Die Weltraum-Fotos unserer Erde: Von 1946 bis heute
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Tausende Satelliten umkreisen derzeit die Erde, beobachten sie mit größter Genauigkeit und liefern hochauflösende Bilder direkt aus dem All. Auf Instagram teilen die Weltraumagenturen und Astronaut*innen, die auf der Internationalen Raumstation ISS forschen, regelmäßig Fotos der Erde. Das ist fast schon selbstverständlich geworden. Bis hierhin war es aber ein langer Weg, der seinen Ursprung in der Kriegstechnik hat.
1946: V-2-Rakete
Das allererste Foto der Erde aus dem Weltraum ist in vielerlei Hinsicht geschichtsträchtig. Aufgenommen wurde es 1946 von einer modifizierten V-2-Rakete aus. Die deutsche "Vergeltungswaffe" war die erste ballistische Rakete mit großer Reichweite und wurde 1942 unter anderem von Wernher von Braun entwickelt und gegen die Alliierten eingesetzt. Von Braun, viele andere Wissenschaftler und die V2-Rakete, wurden nach Kriegsende in die USA geholt.
Von dort aus schickte man die V-2 als erstes menschgemachtes Objekt ins Weltall, also über die Kármán-Linie (100 km Höhe). Dort entstand am 24. Oktober 1946 das erste Foto im Weltraum. Dafür wurde eine 35-mm-Filmkamera von DeVry verwendet, die alle eineinhalb Sekunden ein Bild aufnahm.
1947: Smallsteps
Der Erfolg der weiterentwickelten V-2-Rakete für die Weltraumforschung wurde mit dem "Smallsteps"-Programm weitergeführt, um Aufnahmen von der Erde zu machen. Am 7. März 1947 erhob sie sich in 160 Kilometer Höhe (100 Meilen) und lieferte Aufnahmen des Golf von Kalifornien, Wyoming im Norden und bis Mexiko.
1959 und 1960: Satelliten-Anfänge
Frühe Wetter und Erdbeobachtungssatelliten lieferten Fotos, die zugegeben eher etwas für die Geschichtsbücher sind, als dass man wirklich etwas darauf erkennen könnte. Expoler VI war der erste Satellit, der ein Foto von der Erde aufnahm (auch wenn darauf nur ein verschwommener weißer Blobb zu sehen ist).
Eine bessere Aufnahme gelang dem ersten Wettersatelliten TIROS-1 ein Jahr später. Er war mit 2 Vidicon TV-Bildaufnahmesensoren ausgestattet. Die Bilder wurden an die Bodenstation geschickt und an Bord des Satelliten auf Band gespeichert.
1965: Selfie vor der Erde
Das erste Foto eines Menschen im All, mit der Erde im Hintergrund, stammt von Alexei Leonov. Am 18. März 1965 absolvierte Leonov den ersten Weltraumspaziergang der Geschichte im Rahmen der sowjetischen Voskhod-2-Mission. 12 Minuten dauerte dieser Spaziergang an und dieses Foto entstand während des historischen Moments.
1966: Aufbruch zum Mond
In den 60ern war das Space Race in vollem Gange. Die USA drängte darauf, die erste Nation auf dem Mond zu sein und dafür musste man den Erdtrabanten genau untersuchen. Mit dem Lunar Orbiter 1 suchte man geeignete Landeplätze. Zudem konnte die NASA am 23. August 1966 das erste Foto der Erde vom Mond aus liefern.
Dafür war der Orbiter mit 2 Kameras ausgestattet: Einer Weitwinkel- und einer Telelinse. Der Film der Kamera wurde im Orbiter entwickelt und an die Erde gesandt.
1966 und 1967: Die Erde, ganz und in Farbe
Eine komplette Aufnahme der Erde vom geostationären Orbit (in 37.000 km Höhe) konnte erstmals am 1. Dezember 1966 mit dem ATS-1 gemacht werden. An Bord war die "Spin Scan Cloud Camera" der Universität Wisconsin. Die ersten vollständigen Fotos der Erde in Farbe machten die Satelliten DODGE (Department of Defense Gravity Experiment) im August und ATS-3 am 10. November 1967.
