
Mond
China will Teleskop mit 7.200 Antennen auf dem Mond bauen
Was passierte in der frühen Geschichte des Universums? Diese Frage stellen sich nicht nur chinesische Wissenschaftler. Sie schlagen jetzt aber vor, ein Riesenteleskop auf der Rückseite des Mondes zu bauen, um genau diese Frage zu beantworten.
Sollte es genehmigt werden, wäre es das erste funktionsfähige Radioteleskop auf dem Mond. Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieses Projekt unser Verständnis des Universums erweitern wird.
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Ein System aus 7.200 Antennen
Das Riesenteleskop würde aus 7.200 schmetterlingsförmigen Antennen bestehen, wie die South China Morning Post berichtet. Das System könnte damit in der Lage sein, kosmische Signale mit langen Wellenlängen aufzuspüren.
Diese könnten Aufschluss über die Anfänge des Universums geben. Bisher konnten solche Signale nicht ausgewertet werden, weil die Erdatmosphäre Funksignale mit ultralangen Wellenlängen blockiert. Auf der erdabgewandten Rückseite des Mondes bestehe dieses Problem nicht.
Wissenschaftler der China Academy of Space Technology schlagen vor, dass sich das Radioteleskopnetz über 30 Kilometer erstrecken sollte. Da mehrere Teleskope miteinander verbunden wären, könnte das System eine hohe Auflösung und Empfindlichkeit bieten, um die "kosmische Dunkelheit" zu erforschen und Exoplaneten zu entdecken.
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Ein Jahrzehnt für den Aufbau
US-Forscher untersuchten im NASA-Programm Innovative Advanced Concepts ähnliche Ideen. 2020 schlugen NASA-Ingenieure das Lunar Crater Radio Telescope vor – ein 1 Kilometer breites Radioteleskop auf der Mondrückseite, gebaut mit Kletterrobotern.
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Fiktive Ansicht von LCRT auf der anderen Seite des Mondes.
© NASA/Saptarshi Bandyopadhyay
Doch die chinesische Variante könnte schneller einsatzbereit sein, so die Wissenschaftler. Sie gehen davon aus, dass das Radioteleskop innerhalb eines Jahrzehnts realisiert werden könnte. Das sei möglich durch die Unterstützung von robotergestützten und bemannten Mondmissionen.
„Das Projekt ist eine hochkomplexe Ingenieuraufgabe, die wissenschaftliche Instrumente, Relay Satelliten, Roboter, Mondlogistik und Kommunikationsnetzwerke umfasst”, schreibt das Team in der Publikation Space Science and Technology.
Aufbau in mehreren Etappen
Das Projekt ist also mit Herausforderungen verbunden. Denn im unwegsamen Gelände des Mondes muss ein geeigneter, ebener Standort gefunden werden. Aus diesem Grund haben die Forscher einen stufenweisen Aufbau vorgeschlagen.
In einer ersten Phase sollen 16 Antennen durch unbemannte Chang'e-Missionen (7 und 8) mit Hilfe von Robotern installiert werden. Diese Phase, die bis zu drei Jahre dauern kann, soll eine erste Untersuchung ermöglichen. In der zweiten Phase sollen etwa 100 Antennen von Astronauten installiert werden. In der letzten Phase soll das System mit Hilfe der noch zu bauenden zukünftigen Mondforschungsbasis aufgebaut werden.
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