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Warum machen Menschen Luxusreisen in den Weltraum?

Am Dienstag sind 4 Menschen in einem Raumschiff an Bord einer Rakete von SpaceX zu einem Ausflug ins All aufgebrochen. Mehrere Tage lang werden sie bei der „Polaris Dawn“-Mission unterwegs sein. 

Aus mehreren Gründen ist das historisch: So werden 2 von ihnen im Rahmen der Mission den ersten privaten Spaziergang im Weltraum unternehmen. Die 2 Frauen an Bord werden sich außerdem weiter von der Erde entfernen als jemals eine Frau vor ihnen. Drittens ist die „Polaris Dawn“-Mission auch ein Weltraumtourismus-Experiment – eine neue Form von Abenteuerreise, die es erst seit wenigen Jahren gibt.

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Private Finanzierung

Das Weltraumunternehmen SpaceX sagt zwar, dass es der Flug nicht touristischer Natur sei. Laut der finnischen Weltraum-Expertin Annette Toivonen, kann man es aber schon dazu zählen. „Manches daran erinnert an Tourismus: Das Ganze ist ein Abenteuer, das von einer privaten Person finanziert wird. Jared Isaacman interessiert sich schon lange für den Weltraum und wollte dorthin reisen. Jetzt kauft er sich eine Reihe von Weltraum-Abenteuern“, sagt sie der futurezone. Die geschätzt 150 Millionen Dollar teure Mission wird komplett vom Milliardär finanziert, der die Dragon-Kapsel auch fliegen wird. Berufsastronauten sind nicht an Bord. 

Die „Polaris Dawn“-Mission ist nicht das erste Weltraum-Abenteuer, das sich Privatpersonen leisten. Diese neue Form des Tourismus, die um das Jahr 2020 begonnen hat, sei „jetzt noch eine Art Luxustourismus“, sagt Toivonen. „Es ist gewissermaßen mit den U-Boot-Ausflügen vergleichbar, über die man viel hört. Wer sie macht, muss sehr viel dafür zahlen.“ 
Allerdings sind solche Erfahrungen derzeit noch rar und ihre Verfügbarkeit begrenzt. In 100 Jahren könnte sich das ändern. „Personen, die heute kleine Kinder sind, könnten vielleicht noch erleben, dass sie im Orbit-Hotel einchecken, wenn sie in Pension gehen“, meint Toivonen.

 „Personen, die heute kleine Kinder sind, könnten vielleicht noch erleben, dass sie im Orbit-Hotel einchecken, wenn sie in Pension gehen“

Annette Toivonen | Expertin für Weltraumtourismus

Sehr teurer Abenteuertourismus

Derzeit gibt es nur wenige Anbieter für Flüge ins All. Besonders stechen dabei die drei privaten Raumfahrtfirmen SpaceX, Blue Origin und Virgin Galactic hervor. Letzteres ist derzeit das einzige Unternehmen, das explizit mit touristischen Flügen wirbt. Derzeit bietet die Firma 6-stündige Trips in den Weltraum an – mit Platz für 8 Passagiere zu einem Ticketpreis von 125.000 Dollar

„Künftig wird es mehr Weltraumtourismus geben, weil die Flotte wächst. Unternehmen wie Virgin Galactic hatten bislang nur ein Raumschiff. Jetzt bauen sie aber viel mehr“, sagt Toivonen. Finanzmarktanalysten prognostizieren dem Sektor bis 2032 jährliche Wachstumsraten zwischen 36 und 47 Prozent. Billiger soll es auch werden: Mit dem Starship will SpaceX künftig bis zu hundert Passagiere zu einem Ticketpreis von nur 100.000 US-Dollar transportieren.

Wie sich Weltraumtouristen rechtfertigen

In Zeiten des Klimawandels wirken derartige Reisen dekadent. Selbst gewöhnliche Flugreisen haben wegen ihres hohen CO2-Ausstoßes ein negatives Image. Ein Raketenstart hat noch viel gravierendere negative Umwelteffekte. Allerdings seien diese, aufgrund der wenigen Touristen, derzeit noch kaum vorhanden. Vergleiche man aber einen einzelnen Weltraumtouristen mit einem Durchschnittsbürger, habe er einen viel größeren Effekt auf die Umwelt: Seinetwegen hebt nicht nur eine Rakete ab, sondern er kommt obendrein oft im Privatjet zum Start und den zuvor stattfindenden Trainingseinheiten, sagt Toivonen. 

Aus diesem Grund würden die Weltraumtouristen ihre Reisen auf besondere Art rechtfertigen, sagt die Expertin – etwa indem sie, wie bei „Polaris Dawn“, wissenschaftliche Experimente durchführen. „Es reicht nicht mehr nur ein Selfie zu posten, das zeigt, dass man da war. Stattdessen zeigen sie, dass sie dort auch eine Art von Forschung machen und so einen Beitrag für die Gesellschaft leisten“, sagt Toivonen. „Wie ein Meerschweinchen“ würden sie sich so der Wissenschaft zur Verfügung stellen. So etwas sei im Tourismus sonst nicht üblich. Die Reisenden würden sich dabei erheblichen gesundheitlichen Risiken aussetzen. 

Typische Weltraumtouristen eint außer ihrer Neugierde ein entsprechendes Vermögen. „Die Weltraumtouristen wollen Abenteuer erleben. Außerdem steigern sie ihren Status, weil sie dafür von ihrem Umfeld bewundert werden. Das ist, wie wenn man sich einen Ferrari kauft, weil man es kann.“

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Jana Unterrainer

Überall werden heute Daten verarbeitet, Sensoren gibt es sogar in Arktis und Tiefsee. Die Welt hat sich durch die Digitalisierung stark verändert. Das interessiert mich besonders, mit KI und Robotik steigt die Bedeutung weiter enorm.

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Jana Unterrainer

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