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Nikon D7100 im Test: Flott für Fortgeschrittene

Mit der D7100 schließt Nikon eine Lücke im Sortiment. Sie richtet sich an Nutzer mit Fotoerfahrung und solche, die von einer Einsteiger-DSLR auf ein besseres Modell umsteigen wollen. Bei Canon ist dies die 60D, die mittlerweile fast drei Jahre alt ist. Die futurezone hat Nikons Kampfansage, die D7100, getestet.

Verarbeitung
Die D7100 bietet die von gehobenen Nikon-Modellen gewohnt gute Qualität bei der Verarbeitung. Die schwarzen Gehäuseteile weisen die ebenfalls Nikon-typische Tröpfchen-Struktur auf. Die Ober- und Rückseite sind durch eine Magnesiumlegierung geschützt, was die Kamera gegen Staub und leichten Regen wappnen soll. Durch die robuste Bauweise ist sie mit 765 Gramm kein Leichtgewicht, aber immerhin 15 Gramm leichter als das Vorgängermodell D7000. Zum Vergleich: Nikons D5200, die ebenfalls 24 MP hat, wiegt 555 Gramm.

Auch gewohnt gut ist die Ergonomie der D7100. Der gummierte Griff liegt für User mit größeren Händen gut in der Hand und bietet gerade noch für den kleinen Finger der rechten Hand Platz. Will man den kleinen Finger bequemer auflegen, greift man zum Akkugriff. Dieser muss neu gekauft werden, der Griff der Vorgänger-DSLR D7000 ist nicht kompatibel – dafür aber der Akku.

Zur weiteren Verbesserung der Griffigkeit befindet sich noch an der Rückseite eine gummierte Fläche für die Auflage des rechten Daumens, sowie an der linken Vorderseite für die Auflage des linken Daumens.

Bedienelemente
Die Platzierung der Tasten und Räder ist nahezu ident mit der der Vollformat-DSLR Nikon D600. Das Moduswahlrad hat in der Mitte einen Sperrkopf, um ungewolltes Verstellen zu vermeiden, und dreht sich um 360 Grad. Das darunter liegende Moduswahlrad dient zum Auswählen des Bildfolge-, Leise- und Selbstauslöser-Modus. Auch dieses Rad ist zusätzlich mit einer Taste gesichert, die man drücken muss, um das Rad drehen zu können. Da das Rad eher schwergängig ist, die Kanten scharf sind und es aufgrund der Positionierung nur mit einem Finger gedreht werden kann, führt häufiges Verstellen zu einer schmerzenden Zeigefinger-Kuppe.

Das vordere Wahlrad ist ebenfalls etwas schwergängig, da es relativ weit im Griff eingelassen ist. Mit dem Mittelfinger rutscht man schon mal darüber, anstatt es zu drehen, wenn man die Kamera etwas lockerer in Händen hält.

Ein Unterschied zu den Bedienelementen der D600 ist die Info-Taste links unten. Drückt man sie, können über das Display Funktionen schnell angewählt werden, wie die ISO-Rauschunterdrückung, HDR, Active Dynamic Lighting, Bildstil und die Belegung der AE-L und Fn-Taste. Im vollständigen Menü kann auch die Abblendtaste mit anderen Funktionen belegt werden.

Anschlüsse
An der rechten Seite des Gehäuses ist der Doppel-SD-Karten-Slot untergebracht, der auch bei dem Vollformat-Modell D600 zu finden ist. Es können etwa JPGs und RAW-Aufnahmen getrennt gespeichert oder alle Fotos und Videos auf die zweite SD-Karte gespiegelt werden. Der schnelle Standard UHS-1 wird unterstützt.

Für Videoaufnahmen gibt es an der Oberseite ein eingebautes Stereo-Mikrofon. An der linken Gehäuseseite sind die Anschlüsse für ein externes Mikrofon (3,5mm), Kopfhörer, USB 2.0 und HDMI. Über den HDMI-Anschluss kann das Videosignal zu einem externen Aufnahmegerät durchgeschliffen werden.

Ebenfalls an der linken Seite ist der Anschluss für das optionale GPS-Modul. Auch WLAN gibt es nur als Zubehör zum Anstecken an den USB-Anschluss.

