iPhone SE im Test: Die Antithese zum Smartphone-Markt
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Das neue iPhone SE (2022) wirkt auf den ersten Blick ziemlich langweilig und wenig spannend: Auf der einen Seite ein mehrfach überholtes Design, ein winzig kleiner Screen, eine mehrere Jahre alte Kamera und ein Formfaktor aus dem Jahr 2014.
Auf der anderen Seite hat das günstige iPhone aber ein äußerst robustes Gehäuse, den derzeit schnellsten Smartphone-Chip überhaupt und Software-Support bis mindestens 2029, womit das aktuelle SE-Modell bestens für die kommenden Jahre gerüstet ist.
Wir haben uns angesehen, ob 519 Euro eine gute Investition in das iPhone SE (2022) sind.
Pro & Contra
Pro
- Robustes Gerät
- Besonders schneller Chip
- Gute Videoqualität
- Langfristiger Software-Support
- Für Apple-Maßstäbe ein niedriger Preis
Contra
- Veraltetes Design
- Winziger Bildschirm
- Display-Qualität lässt zu wünschen übrig
- Night-Mode-Fotos nicht konkurrenzfähig
- Keine Weitwinkelkamera
iPhone SE (2022)
9 Bilder
Was ist beim iPhone SE (2022) neu?
Eigentlich gibt es kaum Neues: Design, Formfaktor, Kamera-Ausstattung, Display, interner Speicher und Anschlüsse sind komplett ident mit dem Vorgängermodell aus dem Jahr 2020.
Das aktuelle SE-Modell ist nun allerdings 5G-fähig, hat mehr Arbeitsspeicher, eine etwas höhere Akku-Kapazität und einen deutlich schnelleren Prozessor, der neue Funktionen etwa bei der Kamera ermöglicht.
Technische Spezifikationen
Apple iPhone SE (2022)
- Maße und Gewicht: 138,4 x 67,3 x 7,3 Millimeter, 144 Gramm
- Display: 4,7 Zoll IPS LCD, 625 nits (typ), 750 x 1.334 Pixel
- Kamera: 12 MP, f/1,8, PDAF, OIS
- Video: 4K mit maximal 60 fps, 1080p mit maximal 240 fps
- Selfie-Kamera: 7 MP, f/2,2 - Video 1080p mit maximal 120 fps
- Prozessor: Apple A15 Bionic (5 nm)
- Speicher: 4/64 GB, 4/128 GB, 4/256 GB / NVMe
- Akku: 2.018 mAh, 18 Watt Charging, kabelloses Laden möglich
- Software: iOS 15.4
- Sonstiges: 5G, NFC, Wlan 802.11 a/b/g/n/ac/6, Bluetooth 5.0, IP67 Wasserschutz
- Preis: ab 519 Euro (UVP), gesehen ab 503 Euro
Mini-Display
Das günstigste iPhone, das derzeit (von Apple direkt) zu haben ist, kommt natürlich nicht ohne Einschränkungen. Und den vermutlich größten Kompromiss gibt es gleich beim Display. Dieses misst nämlich nur mickrige 4,7 Zoll und ist oben und unten von einem extrem breiten Rahmen eingefasst.
Dem dicken Rahmen ist es auch geschuldet, dass das SE trotz Mini-Bildschirm ein recht großes Gerät ist. Das iPhone 13 Mini hat etwa ein größeres Display (5,4 Zoll) ist im Gesamten aber immer noch kleiner als das iPhone SE.
Dem Display selbst hätte ein Update nicht geschadet. Leider kommt beim SE noch immer ein LCD-Screen zum Einsatz, der eine Helligkeit von lediglich 625 nits (typ) aufweist. Die Auflösung ist zwar ausreichend, aber mit 750 x 1.334 Pixel nicht gerade hoch.
Screen ist für aktuelle Anforderungen zu klein
Nun könnte man sich mit diesen relativ minderwertigen Spezifikationen noch abfinden, ein weiteres Problem beim SE-Display liegt aber gar nicht so sehr in Apples Händen. Der Screen hat nämlich ein 16:9-Format, das bei Smartphones schon lange nicht mehr üblich ist. Aktuelle Handys kommen meist im 19,5:9-Format - so auch beispielsweise das iPhone 13 Mini.
