Motorola Edge 40 im Test: Zu Unrecht ein Außenseiter
Motorola war hierzulande lange Zeit ein Fixstern am Handy-Himmel. Bei Smartphones war vor allem die Moto-G-Serie beliebt und als preiswerte Alternative bekannt. Doch dann ist es recht ruhig geworden um den Hersteller, der mittlerweile seit 9 Jahren zum chinesischen Lenovo-Konzern gehört.
Mit dem Wiederbeleben der Razr-Phones als smarte Klapp-Handys ist Motorola eine Art Comeback gelungen. Doch an frühere Erfolge konnte man damit nicht anschließen. Immerhin hat der Mobilfunker Drei noch einige Motorola-Handys in seinem Portfolio - unter anderem das Motorola Edge 40.
Da wir schon länger kein Moto-Handy mehr getestet haben, wollte ich herausfinden, wie sich Motorola gegen die Smartphone-Konkurrenz schlägt und ob das Motorola Edge 40 eventuell eine preiswerte Alternative zu Samsung, Xiaomi und Co darstellt.
Pro & Contra
Pro
- Leichtes und dünnes Gehäuse
- Makelloses Display
- Hochwertige Bilder mit der Hauptkamera
- Guter Night-Mode
- Hohe Ladeleistung
Contra
- Weitwinkelkamera mit Schwächen
- Kein SD-Karten-Slot
- Konkurrenz bietet zum Teil günstigere Preise
Der Look & Feel
Das Motorola Edge 40 macht einen altmodischen und zeitgemäßen Eindruck zugleich - je nachdem von welcher Seite man es betrachtet. Waterfall-Displays sind mittlerweile längst aus der Mode und so wirkt die Vorderseite nicht mehr ganz so aktuell, ja sogar etwas altbacken.
Die Rückseite besteht aus mattem Acryl. Diese Hartgummi-artige Beschichtung fühlt sich wunderbar an und ist rutschfest. Mattes Schwarz sieht immer gut aus und auch die Erhebung für das Kameramodul wirkt modern.
Auch wenn auf dem Acryl keine Fingerabdrücke zurückbleiben, verschmutzt die Rückseite ziemlich schnell. Und zwar mit Fussel aus der Hosentasche und Staub. Störend ist dabei, dass sich die raue Oberfläche schwer reinigen lässt.
Technische Spezifikationen
Motorola Edge 40
- Maße und Gewicht: 158,4 x 72 x 7,6 Millimeter; 171 Gramm
- Display: 6,55 Zoll, P-OLED, 144Hz, 1.080 x 2.400 Pixel, HDR10+, 1.200 nits (peak)
- Kamera:
- 50 MP Hauptkamera: f/1.4, 1/1.55", 1.0µm, PDAF, OIS
- 13 MP Weitwinkel: f/2.2, 1.12µm, AF
- Video: 4K@30fps, 720p@960fps
- Selfie-Kamera: 32 MP, f/2.4, 4K@30fps
- Prozessor: Mediatek Dimensity 8020 (6 nm)
- Speicher: 8/256 GB, UFS 3.1
- Akku: 4.400 mAh, 68 Watt Charging, 15 Wireless-Charging,
- Software: Android 13
- Sonstiges: 5G, eSIM, NFC, Wlan 802.11 a/b/g/n/ac/6e, Bluetooth 5.2, Wasserschutz gemäß IP68; kein Kopfhöreranschluss
- Farben: Eclipse Black, Lunar Blue, Nebula Green, Viva Magenta
- Preis: gesehen ab 543 Euro (UVP) (8/256 GB)
Das Display mit dem gebogenen Rand
Das Motorola Edge 40 ist eines der wenigen Handys, das über ein Display mit einer Refresh-Rate von 144 Hz verfügt. Legt man diese als Standard fest, wandern die Inhalte zwar extrem flüssig über das Display, die Akkulaufzeit wird dadurch aber merklich negativ beeinflusst. Am besten fährt man mit der adaptiven Refresh-Rate, die bis 120 Hz reicht.