3 Bilder
1968: Apollo 8 auf Foto-Tour
Die Ära der verschwommenen, grobkörnigen Aufnahmen geht zu Ende, während das Apollo-Programm der Amerikaner große Fortschritte machte. Apollo 8 war das erste Raumschiff, das den Erdorbit verließ und den Mond umkreiste. An Bord waren William Anders, Frank Borman und James Lovell.
Die Astronauten schossen mehrere Bilder und 2 davon waren besonders gelungen: Das erste Foto, das ein Mensch aus dem Weltraum von der ganzen Erde gemacht hat und das erste Bild, das ein Mensch vom "Erdaufgang" gemacht hat. Der Horizont des Mondes ist dabei ungefähr 780 Kilometer vom Raumschiff entfernt, aus dem die Aufnahme gemacht wurde. Beide Fotos werden William Anders zugeschrieben.
1969: Ein kleines Foto für die Menschheit
Jeder kennt das Foto von Buzz Aldrin auf dem Mond, geschossen von Neil Armstrong, kurz nachdem er seine historischen ersten Schritte auf dem Mond gemacht hat. Das erste Bild der Erde, das der Apollo-11-Astronaut geschossen hat, während er auf dem Mond stand, ist aber nicht so bekannt.
Streng genommen spiegelt sich die Erde im Visier von Aldrin, aber nimmt man die direkte Variante, sieht man die Aufnahme unseres Planeten mit dem Lander im Vordergrund. Geschossen hat Armstrong die Bilder mit der EVA-Kamera von Hasselblad.
1977 bis 2004: Unendliche Weiten
Inzwischen sind Satelliten viel weiter in unser Sonnensystem vorgedrungen. Das erste Bild, das Erde und Mond vollständig zeigt, wurde von der Sonde Voyager-1 gemacht. Am 18. September 1977 war die Sonde 11,66 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Für die Aufnahme wurden 3 Fotos zusammengeführt und vom Jet Propulsion Laboratory bearbeitet. Der Mond musste künstlich aufgehellt werden, da er ursprünglich viel dunkler war als die Erde.
2004 konnte dann erstmals eine Aufnahme der Erde vom Marsboden aus gemacht werden. Während die Rover heutzutage ständig beeindruckende Fotos senden, war das verschwommene Bild des Rovers Spirit ein Meilenstein. Ein weiterer großer Schritt war die Aufnahme der Sonde Cassini, die Erde und Mond als kleinen hellen Fleck rechts oberhalb des Saturns zeigt.
1990: Galileo zeigt, wie sich die Erde dreht
Bewegtbild war bisher in dieser Liste noch kein Thema, dabei gab es auch hier große Errungenschaften. Eine von ihnen gelang 1990 als die Sonde Galileo 25 Stunden lang die Erde filmte und damit erstmals eine komplette Rotation aufnahm. Galileo war unterwegs zum Jupiter.
Heute: Insta-Erde und Umweltschutz
Inzwischen ist die Erdbeobachtung so hoch entwickelt, dass wir extrem hochauflösende Bilder der Erde häufig gar nicht mehr als die herausragende Entwicklung wahrnehmen, die sie eigentlich sind. Mit täglichen Fotos der ISS-Astronaut*innen auf Instagram oder anderen Plattformen, sind sie zum Alltag geworden - auch wenn sie trotzdem beeindruckend bleiben.
Sie zeigen auch immer deutlicher, wie schützenswert unser Planet ist. Mit dem Copernicus-Sentinel-Programm der ESA werden etwa die Gletscher, Wälder, Landnutzung und Ozeane (z.B. Temperatur und Meeresspiegel) überwacht. "Nebenher" liefern die Satelliten regelmäßig beeindruckende Bilder unserer Welt von oben.
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