Science

Intensive Smartphone-Nutzer sind gestresster und unzufriedener

Mit einer App konnte gezeigt werden, wie groß die Rolle geworden ist, die das Smartphone in unserem Leben einnimmt: Im Durchschnitt sahen die Testpersonen 84 Mal am Tag aufs Handy – in wachen Stunden ungefähr alle 13 Minuten. Durchschnittlich 44 Mal täglich wird das Handy dabei entsperrt.

„Ein entscheidender Vorteil unserer Studie ist, dass wir zwei Arten von Datensätzen kombinieren“, sagt Martina Hartner-Tiefenthaler vom Institut für Managementwissenschaften der TU Wien. „Einerseits haben wir Fragebögen und Kurztagebucheinträge ausgewertet. Andererseits können wir durch die Smartphone-App YLVI, die von der Forschungsgruppe Industrial an der TU Wien eigens für die Studie entwickelt wurde, auf Daten zurückgreifen, die am Handy der Teilnehmer erfasst wurden.“

Intensive Nutzer sind gestresster

Die Forscher konnten die Teilnehmer in drei Gruppen einteilen: Die Menschen mit moderater, mittelmäßiger und intensiver Smartphone-Nutzung. Dabei wurden einige signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen sichtbar: „Wer das Handy weniger nutzt, ist zufriedener – und zwar sowohl an Arbeitstagen als auch an freien Tagen“, sagt Martina Hartner-Tiefenthaler. „Wenn man sich ständig dem Handy widmen muss, ist das eine zusätzliche Stressquelle, die belastend sein kann.“

Intensive Smartphone-User können sich weniger gut in ihre Arbeit vertiefen, interessanterweise fühlen sie sich aber auch häufiger gelangweilt. An freien Tagen geben sie häufiger an, unter Zeitdruck und Stress gestanden zu haben und fühlten sich öfter gereizt oder verärgert. Die Frage nach Ursache und Wirkung kann anhand der Daten allerdings nicht vollständig geklärt werden: Senkt intensive Smartphone-Nutzung die Zufriedenheit oder greifen Menschen deshalb öfter zum Handy, weil sie weniger zufrieden sind?

Weitere Untersuchungen

„Dazu benötigen wir noch weitere Untersuchungen, über längere Zeiträume. Wir vermuten, dass sich beides gegenseitig beeinflusst. In schon geplanten Interventionsstudien werden wir uns diesem Thema widmen“, sagt Martina Hartner-Tiefenthaler. Mit ihrer Gesundheit waren alle Gruppen in gleichem Maß zufrieden – allerdings haben Leute, die das Handy intensiv nutzen, signifikant häufiger chronische Nackenschmerzen.

Trotz potentieller negativer Einflüsse der verschwimmenden Grenzen zwischen Beruf und Privatleben plädiert Martina Hartner-Tiefenthaler nicht unbedingt für eine strikte Trennung. „Manchmal ist die Organisation des Alltags einfacher, wenn Grenzen nicht zu strikt gezogen sind. Manche Leute berichten, dass sie die Freizeit besser genießen können, wenn sie noch eine wichtige Kleinigkeit erledigt haben“, sagt Hartner-Tiefenthaler. Die Expertin empfiehlt einen bewussten Umgang mit dem Smartphone. Man sollte sich ganz gezielt E-Mail- und Smartphone-freie Zeiten definieren und auch mit den Arbeitgebern klären, welche Art von Erreichbarkeit erwartet wird. So reduziert man Stress und Ärger.

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