Abgesehen davon gibt es am 6,55 Zoll großen P-OLED-Display wenig auszusetzen. Mit einer Peak-Helligkeit von 1.200 nits ist es hell genug. Die Farben sind gut abgestimmt und die Darstellung ist gestochen scharf.
Ein großer Nachteil zeigt sich beim Waterfall-Screen. Er ist nämlich auch noch am gebogenen Rand berührungsempfindlich, sodass es bei mir einige Male zu ungewollten Eingaben gekommen ist.
Die überzeugende Kamera
Das Kamera-System des Motorola Edge 40 besteht aus einer 50-MP-Hauptkamera und einer Weitwinkellinse mit 13 MP. Teleobjektiv oder Makrolinse gibt es nicht. Dafür liefern die beiden vorhandenen Objektive eine solide Leistung ab.
Die beste Fotoqualität erzielt man mit der Hauptkamera im Standardmodus. Wechselt man auf die Weitwinkelkamera müssen ein paar kleinere Kompromisse hingenommen werden - vor allem bei der Schärfe, beim Dynamikumfang und so manches Mal auch bei der Wiedergabe der korrekten Farben.
Die Qualität der beiden Objektive nimmt ungleich ab, je schwieriger die Lichtsituation wird. Während die Hauptkamera stabil bleibt und auch in einer dunklen Umgebung passable Bilder liefert, tut sich die Weitwinkelkamera bereits in der Dämmerung recht schwer, brauchbare Fotos zu liefern.
Nachtmodus, Porträt, Selfies und Makro
Je dunkler es wird, desto mehr empfiehlt es sich, die Finger von der Weitwinkelkamera zu lassen. Die Hauptkamera hingegen liefert hochwertige Nachtaufnahmen, die für diesen Preisbereich keine Selbstverständlichkeit sind.
Der Porträt-Modus mit der Hauptkamera kann ebenso überzeugen. Die Porträts sind von passabler bis hoher Qualität und die künstliche Tiefenunschärfe wirkt nicht allzu unnatürlich. Die Selfie-Kamera lässt dann doch etwas zu wünschen übrig, bringt aber noch herzeigbare Bilder zustande.
Auch wenn das Moto kein eigenes Makroobjektiv hat, verfügt es über eine Makro-Funktion, die im Weitwinkelobjektiv integriert ist. Nahaufnahmen haben eine überraschend gute Bildqualität, sodass es sich auszahlt, damit ein wenig herumzuspielen.
Fingerprintsensor
Die Sensorfläche befindet sich im Display ungewöhnlich weit unten. Hat man den Dreh aber einmal raus, lässt sich das Moto blitzschnell und zuverlässig mittels Fingerprint entsperren.
Eine Sache ist ziemlich störend. Gibt man die Ziffern des Entsperr-Codes ein, muss dieser extra mit der Eingabetaste bestätigt werden. Das ist völlig unnötig, lästig und verwirrend zugleich.
Akku und hohe Ladeleistung
Wie bereits erwähnt, sollte man die Refresh-Rate auf "Automatisch" stellen und wenn möglich die 144 Hz vermeiden. Denn mit der extra hohen Bildwiederwohlfrequenz verkürzt sich die Akkulaufzeit spürbar. Ansonsten liegt das Edge 40 im Großen und Ganzen im Durchschnitt. Einen Tag hält es bestimmt durch, ein zweiter wird sich nicht ganz ausgehen.
Beim Laden ist das Moto besonders schnell unterwegs, da es mit bis 68 Watt geladen werden kann. Bei 11 Prozent an die Steckdose, zeigt der Akku 5 Minuten später bereits 33 Prozent. Nach insgesamt 10 Minuten steht der Akku bei 47 Prozent, nach insgesamt 15 Minuten bei 62 Prozent.
