Erster privater Weltraumspaziergang: Riskante Mission startet
Am Mittwoch hat die SpaceX-Kapsel mit der Polaris-Crew ihren höchsten Punkt erreicht. Die 4 Astronauten befanden sich dabei rund 1.400 Kilometer über der Erde - die größte Entfernung von Menschen zur Erde seit den letzten Apollo-Missionen zum Mond in den frühen 1970er-Jahren. Die ISS befindet sich in etwa 400 Kilometern Höhe.
Am Donnerstagvormittag steht der nächste Höhepunkt der Polaris-Mission an: Es soll der erste private Spacewalk stattfinden. Geplant ist, dass der die Besatzung ab 10:55 Uhr MESZ in einer Höhe von 700 Kilometer den Ausstieg aus dem Raumschiff versuchen wird. Der Livestream dazu ist bereits gestartet.
Die Vorbereitungen in der Dragon-Kapsel laufen gerade auf Hochtouren. Die Crew ist gerade dabei, das Anziehen der neuen SpaceX-Raumanzüge zu finalisieren.
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So wird der Ausstieg ablaufen
Anders als bei Einsätzen an der ISS sollen Hobby-Raumfahrer Jared Isaacman und Sarah Gillis bei ihrem jeweils 20-minütigen Ausflug aber nicht frei im Weltraum schweben. Sie werden die komplette Zeit über Fußschlaufen an einer Art Leiter befestigt sein.
Daher benötigten sie auch keinen gesonderten Bagpack mit Atemluft, sondern würden über einen Schlauch von der Dragon-Kapsel aus versorgt. Ein weiterer Unterschied zur ISS: Das SpaceX-Raumfahrzeug hat keine Schleuse für einen Ausstieg.
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Riskantes Experiment
Astronauten auf der Raumstation ISS bekommen üblicherweise mehrere Wochen Zeit bis zu einem Außeneinsatz, damit sich der Körper an die Bedingungen gewöhnen kann und das Risiko für Fehler sinkt.
Zum Polaris-Ausstieg bereits am 3. Flugtag sagt der deutsche Raumfahrer Reinhold Ewald, ein so früher Außeneinsatz sei eigentlich nur zu verantworten, wenn alle Beteiligten sich gut fühlten, auch diejenigen, die im Raumschiff bleiben.
Zur Vorbereitung durchlief die Polaris-Crew einen sogenannten Pre-Breathe-Prozess. Dabei wird dem Blut langsam Stickstoff entzogen, damit das Gas keine Bläschen in Gewebe und Blutkreislauf bildet, wenn sich der Druck ändert.
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Die Gefahren des Ausstiegs
Das bedeutet, dass auch jene beiden Astronauten, die in der Kapsel verbleiben, ihre Raumanzüge tragen müssen, weil sie dem Vakuum des Weltraums ausgesetzt sind und es keine Atemluft mehr in der Kabine gibt. Das SpaceX-Raumschiff muss also etwas mehr Sauerstoff und Stickstoff dabeihaben, der danach wieder in die Kapsel gepumpt wird.
Das Fehlen der Schleuse bedeutet auch, dass Weltraumstrahlung durch die offene Luke strömen und möglicherweise Elektronik beschädigen könnte. Ein weiterer Unterschied zwischen dem Polaris-Ausstieg und solchen an der ISS liegt im höheren Risiko für Mikrometeoriten.
"In 700 bis 800 Kilometern Höhe ist der meiste Weltraumschrott unterwegs, mehr als in den etwa 400 Kilometern Höhe der ISS", erklärt Ulrich Walter, ehemaliger Astronaut und Professor für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität München.
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Wenig Komfort
"Die Gefahr für einen Einschlag ist da, die Wahrscheinlichkeit dafür bleibt aber sehr, sehr gering." Schutz bietet die 8 mal 4 Meter große Kapsel im Zweifelsfall wenig - und neben wenig Platz auch keinen Komfort.
Geschlafen wird in den Sitzen, die Toilette ist nur mit einem Vorhang abgetrennt. Die 4 Privat-Raumfahrer seien wie die Astronauten der Raumfahrtagenturen gründlich auf Klaustrophobie getestet worden, sagt Walter. Und so anstrengend der Ausflug auch sei: "Letztlich ist es so ähnlich wie zu viert 5 Tage in einem Campingbus zu sitzen."
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Fortschritte in der Raumfahrt
Das wirklich besondere an "Polaris Dawn" sieht der Raumfahrtexperte darin, dass keiner der 4 Menschen an Bord ein herkömmlich ausgebildeter Raumfahrer ist. "Isaacman ist zwar schon mal geflogen, aber er ist eigentlich wie auch Kidd Poteet nur Jetpilot." Die beiden Frauen hätten gar keine entsprechende Ausbildung.
"Für mich ist das ein Zeichen für Fortschritt in der Raumfahrt: Die Technik ist so einfach zu bedienen, dass man keine herkömmlich ausgebildeten Astronauten dafür braucht", betont Walter. "Es gab auch mal extra ausgebildete Fahrstuhlführer - bis die Technik so fortgeschritten war, dass jeder einen Aufzug bedienen konnte."
Ziel: mehr Weltraumtourismus
Den Sinn der Mission sieht der Raumfahrtexperte daher auch weniger in den Experimenten, von denen nichts Großartiges zu erwarten sei. "Es geht um Weltraumtourismus", sagt er. "Es geht darum, den Leuten zu zeigen, dass auch Menschen wunderbar fliegen können, die keine erfahrenen Astronauten sind."
Astronaut Ewald geht davon aus, dass auch der Außeneinsatz keine zentralen Erkenntnisse bringt. "Weder wird die NASA ermutigt, ihre Sicherheitsstandards zu senken, noch werden wir durch den mutigen Selbstversuch mehr über Strahlenschäden beim Raumflug oder die Zuverlässigkeit der neuen Anzüge erfahren", meint der 67-Jährige.