TikTok-Angestellte können Videos per Knopf viral gehen lassen
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TikTok-Mitarbeiter*innen können aktiv dafür sorgen, dass Postings genug Menschen erreichen, um viral zu gehen. Das ergab eine Recherche von Forbes, basierend auf den Aussagen von 6 Personen, die bei TikTok bzw. dem Mutterkonzern ByteDance angestellt sind, sowie auf internen Dokumenten.
Sie bestätigen, dass nicht nur personalisierte Inhalte über einen Algorithmus auf der "For You"-Seite der Nutzer*innen landen. Mitarbeiter*innen wählen zusätzlich bestimmte Videos aus, denen sie gezielt mehr Reichweite geben wollen. Intern wird das als "Heating" bezeichnet.
Die internen Dokumente zeigen, dass diese Videos 1 bis 2 Prozent der gesamten täglich konsumierten Clips ausmachen. Bedenkt man, dass täglich Millionen neuer Videos auf der Plattform landen, ist das signifikant.
Mehr Reichweite für Werbepartner
Die Forbes-Recherche zeigt auch, dass insbesondere Influencer*innen und Marken, die eine Kooperation mit TikTok haben, von Heating profitieren. Damit landen diese Inhalte auf den "For You"-Seiten der Nutzer*innen, unabhängig davon, ob die Inhalte zu ihren Interessen passen. Da TikTok solche Postings aber nicht entsprechend kennzeichnet, kann man nicht wissen, ob man ein Video sieht, weil die Firma bestimmte Marken positionieren will.
Immer wieder hätten Mitarbeiter*innen den Heating-Button auch dazu genutzt, um ihrem eigenen oder befreundeten Accounts mehr Reichweite zu beschaffen. In einem Fall sei ein Account so mehr als 3 Millionen Mal aufgerufen worden.
Diverseres Angebot und Newcomer
TikTok selbst hat sich zu dem Thema geäußert. Demnach werde bestimmter Content gefördert, um das Angebot diverser zu gestalten und wichtige Informationen zu teilen.
Zudem biete man so neuen und aufstrebenden Influencer*innen und Promis eine Plattform. In den USA mache das aber nur 0,002 Prozent der Inhalte auf der "For You"-Page aus, so der Sprecher.
Politische Einflussnahme
Sowohl in den USA als auch in Europa wächst die Sorge, TikTok könnte mit der chinesischen Regierung zusammenarbeiten. Das Unternehmen weist diese Vorwürfe zurück. TikTok hat aber in der Vergangenheit zugegeben, Kritik an China, insbesondere an der Unterdrückung der Uiguren, zensiert zu haben (mehr dazu hier).
Daher existiert die Sorge, mit Heating könnten bestimmte politische Ansichten gezielt verbreitet werden. TikTok wollte sich dazu zunächst nicht äußern, teilte Forbes aber später mit, dass in den USA nur US-Mitarbeiter*innen die Möglichkeit hätten, Inhalte aktiv zu fördern. Geregelt wird das über das Komitee für Auslands-Investitionen in den Vereinigten Staaten (CFIUS). Die EU-Kommission hat ein vergleichbares System (mehr dazu im offiziellen PDF).
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