Xiaomi 13 Lite im Test: Günstigere Alternative mit iPhone-Anleihen
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Im Vorfeld des Mobile World Congress in Barcelona hat Xiaomi seine neuen Spitzengeräte für die globalen Märkte präsentiert. Mit dabei war auch das Xiaomi 13 Lite. Wie die Bezeichnung bereits verrät, handelt es sich dabei um ein abgespecktes Flaggschiffgerät, das allerdings nicht allzu viel mit der übrigen 13er-Reihe zu tun.
Dennoch kann das Xiaomi 13 Lite mit teils hochwertigen Spezifikationen und raffinierten Funktionen aufwarten, die zu einem deutlichen niedrigeren Preis zu haben sind als das Xiaomi 13 oder das Xiaomi 13 Pro. Ich konnte das Lite-Gerät bereits ausführlich testen und mit dem Pro-Modell vergleichen.
Pro & Contra
Pro
- Niedriges Gewicht
- Hauptkamera macht gute Bilder
- Hohe Ladeleistung
- Passabler Preis
Contra
- Display könnte etwas heller sein
- Weitwinkelkamera könnte besser sein
- Dual-Frontkamera bietet kaum Mehrwert
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Look and Feel
Auffallend ist zunächst, dass sich das Xiaomi 13 Lite vom Look-and-Feel der anderen 13er-Geräte stark unterscheidet. Die Inspiration für das Design und das Kameramodul auf der Rückseite basiert nämlich auf der 12er- beziehungsweise der 12T-Serie aus dem Vorjahr.
Mit 171 Gramm ist es ein Leichtgewicht, das mit seinem 6,55 Zoll großen Bildschirm einen praktischen Formfaktor aufweist und besonders gut in der Hand liegt. Die leicht schimmernde Farbgestaltung der Rückseite verleiht dem Gerät eine elegante Note - zumindest in der "Lite Pink"-Farbvariante.
Ähnlich wie das Pro-Gerät, kommt auch das Xiaomi 13 Lite mit einem Display, das sich leicht über die seitlichen Ränder zieht. Der schmale und stark abgerundete Aluminiumrahmen ist - für meinen Geschmack - leider schon etwas in die Jahre gekommen und wirkt dadurch etwas langweilig.
Technische Spezifikationen
Xiaomi 13 Lite
- Maße und Gewicht: 159,2 x 72,7 x 7,2 Millimeter; 171 Gramm
- Display: 6,55 Zoll, OLED, 120 Hz, 1.080 x 2.400 Pixel, 402 ppi, Dolby Vision, HDR10+, 120Hz, 500 nits (typ), 1.000 nits (peak), Corning Gorilla Glass 5
- Kamera:
- 50 MP Hauptkamera: f/1,8, 1/1.56", PDAF
- 8 MP Weitwinkelkamera: f/2.2, 1/4"
- 2 MP Makrokamera: f/2,4
- Video: 4K@30fps, 1080p@120fps
- Selfie-Kamera: 32 MP Weitwinkel + 8 MP Tiefensensor, f/2,4, 1/2,74" 1080p@60fps, Doppel-Frontblitz
- Prozessor: Qualcomm Snapdragon 7 Gen 1 (4 nm)
- Speicher: 8/128 GB, 8/256 GB; UFS 2.2
- Akku: 4.500 mAh, 67 Watt Charging, kein kabelloses Laden
- Software: Android 12, MIUI 14, inklusive Google-Dienste
- Sonstiges: 5G, eSIM, NFC, Wlan 802.11 a/b/g/n/ac/6, Bluetooth 5.2, kein Kopfhöreranschluss, kein Wasserschutz
- Farben: Lite Blue, Lite Pink, Black
- Preis: gesehen ab 489 Euro
Dynamic Island auf Android-Handy
Markant am Lite-Handy ist auch die Doppel-Frontkamera, die in einer länglichen Display-Aussparung beheimatet ist. Wohl oder übel erinnert das Screen-Design damit an die Pro-Geräte der aktuellen iPhones, bei denen das längliche Kamera-Loch als Dynamic Island bezeichnet wird, das mit speziellen Funktionen ausgestattet ist.