Auslöser
Nach dem Halbdrücken für das Fokussieren ist der Widerstand zum Auslösen etwas strenger, als man es von Spitzenmodellen kennt. Man gewöhnt sich jedoch schnell daran. Das Auslösegeräusch ist ein sattes Klicken des Spiegels, das etwas leiser als beim Vorgängermodell ist.

Im Leisemodus klingt das Auslösegeräusch, als würde die Kamera jeden Moment kaputt gehen. Viel leiser ist es nicht, sondern nur zweigeteilt. Lässt man den Auslöser gedrückt, klappt der Spiegel erst wieder vollständig zurück, wenn man ihn los lässt. Lässt man gleich los, ist eine kurze Pause zwischen den zwei grausam-klingenden Geräuschen.

Sucher
Der Sucher deckt 100 Prozent des Sichtfeldes ab und ist heller als der der D5200. Mit dem für Nikon-Premium-Modelle typischen „Bullauge"-Sucher, wie ihn die D800 hat, kann er zwar nicht mithalten, ist aber für eine Kamera in dieser Preisklasse sehr gut.

Neben den üblichen Zusatzinformationen kann im Sucher auch ein Raster eingeblendet werden. Links oben werden zudem „Effects" oder „B/W" eingeblendet, falls der monochrome Bildstil oder der Effekte-Modus (Nachtsicht, Farbzeichnung, Miniatureffekt, Selektive Farbe, Silhouette, High Key, Low Key), aktiviert ist.

1.3x Crop
Ein neues Feature der D7100 ist der 1.3x Crop-Modus. Dieser lässt sich am ehesten als „digital zoom with benefits" beschreiben. Die Auflösung wird auf 15 Megapixel reduziert und der Crop-Faktor insgesamt auf 1,95 erhöht. Nutzt man etwa ein 100 mm Objektiv, entspricht dies auf der D7100 durch den 1,5er Crop 150 mm. Aktiviert man den 1,3x Crop-Modus, werden daraus 195 mm Brennweite.

Dasselbe ließe sich im Nachhinein auch am Computer bewerkstelligen. Der Crop-Modus hat aber noch weitere Vorteile. Blickt man durch den Sucher, wird bei aktiviertem Crop-Modus ein Rahmen für den Bildausschnitt eingeblendet. In diesem Rahmen decken die 51 Autofokus-Sensoren horizontal die gesamte Breite und vertikal gut zwei Drittel ab. So fällt es etwa leichter, bewegende Motive im Fokus zu behalten.

Der Crop-Modus ist auch beim Filmen einsetzbar. Da die FullHD-Auflösung von 1920 x 1080 ohnehin geringer als 15 Megapixel ist, ist der Crop-Modus in diesem Fall ein verlustfreier Digital-Zoom.

Ein weiterer Vorteil: Im Crop-Modus steigt durch die reduzierte Auflösung die maximale Anzahl an Bildern pro Sekunde von 6 auf 7. Im normalen 24-MP-Modus kann man zwischen 20 und 30 JPGs in höchster Qualität mit 6 Bildern pro Sekunde aufnehmen, bevor die Geschwindigkeit abfällt. Bei RAW-Aufnahmen nimmt die Geschwindigkeit bereits nach sieben Fotos deutlich ab.

Display
Das Display der D7100 ist derzeit das beste, das Nikon in einer DSLR verbaut hat. Wie bei den Spitzenmodellen D4, D800 und D600 ist es 3,2 Zoll groß. Durch die Verwendung von zusätzlichen weißen Pixeln kommt es aber auf 1.229.000 Bildpunkte, statt den 921.000 Bildpunkten der zuvor genannten Modelle.

Die Auflösung bleibt dabei unverändert bei 640 x 480 Pixel. Die maximale Helligkeit wird nicht wesentlich verbessert, bei direkter Sonneneinstrahlung ist es nur bedingt möglich, Details in Fotos auszumachen. Knallt die Sonne aber nicht direkt auf das Display, sieht die Darstellung sehr gut und detailreicher als bei anderen Nikon-DSLRs aus. Speziell Farbunterschiede lassen sich leichter am Display ausmachen.

