
Stimmt man Zuckerbergs neuer politischer Ausrichtung nicht zu, kann man Selfies und Co. künftig auf Pixelfed teilen, statt auf Instagram
Pixelfed im Test: Das kann die Instagram-Alternative
Nicht erst seit dem Absturz des blauen Vogels wird über die Konzentration und Zentralisierung von sozialen Netzwerken in den Händen einiger weniger diskutiert. Während die verschiedenen Plattformen, von Facebook über Reddit bis TikTok, unterschiedliche Arten von Austausch bieten, kranken sie allesamt an der Abhängigkeit von ihren Eigentümern und den zentralen Servern, von denen Nutzerinnen und Nutzer abhängig sind.
Mit Pixelfed gibt es schon seit einiger Zeit eine spannende Alternative zu Instagram, die Teil des dezentralen Fediverse ist. Die Veröffentlichung einer dazu passenden App hat dem Angebot nun einen frischen Boost verschafft.

© futurezone/Screenshot
Unkompliziert ins Fediverse
Die politischen Entwicklungen der vergangenen Wochen wirken sich bereits auf soziale Netzwerke aus. Während uns das Thema Desinformation und Hassrede schon länger verfolgt, hat die 180-Grad-Wendung von Mark Zuckerberg, der unter anderem über die Plattformen Facebook, Instagram und WhatsApp herrscht, für viel Verärgerung und einer Suche nach Alternativen gesorgt.
Bereits seit 2018 existiert Pixelfed, ein quelloffener Dienst auf Basis von ActivityPub, der sich explizit als Alternative zu Instagram positioniert. Schon bisher konnte man sich auf der Plattform via Webseite bzw. Web-App austauschen. Neu dazugekommen ist jetzt eine native eigene App (iOS und Android), die Einstieg und Nutzung leichter machen soll.
Wer mit Pixelfed durchstarten möchte, kann dies am leichtesten mit der neuen App. Einmal heruntergeladen, landen wir dort auf einem schwarzen Screen mit Logo und einem Login-Button. Dieser führt uns zur Auswahl der Pixelfed-Server.
Während etwa Instagram von einem Unternehmen zentral beherrscht wird, können wir bei Pixelfed jederzeit auf einen anderen Server umziehen und unsere Daten und Follower mitnehmen, ohne von den jeweiligen Servereigentümern abhängig zu sein. Welchen Server wir hier wählen, ist großteils Geschmackssache.
Pixelfed in Bildern



7 Bilder
Der derzeit größte Server, pixelfed.social, wird von Pixelfed-Entwickler Daniel Supernault selbst betrieben und beherbergt derzeit knapp 300.000 Nutzerinnen und Nutzer. Da die Server, und somit auch alle Nutzerinnen und Nutzer, untereinander kommunizieren können, spielt die Größe eines Servers aber eine eher untergeordnete Rolle.
Haben wir uns für einen Server entschieden, geht es zur Anmeldung. Hier können wir uns neu registrieren. Wer bereits einen Account auf einem Mastodon-Server besitzt, kann auch diesen zur Anmeldung nutzen. Das Onboarding ist durchwegs einfach gestaltet. Username und Profilbild können übernommen oder individuell ausgewählt werden. Außerdem können wir Anzeigename und Bio auf Wunsch hinterlegen. Ist das kurze Onboarding durch, landen wir in der Hauptoberfläche der App.
Eine fast perfekte Kopie
Wer schon bisher Instagram gerne und viel benutzt hat, wird sich hier direkt wohlfühlen. In Sachen Benutzeroberfläche hat man sich sehr stark am Meta-Vorbild orientiert, was den Einstieg noch leichter macht. Zentrale Anlaufstelle ist der Home-Feed, in dem sich Bilder bzw. Posts von Nutzerinnen und Nutzern, denen wir folgen, aufreihen.
Im Gegensatz zu Instagram setzt man hier nicht auf Algorithmen und Zwangsbeglückung. Stattdessen handelt es sich hier um einen ausschließlich chronologischen Feed, der nur Inhalte von Konten zeigt, denen wir wirklich folgen. Unter den jeweiligen Bildern sehen wir die Anzahl der Likes, Kommentare und Reposts, sowie jeweils einen Button, um diese Aktionen durchzuführen. Kommentare lassen sich, ebenfalls wie bei Instagram, ausklappen und mit Likes und Antworten versehen.
Immer im oberen rechten Eck sichtbar sind die 3 Knöpfe für Benachrichtigungen, Direktnachrichten und die Suche. Möchten wir unseren Horizont über unsere Followings hinaus erweitern, gibt es dafür den sogenannten Local Feed. Hier versammeln sich die Posts aller Nutzerinnen und Nutzer, die auf einer Instanz bzw. einem Server aktiv sind.
So wird gepostet
Um einen Post abzusetzen, tippen wir auf das Plus-Symbol in der Mitte. Hier können wir bis zu 2.000 Zeichen und 20 Medieninhalte anfügen. Darüber hinaus können wir Posts „unlisten“, also aus öffentlichen Timelines verstecken. Handelt es sich um sensiblen Content, können wir diesen hinter eine Inhaltswarnung verbergen. Für Barrierefreiheit wird durch das Alt-Text-Feature gesorgt.
Im Reiter Discover finden wir Empfehlungen. Zu sehen gibt es hier vor allem Trends. So zeigt uns die App beispielsweise trendende Hashtags, aktuell angesagte Accounts und besonders beliebte Posts.
Der letzte Reiter in der unteren Leiste führt uns zu unserem Profil. Hier können wir Anpassungen an Name, Bio und Profilbild vornehmen. Gleichzeitig sehen wir hier all unsere Posts, gelikten Inhalte und Lesezeichen. Auch hier unterscheidet sich die Optik kaum von Instagram.
In den Einstellungen zum Account können noch einige Anpassungen vorgenommen werden. So können wir beispielsweise unseren Account auf „privat“ setzen, unsere Follower und Followings verstecken sowie Embeds verhindern. Auch lassen sich Accounts und ganze Domains blockieren, falls wir bestimmte Inhalte nicht sehen möchten.

© Pixelfed.org
Alternative mit viel Potenzial
Grundsätzlich bedient sich die neue Pixelfed-App außerordentlich gut, vor allem für die 1.0-Version einer App. Auffällig ist das Fehlen von Stories. Die befinden sich derzeit in der Beta und haben es deshalb noch nicht in die App geschafft.
Zudem hakt es an manchen Stellen noch ab und zu. So hat sich während des Tests einmal der Server für einige Minuten verabschiedet, was die App bloß mit weißem Bildschirm und erratischem Verhalten quittiert hat. Dank der Dezentralisierung könnten wir in so einem Fall aber auch auf einen anderen Server wechseln, falls es gröbere Probleme geben sollte.
Ansonsten macht Pixelfed bisher einen äußerst reifen Eindruck und lässt keine großen Wünsche offen. Die Positionierung als ernsthafte Instagram-Alternative ist der App damit sicher. Am Ende des Tages wird der Erfolg aber vor allem davon abhängen, wie viele Nutzerinnen und Nutzer den Wechsel vom Platzhirsch Instagram zu Pixelfed durchziehen.
Kommentare