Das bedeutet auch, dass die allermeisten Apps und Inhalte mittlerweile an dieses länglichere Format angepasst sind. Im Alltag heißt das, dass der SE-Screen nicht nur extrem klein ist, sondern gleichzeitig auch zu breit beziehungsweise zu wenig länglich ist, um die beste User-Experience bieten zu können.
In Anbetracht dieser Gemengelage wird jemand, der am Tag mehrere Stunden am Handy hängt, Videos schaut und Social-Media-Streams bis zum Ende durchscrollt, nicht den passendsten Screen dafür haben.
Auch für all jene, die am Smartphone besonders viel Tippen, ist das Display grenzwertig klein. Natürlich ist das auch eine Frage der Gewohnheit, doch die kleine Tastatur auf dem winzigen 4,7 Zoll Screen lädt geradezu dazu ein, sich zu vertippen. Das Gute daran: Das iPhone SE lässt sich bestens einhändig bedienen.
Nur ein einziges kleines Objektiv
Ein weiterer Kompromisspunkt beim iPhone SE ist die Kamera. Während die allermeisten Konkurrenzprodukte auf 3 Objektive und mehr setzen, kommt das SE mit nur einem einzigen 12 MP Objektiv. Das bedeutet in erster Linie, dass man auf die durchaus populäre Weitwinkellinse verzichten muss.
Abgesehen davon liefert das günstigste Apple-Handy aber passable bis hervorragende Bilder. Hervorragend sind die Fotos sofern ausreichend Umgebungslicht vorhanden ist. Lediglich passable sind die Nachtfotos, weil das SE keinen Nachtmodus hat.
Bei Tageslicht gibt es an den Fotos eigentlich kaum etwas auszusetzen. Die Bilder sind klar, scharf, farbgetreu und haben einen ausreichenden Dynamikumfang. Vor allem beim Porträtmodus wird deutlich, dass die Software gute Arbeit leistet.
Keine schönen Nachtbilder
Fotografiert man bei Dunkelheit, gehen Aufnahmen von einer ruhigen Umgebung durchaus in Ordnung. Auch hier kann die Software ihre Stärken ausspielen und das Maximum aus den Bildern herausholen.
Nimmt man Menschen, die nicht komplett ruhig stehen vor die Linse oder man verwendet gleich den Porträtmodus, ist das Ergebnis nicht mehr zufriedenstellend: Die Fotos sind körnig, verschwommen und einfach nicht gut.
iPhone SE (2022) - Beispielbilder
13 Bilder
Selfie-Kamera und Video
Ähnlich wie die Hauptkamera auf der Rückseite des Geräts, kann auch die 7-MP-Frontkamera hauptsächlich bei Tageslicht und guten Lichtbedingungen überzeugen. Hier schafft es das iPhone SE wirklich gute und brauchbare Selbstporträts aufzunehmen. Bei Nacht oder wenig Umgebungslicht sind die Ergebnisse nicht mehr annehmbar.
Apple-Handys waren schon immer bekannt für eine hohe Videoqualität - so auch beim iPhone SE. Mit dem Pro-Modellen ist die Qualität der Videos natürlich nur schwer zu vergleich. Gemessen an vergleichbaren Android-Geräten in dieser Preisklasse, ist Videoqualität aber mehr als konkurrenzfähig, was unter anderem am optischen Bildstabilisator liegt.
Positiv ist jedenfalls, dass sich das Bildrauschen weitgehend in Grenzen hält. Auch die Farbdarstellung und der Kontrast sind bei den iPhone-SE-Videos gut ausbalanciert.
Ausreichend Leistung, zu wenig Speicher
Angetrieben wird das aktuelle iPhone SE von einem Apple A15 Bionic Prozessor. Das ist der derzeit leistungsfähigste Smartphone-Chip überhaupt. Insofern braucht man sich über die Leistung des kleinen Telefons keine Sorgen machen - alles läuft wie geschmiert.