Derartige, interaktive Features gibt es bei Android auf Betriebssystemebene nicht. Mit einer eigenen App kann man jedoch einem Kameraloch auf einem Android-Handy einige Dynamic-Island-Funktionen verleihen.
Natürlich wollte ich sofort ausprobieren, wie sich die langgezogene Aussparung mit der populären App "Dynamic Island - dynamicSpot" verhält. Leider ist die Anwendung aber nur auf kreisrunde Kameralöcher ausgelegt und kann mit einer länglichen Aussparung (noch) nicht umgehen.
Ausgerechnet bei jenem Handy, das optisch an ein Pro-iPhone erinnert, funktioniert die Dynamic-Island-App nicht korrekt. Insofern bleibt das pillenförmige Loch eine nicht-interaktive Aussparung, die sich nicht mit zusätzlichen Funktionen anreichern lässt.
Hochwertiges Display
Bis auf die deutlich niedrigeren Helligkeitswerte kommt das Display des Xiaomi 13 Lite mit einem wahren Flaggschiff-Screen. Das 6,55 Zoll große AMOLED-Panel mit einer Refresh-Rate von 120 Hz ist brillant und makellos.
Die 500 nits (typ) bei der Bildschirmhelligkeit sind keine allzu berauschenden Werte, wie sich im Sonnenlicht rasch herausstellt. Bei den Helligkeitswerten hätte Xiaomi ruhig drauflegen können.
Die Kamera
Wer mit dem Xiaomi 13 Lite hochwertige Bilder aufnehmen möchte, sollte in erster Linie die 50-MP-Hauptkamera verwenden. Damit sind recht gute Fotos möglich, die in Sachen Farbdarstellung, Kontrast und Belichtung nicht allzu viel Platz für Kritik lassen.
Verglichen mit dem Pro-Modell der 13er Reihe ist die Kameraqualität des Lite-Geräts wesentlich niedriger. Das zeigt sich am deutlich niedrigeren Dynamikumfang ebenso wie an der Detailtreue und Schärfe. Nichtsdestotrotz ermöglicht aber auch das Xiaomi 13 Lite schöne Bilder, die man gerne herzeigt.
Fotos mit dem 8-MP-Weitwinkelobjektiv haben eine sichtbar niedrigere Qualität als Aufnahmen mit der Hauptkamera. Auffallend ist, dass der Sensor der Weitwinkelkamera deutlich weniger Licht aufnehmen kann und auch bei der Schärfe hinter die Hauptkamera zurückfällt.
Ebenso wird deutlich, dass die Farbdarstellung etwas ausgewaschen und blass wirkt. Sofern ausreichend Licht vorhanden ist, sind aber auch mit dem Weitwinkelobjektiv passable Bilder möglich - vor allem dann, wenn man in die Weite fotografiert.
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Porträt-Mode und Nachtmodus
Der Porträt-Mode lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück: Einerseits ermöglicht dieser Modus eine gut umgesetzte, künstliche Tiefenunschärfe, andererseits haut er bei der Farbabstimmung und dem Kontrast meistens etwas daneben.
Außerdem fällt auf, dass die porträtierte Person ziemlich stark weichgezeichnet dargestellt wird. Das mag zwar so manches Mal schmeichelhaft sein, für ein gutes Fotos ist dies aber in den meisten Fällen hinderlich.
Im Nachtmodus kann man eigentlich die Finger vom Weitwinkel lassen, weil die Bilder meist unscharf und wenig zufriedenstellend ausfallen. Die Hauptkamera hingegen liefert bei Dunkelheit ziemlich gute Fotos, die eine feine Abstimmung aufweisen und Details gut erhalten.
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Fragwürdige Doppel-Frontkamera
Xiaomi verrät leider nicht alle Details der Dual-Selfie-Kamera. In der Praxis bedeutet das Doppel-Objektiv aber, dass man die Wahl zwischen einer herkömmlichen Brennweite und einer Weitwinkeleinstellung hat.
Für Selbstporträts eignet sich der Weitwinkel nicht wirklich, weil man etwas verzerrt dargestellt wird. Für Gruppen-Selfies ist Funktion allerdings eine willkommene Erweiterung, weil deutlich mehr Personen auf ein Bild passen.
