Canon EOS R5 und R6: Preise, Verfügbarkeit und Funktionen
Ende 2018 hatte Canon mit der EOS R endlich eine Systemkamera mit Vollbildsensor vorgestellt. Obwohl Canon-User lange darauf gewartet haben, war die Enttäuschung bei vielen groß. Es war einfach nicht die erhoffte Profi-Kamera.
Das wird jetzt endlich nachgeholt, mit der EOS R5. Die Entwicklung der Kamera wurde bereits Anfang des Jahres angekündigt. Jetzt hat Canon Preise, Verfügbarkeit und Details zu den Funktionen genannt. Außerdem wurde überraschend eine zweite Kamera angekündigt, die EOS R6.
EOS R5
Die R5 ist über der EOS R angesiedelt. Laut Canon könnte man sie aufgrund der Leistung „Canon 5D Mark 5“ nennen, wenn sie eine Spiegelreflexkamera statt einer Systemkamera wäre. Sie nutzt wieder das RF-Bajonett. Für EF-Canon-Objektive benötigt man einen Adapter.
Die R5 hat einen Vollformatsensor mit 45 Megapixeln. Der ISO kann auf 102.400 erweitert werden. Mit elektronischem Auslöser sind bis zu 20 Bilder pro Sekunde möglich, mit mechanischem 12 Bilder pro Sekunde – beides in voller Auflösung, JPG+RAW, Autofokus-Objektivverfolgung und Servo AF/AE.
Videos werden in 8K aufgenommen, mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde. Dabei wird der komplette Sensor genutzt, es gibt keinen Videocrop. 4K-Videos können mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden. Hier kann Oversampling genutzt werden: Die komplette Sensorfläche wird für das Video genutzt und auf 4K heruntergerechnet. Dadurch werden die Videos detailreicher.
Für Social-Media-Zwecke sinnvoll: Hochformat-Videos können als solche markiert werden, damit sie korrekt abgespeichert und im Hochformat abgespielt werden. Außerdem lassen sich aus den Videos Standbilder entnehmen: Bei 8K sind das Fotos mit 35,4 MP, bei 4K 8,8 MP.
Der Joystick ist zurück
Die R5 wiegt 738 Gramm, hat ein Top-Display und eine programmierbare Abblendtaste. Die gehasste Touchbar der EOS R gibt es nicht mehr. Dafür ist zum Glück der Joystick wieder da, so wie es bei professionellen Kameras sein soll.
Der OLED-Sucher hat eine Auflösung von 5,76 MP. Der Touchscreen ist dreh- und schwenkbar. Es gibt einen USB-C-Anschluss für Laden und Dauerstrom, Mikro- und Kopfhöreranschluss sowie Micro-HDMI. Drahtlos kommuniziert die R5 per WLAN und Bluetooth. Für das Speichern der Aufnahmen gibt es einen Doppel-Slot mit CFexpress (empfohlen für 8K-Videos) und SD UHS-II.
Bildstabilisator und Katzenaugen
Die R5 holt auch ein weiteres Versäumnis nach: Die Kamera hat jetzt einen Bildstabilisator im Gehäuse, so wie es bei teuren Systemkameras üblich sein sollte. Dieser Bildstabilisator arbeitet auf 5 Achsen und im Zusammenspiel mit dem Stabilisator im Objektiv, wenn vorhanden. Je nach Objektiv, egal ob RF oder EF mit Adapter, wählt dann die Kamera aus, welche Achse vom Objektiv oder vom Gehäuse stabilisiert wird, um den besten Schutz gegen verwackelte Bilder zu erzielen. Laut Canon sind so bis zu 8 Blendenstufen möglich.
Besonders stolz ist Canon auf den neuen Autofokus. Dieser wurde mit Deep Learning trainiert, um besser Menschen, Tiere und Objekte zu erfassen und zu verfolgen. In der Kamera selbst befindet sich aber keine KI.
