?“ ist hier zu lesen.
Tiefgang fehlt
Klickt man auf die Anzeige, wird man auf die Seite stampoutfalsenews.com weitergeleitet. Hier erhält man weitere Informationen. Mit diesen Anzeigen sollen vorhandene Maßnahmen ergänzt werden, sagt Guido Bülow, der in Mitteleuropa für die Kampagne verantwortlich ist, im futurezone-Gespräch. Andre Wolf, Mit-Betreiber der Aufklärungs-Plattform Mimikama hält den Ansatz für richtig, sieht aber Verbesserungsbedarf: „Das sind Tipps, die wir auch geben würden, allerdings fehlt der Tiefgang, weiterführende Links und Anleitungen, beispielsweise wie man Suchmaschinen für die Bildersuche nutzt.“
Auch die Bürgerrechtler von epicenter.works halten die Ratschläge für gut, allerdings sollten weniger versierte Menschen genauere Informationen erhalten. Sie schlagen Hinweise auf Webseiten wie psiram.com vor, die über Verschwörungsmythen aufklären, oder kobuk.at, die auch seriöse Zeitungen einem unabhängigen Faktencheck unterziehen. „Je konkreter eine Hilfestellung formuliert ist, umso einfacher wird die Eigenrecherche“, so epicenter.works gegenüber der futurezone.
Faktencheck dauert lange
Facebook arbeitet beim Aufspüren von Fake News auch mit Faktenprüfern zusammen, in Österreich mit der APA und der deutschen Presseagentur. Wird ein Beitrag auf Facebook oder Instagram als falsch eingestuft, wird er markiert und erscheint deutlich seltener. Nutzer, die ihn geteilt oder mit „Gefällt mir“ markiert haben, werden nachträglich informiert.
Das ist wichtig, weil Faktenchecks ihre Zeit brauchen: „Das dauert einfach zu lange. Social Media Plattformen sind schnelllebig und wenn erst nach 2 Wochen ein Faktencheck auftaucht, ist das zu spät“, sagt Wolf. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass solche Falschmeldungen ein hohes Maß an Interaktion bringen – wovon Facebook profitiert. Andererseits wolle das Unternehmen ein Umfeld schaffen, das für Werbepartner attraktiv ist. Neben Falschmeldungen möchte aber niemand werben. Dass die Kampagne mit dem laufenden Werbeboykott zusammenfällt, ist laut Bülow aber Zufall. Die Kampagne sei deutlich länger in Arbeit und keine Reaktion darauf.
Grenzfall Politik
Politiker sind allerdings weiterhin vom Faktencheck ausgenommen, es sei denn ihre Aussagen gefährden Menschenleben oder enthalten Falschinformationen, die Menschen davon abhalten, sich an Wahlen zu beteiligen. Hier nimmt Bülow die klassische Medien in die Pflicht: „Aussagen von Politikern stehen ohnehin in Medien wie Zeitungen und Fernsehen unter großer Betrachtung. Wir wollen nicht zwischen Politikern und der Bevölkerung stehen, die sie gewählt hat.“ Allerdings räumt Bülow ein, dass man Grenzfälle identifiziert hat. Geplant sei daher, dass auch Inhalte von Politikern künftig markiert werden. Wann solche Ausnahmen gemacht werden, wurde nicht angegeben.
Eine neue Maßnahme in den USA ist, dass bestimmte Schlüsselworte, die mit der US-Wahl im November zu tun haben, automatisch mit einem Hinweis auf neutrale Wahlinformationen aus gesicherter Quelle versehen werden – unabhängig von ihrem Inhalt. Allerdings ist dieses Vorgehen zunächst nur in den USA geplant. Ob auch Wahlen in Österreich oder gesamt Europa so betreut werden, weiß man noch nicht. Dazu beobachte man derzeit, wie effektiv sich die Maßnahme in den USA erweist, so ein Facebook-Sprecher
Das es schwer ist, Fake News loszuwerden, weiß man bei Facebook. „Es wird immer einen gewisse Menge an Fehlinformationen geben, weil es Menschen gibt, die leichtgläubig sind und Menschen, die das ausnutzen. Die Verantwortung der Plattformen und der Gesellschaft insgesamt ist es, alles zu tun um gesicherte Informationen zur Verfügung zu stellen“, so Bülow.
Auch laut epicenter.works ist es kaum möglich, der Verbreitung von Falschmeldungen Herr zu werden. Facebook zeige aber mehr Initiative als Twitter. Hier herrsche regelrechte „Anarchie“. Man hoffe, dass die Plattformen durch neue Gesetzesregelungen stärker in die Pflicht genommen werden. Österreich arbeitet derzeit an einer Regelung, die dem deutschen Netzwerkdurchsetzungsgesetz ähneln soll. Damit sollen gemeldete Inhalte wie Hasspostings schneller und sorgfältiger geprüft werden. Konkrete Gesetzesentwürfe sollen noch im Sommer vorgestellt werden. Die EU-Kommission arbeitet derzeit ebenfalls an neuen Regelungen.
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