Autofokus
Die D7100 nutzt 51 Autofokuspunkte, davon sind 15 Kreuzsensoren. Bei dem teureren Vollformat-Modell D600 sind es nur 39 Fokuspunkte mit 9 Kreuzsensoren. Der Autofokus wird bis f8 unterstützt, was relevant ist, wenn etwa Objektive mit einer Lichtstärke von f4 mit einem 2-fach-Telekonverter verwendet werden.

Es stehen mehrere Autofokus-Modi zur Verfügung: Einzelpunkt, 3D-Tracking und dynamische Messfeldsteuerung. Beim 3D-Tracking versucht die D7100 das Motiv zu Verfolgen, auf das zuvor der Fokuspunkt gesetzt wurde. Als Anwendungsbeispiel gibt Nikon etwa einen Tennisspieler an, da sich dieser unvorhersehbar in alle Richtungen bewegen kann. Die dynamische Messfeldsteuerung mit 9, 21 oder allen 51 Messpunkten sind ebenfalls für bewegende Motive gedacht. So findet man für fast jede Situation den passenden Fokusmodus.

Die Leistung des Autofokus ist sehr gut, Geschwindigkeit und Präzision überzeugen. Bei schwierigen Lichtverhältnissen fokussiert die D7100 sogar besser als die teurere D600. Um manuell zu fokussieren, betätigt man den Kippschalter an der linken Seite. Im Sucher wird unten eine Fokushilfe eingeblendet, die anhand zweier Pfeile und eines Kreises anzeigt, ob auf das Motiv scharf gestellt wurde. Lässt man die Taste des Fokus-Kippschalters gedrückt, kann man mit den Einstellrädern durch die Fokus-Modi wechseln.

Bildqualität
Die D7100 macht sehr gute Fotos, wie auch schon die günstigere D5200, die den selben Sensor verbaut hat. Die Farbwiedergabe ist präzise, ohne, dass die Fotos zu blass wirken. Die Detailzeichnung und Schärfe ist sehr gut. Um diese Auszunutzen, sollte man aber auch ein entsprechend gutes Objektiv verwenden. Das 18-105 mm Kit-Objektiv ist zwar in Ordnung, mehr Freude hat man aber etwa mit dem 16-85 mm 3.5 – 5.6 ED (ab 500 Euro) oder den etwas älteren Fixbrennweiten, wie etwa dem AF-S 85 mm 1.8 (ab 440 Euro).

Die D7100 verzichtet auf einen Tiefpassfilter, was die Schärfe steigern soll. Im Vergleich zu Aufnahmen der D5200 ist aber kaum ein Unterschied bemerkbar. Das ist allerdings kein Mangel der D7100, sondern ein Zugeständnis an die D5200. Störende Moiré-Effekte, die ein Tiefpassfilter verhindern soll, waren beim Fotografieren mit der D7100 nicht bemerkbar.

JPGs in der höchsten Qualitätseinstellung weisen kaum Bildrauschen und -fehler durch Komprimierung auf. Bis inklusive ISO 1.600 kann man problemlos fotografieren, bei 3.200 ist ein leichtes Rauschen bei der Ansicht am Computer bemerkbar. Erst ab 12.800 wird es wirklich störend, ist aber bei verkleinerten Fotos noch einigermaßen akzeptabel.

HDR und Dynamic Lighting
Der automatische Weißabgleich liegt fast immer richtig, auch bei Situationen mit wenig Licht. Da er eher neutral ist, gibt es die Einstellung „Auto 2", die für etwas wärmere Farben sorgt. Die Belichtungsmessung mit der Matrixmessung arbeitet ebenfalls gut und liegt sehr oft richtig. Die manuelle Belichtungskorrektur ist von -5 bis +5 möglich.

Bei starken Hell/Dunkel-Unterschieden, wie etwa bei strahlender Sonne und Schatten in einem Foto, hat die D7100 dieselben Probleme wie andere DSLRs auch. In diesem Fall helfen Dynamic Lighting und HDR. Beide sind in vier Stufen und als Automatik wählbar.