Der Autofokus kann jetzt auf größere Entfernungen Gesichter, Köpfe und Augen von Personen und Tieren erfassen. Dies soll nicht nur bei Hunden, sondern auch bei Katzen und Vögeln funktionieren. Bei Menschen soll der Kopf auch erkannt werden, wenn er nur von hinten zu sehen ist, also das Gesicht abgewandt ist. Der neue Dual-Pixel-Autofokus deckt zudem den kompletten Sensorbereich ab. Bei der manuellen Auswahl des Fokuspunkts muss man lediglich links und rechts auf 5 Prozent des Bildausschnittes verzichten.
Die EOS R5 soll noch im Juli erhältlich sein. Sie kostet 4.499 Euro.
EOS R6
Weil der Preis der R5 die meisten ambitionierten Amateure und einige Profis schlucken lassen wird, hat Canon auch gleich eine günstigere Variante vorgestellt: die EOS R6. Aufgrund ihrer Leistung ist sie ebenfalls oberhalb der EOS R angesiedelt. Verglichen mit DSLRs liegt sie laut Canon zwischen der 7D Mark 2 und 6D Mark 2.
Sie richtet sich laut Canon an ambitionierte Amateure, Profis, die eine leichtere Zweitkamera suchen oder User von Sonys A7 oder A9, die aber noch viele Canon-Objektive haben. Zwischen den Zeilen gelesen heißt das: Canon ist sich sehr wohl bewusst, dass man hier zu lange gewartet und Kunden an die Konkurrenz verloren hat – und diese Kunden nicht mit der EOS R zurückgeholt werden konnten.
Die R6 hat einen Vollformat-Sensor mit 20 Megapixeln. Der ISO ist erweiterbar auf 204.800. Wie bei der R5 sind bis zu 20 Bilder pro Sekunde möglich. Der Autofokus und Bildstabilisator im Gehäuse ist ident mit der R5.
Ohne 8K
Abstriche gibt es bei den Videofunktionen. Es gibt kein 8K und 4K-Videos werden mit maximal 60 Bildern pro Sekunde aufgenommen (1,06 Crop). Die 4K-Videos werden mit einem leichten Oversampling aufgenommen, da die Sensorgröße 5,1K entspricht.
Die R6 ist mit 680 Gramm etwas leichter als die R5. Sie hat kein Top-Display, aber einen Joystick. Der OLED-Sucher hat 3,69 Megapixel, der Touchscreen ist dreh- und schwenkbar. Sie hat ebenfalls einen Doppel-Slot für Speicherkarten, allerdings beides SD UHS-II. Micro-HDMI und USB sind ebenso wie die Audioanschlüsse vorhanden, sowie WLAN und Bluetooth. WLAN unterstützt aber nur 2,4 GHz, während die R5 auch 5 GHz beherrscht.
Die EOS R6 kostet 2.699 Euro und wird voraussichtlich ab August 2020 verfügbar sein.
Leistbare Supertele-Objektive
Zusammen mit den Kameras hat Canon auch neue Objektive präsentiert. Darunter sind zwei Super-Tele-Objektive mit Brennweiten, für die man normalerweise mehr als 10.000 Euro zahlt.
Das RF 600mm kostet 749 Euro, das RF 800mm 999 Euro. Möglich wird der günstige Preis durch eine angepasste Bauweise und eine fixe Blende mit F11. Die Objektive sind zudem kompakter und leichter als ihre 10 Mal so teuren Artgenossen und lassen sich für den Transport zusammenschieben.
Wer eine variable Blende und Brennweite im Telebereich benötigt, wird sich für das RF 100-500mm interessieren. Es hat eine Blende von 4.5-7.1 und einen Bildstabilisator eingebaut. Es ist um 2.900 Euro erhältlich.
Ebenfalls neu sind die Extender für den RF-Bajonettanschluss. Der 1.4-fach Extender kommt auf 599 Euro, der 2-fach Extender auf 749 Euro.