Da sich das iPhone SE mit seinem kleinen Bildschirm nicht wirklich gut für Spiele oder andere aufwendige Anwendungen, wie Videoschnitt oder Fotobearbeitung eignet, ist der leistungsfähige Prozessor in erster Linie im Hinblick auf eine mehrjährige Nutzungsdauer von Vorteil.
Das Basismodell des SE hat eine Speicherkapazität von lediglich 64 GB. Wer viele Fotos und Videos aufnimmt, diese lokal speichert und darüber hinaus noch zahlreiche Apps verwendet, wird mit dem Mindestspeicher von 64 GB recht bald an die Grenzen stoßen.
Da es auch keine Möglichkeit für eine Speichererweiterung mittels microSD-Karte gibt, ist die etwas teurere Version mit 128 GB bestimmt die bessere Wahl.
Fingerprint und reduzierter Lieferumfang
Das iPhone SE ist das letzte und einzige Apple-Handy, das mit dem Fingerabdrucksensor Touch-ID ausgestattet ist. Dieser befindet sich wie gewohnt im Home-Button und funktioniert zuverlässig und praktisch ohne Zeitverzögerung.
Ein passender Netzstecker oder eine Schutzhülle sind im Lieferumfang nicht enthalten. Lediglich ein entsprechendes Kabel (USB-C auf Lightning) liegt dem iPhone SE bei.
Akku nur passabel
Im Vergleich zum Vorgängermodell hat sich die Akkulaufzeit aufgrund der größeren Batteriekapazität und dem effizienteren Chip etwas erhöht. Insofern wird das iPhone SE mit ziemlicher Sicherheit einen ganzen Tag ohne Steckdose durchhalten.
Wer allerdings hauptsächlich mit dem Mobilfunknetz verbunden ist und eine recht hohe Screen-Time hat, sollte das Ladegerät besser parat haben. Denn in solchen Fällen könnte der Akku relativ bald knapp werden.
Beim Aufladen ist das SE - verglichen an der Konkurrenz - relativ gemächlich unterwegs. Laut Apple lässt sich der Akku aber immerhin in 30 Minuten bis zu 50 Prozent aufladen, was wir im Test auch bestätigen konnten. Kabelloses Aufladen ist ebenso möglich.
Software
Als Betriebssystem kommt iOS 15.4 zum Einsatz. Bleibt Apple seinen bisherigen Bemühungen treu – und davon ist auszugehen – darf man sich beim aktuellen iPhone SE einen langfristigen Software-Support erwarten.
Das älteste iPhone, das derzeit noch immer mit der jeweils aktuellsten Software-Version versorgt wird, ist das iPhone 6s, das bereits 2015 präsentiert wurde. Insofern sollte auch das aktuelle iPhone SE bis mindestens 2029 immer die die neusten iOS-Versionen erhalten. Von einem derartig langen Software-Support können Android-Nutzer*innen derzeit nur träumen.
Fazit
Wer sich im Klaren ist, worauf man sich mit einem iPhone SE einlässt, wird die 519 Euro bestimmt nicht bereuen. Für dieses Geld bekommt man ein solides und äußerst robustes Smartphone, das auf eine mehrjährige Nutzungsdauer ausgelegt ist und in allen Belangen eine mehr als ausreichende User-Experience bietet.
Rein von der Funktionalität her, kann das iPhone SE alles, was vergleichbare Android-Smartphones auch können. Bei den Spezifikationen - vor allem beim Screen und der Kamera - haben Android-Handys um 500 Euro allerdings deutlich mehr zu bieten.
So gesehen ist das iPhone SE ideal, wenn man das Smartphone hauptsächlich unterwegs für die notwendigsten Angelegenheit nutzt - Navigation, Messenger, Musik hören, Apple Pay und ein paar Fotos.
Für all jene, die ein Handy als primäres Gerät nutzen, beispielsweise zum Lesen, Banking, Social Media, Gaming und viele andere Apps verwenden, ist das iPhone SE eher nicht das geeignetste Gerät. Das liegt in erster Linie am winzigen und vergleichsweise schwachen Bildschirm. Wer damit kein Problem hat, wird aber all diese Use-Cases auch am iPhone SE zur vollsten Zufriedenheit erledigen können.
Kommentare