Im HDR-Modus werden zwei unterschiedlich belichtete Aufnahmen zu einer kombiniert. Die Ergebnisse sind meistens in Ordnung, aber weniger deutlich als bei Canon DSLRs, die drei Aufnahmen zu einem Bild kombinieren. Zudem scheint auch die Überlagerung der Bilder weniger gut als bei Canon zu funktionieren, da man bei der D7100 öfters Verschiebungen bei den Kanten sieht – trotz kurzer Belichtungszeit.

Active Dynamic Lighting holt aus dunklen Bildstellen noch das eine oder andere Detail heraus und harmonisiert das Bild dadurch. Die Ergebnisse fallen weniger deutlich als mit der HDR-Funktion aus, sehen dafür aber auch natürlicher aus. Wer keinen Wert auf RAW-Bilder und/oder eine Nachbearbeitung am Computer legt, kann diese Funktion ruhig auf Automatik stellen und bei einem Stadtrundgang drauf los knipsen.

Video
Videos können in FullHD mit 30, 25 oder 24 Vollbildern pro Sekunde aufgenommen werden. Im 1.3x Crop-Modus kann auch mit 60 oder 50 Halbbilder gefilmt werden. Die automatische Belichtungsmessung funktioniert auch im Video-Modus gut, Schärfe und Farbwiedergabe sind ebenfalls in Ordnung.

Die Stereo-Mikrofone nehmen gut den Ton rund um die Kamera auf, was ausreichend ist, um die Atmosphäre einer Straßenszene einzufangen oder den „Gesang" bei einem Kindergeburtstag. Für alles andere sollte man ein externes Mikrofon anschließen.

Wie schon bei früheren Nikon DSLRs, ist auch im Videomodus ein kontinuierlicher Autofokus verfügbar. Und wie bei diesen, pumpt auch der Fokus bei der D7100 kräftig. Die Option sollte man nur im Notfall verwenden, da man sich sonst ein vielleicht gutes Video versaut, weil der kontinuierliche Autofokus, trotz fixem Blickwinkel, nachfokussiert und dadurch das ganze Bild kurz unscharf macht.

Fazit
Die D7100 ist nicht nur die beste APS-C-Format-Kamera im Nikon-Sortiment, sondern eine der besten, die derzeit am Markt erhältlich ist. Das liegt auch daran, dass Canon einen Nachfolger der 60D schuldig ist, die dasselbe Preissegment bedient. Bis es soweit ist, kann sich nur Canons 7D mit der D7100 messen, die zwar einen deutlich höheren UVP hat, aber aufgrund ihres vierjährigen Bestehens schon zu Straßenpreisen ab 1200 Euro verkauft wird. Sie hat zwar nur 18 Megapixel und ein 3 Zoll-Display mit 921.000 Bildpunkten, dafür sind aber alle 19 Fokuspunkte Kreuzsensoren.

Wer sich auf Nikons DX-Format und die passenden Objektive eingeschossen hat, wird derzeit nichts besseres als die D7100 finden. Hobbyknipser bekommen mit der D5200 zwar eine ähnlich gute Bildqualität um nahezu 400 Euro günstiger, Fortgeschrittene wissen aber die bessere Verarbeitung, das Display und den Autofokus der D7100 zu schätzen. Einzig auf Spielereien, wie ein kipp- oder schwenkbares Display und eingebautes GPS und WLAN, muss man verzichten. Die letzteren Beiden lassen sich zwar Nachrüsten, kosten aber nochmals 200 bzw. 40 Euro extra.

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Modell:
Nikon D7100
Bildsensor:
24,1 Megapixel CMOS-APS-C-Sensor
ISO:
100-6.400 (25.600 erweitert)
Fokus:
51 Fokuspunkte, davon 15 Kreuzsensoren
Serienbilder:
6 Bilder pro Sekunde, 7 Bilder bei 1.3x Crop
Video:
1920 x 1080, 30 fps, 25 fps, 24 fps, 60i, 50i
1280 x 720, 60 fps, 50 fps
Speicher:
Doppel-SD-Kartenslot
LCD:
3,2 Zoll, 1.229.000 Pixel
Optischer Sucher:
100 Prozent Bildfeldabdeckung
Maße:
106,5 x 135,5 x 76 mm
Gewicht:
765 Gramm (Body mit Akku und Speicherkarte)
Preis (UVP, Body):
1.179 Euro

Link:
Alle technischen Daten auf der Webseite des Herstellers

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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