Es gibt eine neue TikTok-Alternative

Es gibt eine neue TikTok-Alternative

© Carlos Barquero Perez/IStockphoto.com

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Loops im Test: Dezentrale TikTok-Alternative aus dem Fediverse

Loops macht schon einen guten Eindruck, ist aber noch nicht ganz fertig

Nicht erst seit dem Bann von TikTok in den USA ist der Wunsch nach Alternativen groß. Die Themen Inhaltsmoderation, Algorithmen sowie die Firma dahinter lassen die Plattform oft in einem negativen Licht erscheinen.

Auch die Besitzstruktur und der zentralisierte Aufbau werden immer wieder als Problem erachtet. Seit einiger Zeit befindet sich eine neue Plattform names Loops in der Entwicklung, die eine Alternative bieten will. Ich habe mir die App angesehen.

Kurze Wartezeit

Ins Leben gerufen wurde Loops vom Kanadier Daniel Supernault, der auch für die Instagram-Alternative Pixelfed verantwortlich zeichnet. Loops baut auf dem Protokoll ActivityPub auf und soll eine dezentrale Alternative zu TikTok bieten.

Derzeit kann die Plattform sowohl über den Browser als auch über die in der Beta befindlichen Apps für iOS und Android angesteuert werden. Um loslegen zu können, müssen wir zuerst einen Account erstellen. Nutzername, Mail und Passwort: Mehr braucht es nicht, um die Registrierung abzuschließen.

Momentan arbeitet Loops noch mit einem verlangsamten Registrierungsprozess, die Einladung zum Start erhalten wir innerhalb von 48 Stunden. Meist erhalten wir den Invite aber deutlich schneller. 

Vertraute Oberfläche

Sind wir endlich eingeloggt, schwappt uns ein vertrautes Bild entgegen. Der Aufbau der App ähnelt TikTok extrem. Im Home-Bereich warten direkt die ersten Videos, hier Loops genannt, auf uns, die wir mit dem klassischen Wischen nach oben (und unten) durchblättern können.

Am rechten Rand gibt es Profilbild, Likes, Kommentaranzahl und einen Share-Button zu sehen. Durch Tippen auf das Kommentar-Symbol können wir Kommentare von anderen lesen und selbst welche hinterlassen. 

Der Home-Bereich teilt sich in „Following“ und „For You“ auf. Während Ersteres lediglich von uns gefolgte Accounts zeigt, bereitet die „For You“-Seite Inhalte auf, die frisch gepostet wurden oder gerade im Trend sind. Hier kommt dann auch der Trust-Score von Loops zum Einsatz.

Freiwillige Moderatorinnen und Moderatoren können auf Loops hochgeladene Inhalte bewerten. Poster wiederum sammeln mit der Zeit Vertrauen. Nutzerinnen und Nutzer mit einem höheren Trust-Score bekommen ihre Videos früher oder sofort freigeschaltet, während jemand mit niedrigem Trust-Score erst auf die Freigabe warten muss. 

In-App-Editor fehlt

Wollen wir selbst etwas posten, geht derzeit nur das Auswählen des fertigen Videos direkt in der App. Aufnahme und Bearbeitung müssen momentan über andere Apps, wie CapCut oder InShot, erfolgen. Selbstverständlich soll aber auch das Aufnehmen und Bearbeiten in Zukunft direkt über Loops möglich werden.

Bis zu 60 Sekunden darf ein Clip lang sein, Nacktheit oder 18+ Inhalte sind nicht erlaubt. Eine Besonderheit von Loops ist die Verarbeitung der Videos. Laden wir ein Video hoch, findet die gesamte Verarbeitung, inklusive Komprimierung, auf dem eigenen Gerät statt. Das soll vor allem die Anforderungen an die Server reduzieren und damit Kosten sparen.

Da die Verarbeitung lokal stattfindet, darf während des Prozesses nicht die App geschlossenen werden. Im Test hat ein Upload inklusive Verarbeitung aber nie mehr als 60 Sekunden gebraucht. Wie schnell der Prozess abläuft, hängt am Ende vor allem von der Rechenpower des eigenen Smartphones ab.

➤ Mehr lesen: Pixelfed im Test: Das kann die Instagram-Alternative

Trends im Aufbau

Neben „Home“ finden wir im Reiter „Trending“ Inhalte, die uns interessieren könnten. Aufgeteilt werden die Loops hier in Kategorien wie „Gaming“, „Music“ oder „Funny“. Hier muss jedes Video derzeit einzeln abgerufen werden, das klassische Doomscrolling ist in den Trends noch nicht möglich.

Die Suche, die sich über den Home-Tab aufrufen lässt, ist momentan noch von bescheidenem Wert. Hier können derzeit nur Usernames gesucht werden, die Eingabe eines Themas oder Hashtags bringt keine Video-Ergebnisse. 

Benachrichtigungen beherrscht Loops dafür bereits. Infos über Likes, Follows und Kommentare sammeln sich im Reiter „Activity“. Im letzten Reiter sehen wir unser eigenes Profil. Hier können unter anderem Avatar, Anzeigename und Bio bearbeitet werden. Außerdem erhalten wir eine Übersicht über die Anzahl der Videos, Follower und Likes in unserem Profil.

Föderation als Wachstumsmotor

Spannend wird in Zukunft die Integration von Loops ins Fediverse. Durch die Föderation der Plattform wird es später auch möglich sein, über Plattformen wie Mastodon und Pixelfed Loops-Accounts zu folgen und deren Inhalte ansehen zu können, ohne die Plattform oder App zu wechseln.

Sobald Apps und Plattform in einem stabilen Zustand sind, soll der gesamte Code als Open Source verfügbar gemacht werden. Derzeit wird stetig weiterentwickelt, finanziert wird das Ganze ausschließlich durch Spenden und über eine kürzlich erfolgreich abgeschlossene Crowdfunding-Kampagne bei Kickstarter. 

➤ Mehr lesen: Die besten Apps für Mastodon, Bluesky und Co

Fazit

Der Aufbau von Loops ist äußerst vielversprechend. Während die App noch einige Baustellen zu beseitigen hat, ist sie für ihr noch junges Alter bereits äußerst weit entwickelt.

Neben der fehlenden Föderation, die die Attraktivität der Plattform bedeutend steigern wird, ist es vor allem der In-App-Editor, der wohl als größtes Feature fehlt. Wie bei all den anderen Apps im Social-Media-Bereich wird der Erfolg aber vor allem von der Anziehungskraft der Nutzerinnen und Nutzer abhängen.

Kann Loops die Massen anziehen, mag die Plattform tatsächlich zu einer ernsthaften Alternative zu TikTok werden.

Loops ist kostenlos für iOS (Testflight-Beta) und Android (APK über Github) verfügbar.

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Amir Farouk

Early-Adopter. Liebt Apps und das Internet of Things. Schreibt aber auch gerne über andere Themen.

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