Dual-LED-Blitz hilft nur wenig
Die Qualität der Frontkamera - egal ob normal oder im Weitwinkel - ist nicht besonders berauschend: Offenbar will sich Xiaomi über die nicht allzu hohe Qualität mit einem starken Weichzeichner hinweghelfen. Den Selfies kommt dies nicht wirklich zugute. Außerdem wirken die Farben etwas blass.
Dem Doppel-Objektiv hat Xiaomi einen Dual-LED-Blitz zur Seite gestellt, der an der Frontseite quasi unsichtbar im Rahmen integriert ist. Solange der Blitz nicht aktiviert ist, fallen die 2 LEDs absolut nicht auf. Umso überraschender ist es, wenn sie plötzlich aufleuchten.
Greift man beim Fotografieren auf den Blitz zurück, schafft er es nur in einer ziemlich dunklen Umgebung, das Gesicht aufzuhellen. Die Fotoqualität wird dadurch zwar etwas besser, bei Nacht sind aber auch mit Blitz keine wirklich hochwertigen Bilder drin.
Prozessor und Software
Angetrieben wird das Gerät nämlich vom Qualcomm-Prozessor Snapdragon 7 Gen 1 (4 nm). Das ist zwar ein hochwertiges SoC, zeigt aber einmal mehr, dass das Xiaomi 13 Lite nicht wirklich in der Flaggschiff-Liga mitspielen kann. Sorgen um die Leistung braucht man sich deswegen aber keine zu machen.
Bei der Software gibt es eine kleine Enttäuschung. Denn das Xiaomi 13 Lite kommt zwar mit dem aktuellen MIUI 14, allerdings auf Basis des 2 Jahre alten Android 12. Auch wenn Xiaomi das 13er Android nachreichen wird, sollte ein neues Smartphone doch über das neueste Betriebssystem verfügen.
Akku ist schnell geladen
Im Vergleich mit Konkurrenzmodellen liegt die Akkulaufzeit des Xiaomi 13 Lite im Durchschnitt. Das bedeutet, dass es das Handy einen Tag ohne Steckdose aushält, über Nacht aber mit Energie versorgt werden sollte. Denn 2 volle Tage werden sich bei herkömmlicher Nutzung nicht ausgehen.
Beim Schnellladen ist das Lite-Gerät dafür ziemlich schnell unterwegs. Mit einer Ladeleistung von maximal 67 Watt stellt es die allermeisten Konkurrenzprodukte in den Schatten und lässt sich in nur 20 Minuten von 0 auf 56 Prozent aufladen. 5 Minuten an der Steckdose reichen aus, um das Gerät von 0 auf 16 Prozent aufzuladen.
Fazit
Das Xiaomi 13 Lite kommt leider in einem - für mich - etwas veralteten Design. Dafür hat es einen angenehmen Formfaktor und ist besonders leicht. Für ein Lite-Gerät liefert die Hauptkamera richtig gute Fotos. Beim Weitwinkel sind einige Kompromisse hinzunehmen.
Die pillenförmige Aussparung für die Frontkamera ist ein Blickfänger, der mit Apples iPhone-Ästhetik spielt, einen wahren Mehrwert bringt die Doppel-Selfie-Kamera aber leider nicht. Da wäre es vielleicht besser gewesen, eine richtig hochwertige Linse zu verbauen, anstatt 2 durchschnittliche Objektive.
Im Gegensatz zu anderen neuen Flaggschiff-Geräten muss man beim Lite-Modell gänzlich andere Maßstäbe anlegen. Mit einem Preis ab 499 Euro (UVP) kostet es nämlich genau die Hälfte als das Standardmodell Xiaomi 13 und ist somit eher mit anderen Mittelklasse-Handys vergleichbar - etwa Samsung Galaxy S21 FE, Samsung Galaxy A53, Google Pixel 6, Nokia X30 oder dem Nothing Phone (1).
Das ist ein besonders umkämpfter Preisbereich mit zahlreichen aktuellen Alternativen und hochwertigen Geräten aus dem Vorjahr. Hier wird es das Xiaomi 13 Lite ein bisschen schwer haben, sich zu behaupten. Auch wenn es mit einer hochwertigen Hauptkamera, einem nahezu makellosen Bildschirm und einer hohen Ladeleistung punkten kann.
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