Beim Schnellladen erwärmt sich das Gerät ziemlich stark. Das passende Schnellladekabel und das dazugehörige Netzteil sind im Lieferumfang enthalten. Kabellos kann das Handy auch geladen werden, mit 15 Watt.
Software-Updates, Android und Leistung
Das Motorola Edge 40 läuft unter Android 13 und bietet mehr oder weniger ein Stock-Android-Feeling. Die Benutzeroberfläche ist kaum adaptiert und kommt mit nur wenig zusätzlichem Schnickschnack.
Aufholbedarf hat Motorola bei den Software-Updates. Es gibt nämlich nur eine Garantie für 2 weitere Betriebssystem-Upgrades. Da haben andere Hersteller mehr zu bieten. Sicherheits-Updates gibt es bei Motorola für eine Dauer von 5 Jahren.
Motorola setzt beim Edge 40 auf einen Mediatek Dimensity 8020. Das mag vielleicht einige abschrecken, der Dimensity 8020 leistet aber solide Arbeit. Mit Alltags-Apps kommt der Chip wunderbar zurecht, beim Gaming erwärmt sich das Gerät spürbar.
Stereo-Lautsprecher
Die Soundqualität der Stereo-Lautsprecher lässt im Vergleich mit anderen Smartphones zu wünschen übrig. Die Lautstärke ist zwar in Ordnung, doch der Klang erinnert ein klein wenig an eine Blechbüchse. Am besten eignet sich das Motorola-Handy für die Wiedergabe von Dialogen oder Podcast.
Fazit
Eines wurde mir während des Reviews klar: Die Außenseiterrolle, in der sich Motorola am heimischen Handy-Markt befindet, hat der Hersteller zu unrecht. Das Motorola Edge 40 ist nämlich ein tadelloses Smartphone, dass sich nicht vor der Konkurrenz verstecken braucht.
Das Display ist weitgehend makellos, die Kamera - vor allem die Hauptkamera - liefert wunderbare Ergebnisse. Am Akku, an der Leistung sowie an der sonstigen Ausstattung gibt es nicht viel zum Aussetzen.
Wer auf der Suche nach einem Stock-Android-Smartphone abseits der üblichen Verdächtigen ist, sollte das Motorola Edge 40 in die engere Auswahl nehmen. Mit ziemlicher Sicherheit wird es damit zu keiner Enttäuschung kommen.
Harte Konkurrenz
Mit einem Preis von rund 540 Euro (590 Euro bei Amazon mit Schutz-Cover und Auto-Adapter) befindet sich das Edge 40 in der gehobenen Mittelklasse, in der die Luft besonders dünn ist. Dort konkurriert es nämlich beispielsweise mit dem Samsung Galaxy S22 (ab 547 Euro), dem Realme GT 2 Pro (ab 490 Euro), dem Google Pixel 7 (ab 545 Euro) und dem Google Pixel 7a (ab 489 Euro).
In diesem Segment muss man sich immer die Frage stellen, warum man nicht das Samsung Galaxy A54 kaufen sollte, das mit einem Preis von derzeit 365 Euro der Tonangeber in diesem Preisbereich ist.
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Für das Samsung Galaxy A54 spricht in erster Linie der niedrigere Preis, aber auch die längere Unterstützung mit OS-Upgrades und möglicherweise der Einschub für eine microSD-Karte. Das Galaxy S22 hat auch starke Argumente, ist aber halt schon mehr als ein Jahr alt.
Für das Motorola Edge 40 spricht die höhere Refresh-Rate von 144 Hz, die etwas höhere Leistung des Chips, das niedrigere Gewicht, die höhere Ladeleistung und das kabellose Laden. Bei Kamera, Akkulaufzeit und der Qualität des Displays sind beide Geräte auf etwa derselben Höhe.
Und dann wäre da noch das Google Pixel 7a, dessen Software deutlich länger unterstützt wird. Bei der kabelgebundenen Ladeleistung hinkt es hinterher, kann aber auch kabellos geladen werden. Allerdings hat das Display eine Refresh-Rate von lediglich 90 Hz.
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