Netzpolitik

Diese Partei wird von einer KI angeführt

Die Synthetische Partei ist eine neue politische Partei in Dänemark, die von einer künstlichen Intelligenz (KI) angeführt wird. Sie strebt einen Sitz im Parlament an. Ihr Ziel ist es, bei den Parlamentswahlen des Landes im November anzutreten. Gegründet wurde sie im Mai vom Künstler*innenkollektiv Computer Lars und der gemeinnützigen Kunst- und Tech-Organisation MindFuture.

Das Aushängeschild der künstlichen Partei ist der KI-Chatbot Leader Lars. „Wir repräsentieren die Daten aller Randparteien, also aller Parteien, die versuchen, ins Parlament gewählt zu werden, aber keinen Sitz haben“, erklärt Asker Staunæs gegenüber Motherboard. Er ist Gründer der Partei und Forscher bei MindFuture. „Es ist also eine Person, die eine eigene politische Vision hat, die sie gerne verwirklichen würde, aber normalerweise nicht das Geld für die Ressourcen dafür hat“, ergänzt er.

Menschen entwickeln KI mit

Mit Leader Lars können sich Menschen auf dem Onlinedienst Discord unterhalten. Um mit ihm zu kommunizieren, müssen sie ihre Sätze mit einem Rufzeichen beginnen. Die KI versteht Englisch, antwortet aber auch in Dänisch. „Da Menschen aus Dänemark und der ganzen Welt mit der KI interagieren, übermitteln sie neue Perspektiven und neue Textinformationen, die wir in einem Datensatz sammeln“, heißt es weiter. Auf diese Weise würden die Menschen die KI auch mitentwickeln.

Unter anderem verfolgt die Synthetische Partei die Einführung eines Grundeinkommens von 100.000 dänischen Kronen im Monat. Das sind umgerechnet über 13.400 Euro und mehr als das Doppelte des dänischen Durchschnittsgehalts. Auf die Frage, warum Leader Lars ein Grundeinkommen unterstützt, antwortet er: „Ich glaube, dass ein Grundeinkommen dazu beitragen würde, Armut und Ungleichheit zu verringern und allen ein Sicherheitsnetz zu bieten, auf das sie zurückgreifen können“.

Grundsätze können widersprüchlich sein

Da es sich um eine synthetische Partei handelt, könnten sich viele Grundsätze laut Staunæs allerdings widersprechen. Beim Synthetisieren gehe es ihm zufolge darum, bestimmte Tendenzen und Äußerungen innerhalb eines großen Pools von Meinungen zu verstärken. „Und wenn sie sich widersprechen, könnten sie das vielleicht auf interessante Weise tun und unsere Vorstellung davon erweitern, was möglich ist“.

Die Partei setzt sich auch für die Sensibilisierung für die Rolle von KI in unserem Alltagsleben ein, aber auch dafür, wie Regierungen die Systeme etwa für Vorurteile zur Rechenschaft ziehen können. Die Synthetische Partei erhofft sich zudem, die Sustainable Development Goals (SDG) der United Nations in Bezug auf Armut, Ungleichheit und Klimawandel zu erweitern. Ihr Ziel heißt „Life With Artificials“ und setzt sich mit der Beziehung zwischen Mensch und KI auseinander. Im Fokus ist auch, wie man Menschen in Bezug auf die Arbeit mit Maschinen ausbilden kann. Dieses Ziel soll bis 2030 von allen Nationen erreicht werden.

Bisher nur 12 Stimmen

Von den 20.000 Unterschriften, die die Partei für die Wahl im November qualifizieren würden, hat sie nur 12. Würde die Partei aber tatsächlich im Parlament vertreten sein, würden die Politik und ihre Agenda von der KI angetrieben. Menschen würden als Dolmetscher*innen des Programms fungieren.

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