Die Railgun im eckigen Design wurde auf der Asuka gesichtet.

Die Railgun im eckigen Design wurde auf der Asuka gesichtet.

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Militärtechnik

Railgun auf japanischem Kriegsschiff gesichtet

Dass Japan an der Entwicklung einer Railgun arbeitet, ist nichts Neues. Nun tauchten allerdings Fotos auf X auf, die einen neuen Prototyp der elektromagnetischen Waffe zeigen sollen.

X-Nutzer モリジュン teilte auf der Plattform mehrere Bilder, die die Waffe auf dem Versuchsschiff JS Asuka (ASE-6102) der japanischen Marine zeigen.

Auf der Asuka haben bereits 2023 erste Schusstests mit einer Railgun an Bord stattgefunden. Das Versuchsschiff wurde 1995 in Dienst gestellt und gilt als Testplattform für künftige Ausrüstung und Waffen der Japanischen Maritimen Selbstverteidigungskräfte, so der offizielle Name der japanischen Marine. Das Schiff ist normalerweise in Yokosuka südlich von Yokohama stationiert. Es ist allerdings nicht angegeben, wo die Fotos aufgenommen wurden.

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Japan arbeitet bereits seit Mitte der 2010er-Jahre an der Entwicklung einer Railgun. 2016 wurde ein 40mm-System vorgestellt, mit dem der Einsatz als Luftverteidigungs- und Bodenangriffssystem getestet wurde. Zudem sollte das System auch sich wiederholende Schüsse ohne Beschädigung des Rohrs und des Schienensystems überstehen.

Was ist eine Railgun

Die Railgun funktioniert ähnlich wie ein Katapult. Ein Schlitten läuft zwischen 2 Schienen – daher auch der Name Railgun (rail = Schiene). Eine Schiene ist positiv, die andere negativ geladen. Durch den stromleitenden Schlitten wird der Kreislauf zwischen den beiden Schienen geschlossen.

Dadurch entsteht ein Magnetfeld. Dies erzeugt Lorentzkraft, bei der ein Magnetfeld Kraft auf bewegte Ladungen ausübt. Der Schlitten wird dadurch beschleunigt, entgegen der Richtung der Energiequelle, also hin zur Mündung der Railgun. Das Projektil auf dem Schlitten wird dadurch mit extrem hoher Geschwindigkeit weggeschossen.

Vorteile von Railguns:

  • Mehr als die 10-fache Reichweite eines normalen Geschützes
  • Gelenktes Railgun-Projektil kostet weniger als 20 Prozent einer Rakete
  • Platz- und Gewichtsersparnis bei der Munition: Treibladungen für Granaten/Geschosse sind nicht mehr notwendig

Nachteile von Railguns:

  • Hohe Hitze beim Schießen beschädigt Schienen und andere Bauteile und reduziert so die Haltbarkeit
  • Leistungsstarke Railguns sind noch zu groß, um sie mobil einsetzen zu können

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Zwischen 2016 und 2022 wurden mehrere erfolgreiche Tests durchgeführt, darunter auch ein Haltbarkeitstest, bei dem 120 Schuss mit einer Geschwindigkeit von 2.500 Meter pro Sekunde (Mach 7,2) abgefeuert wurden.

Für ein Schiffsgeschütz ist diese Menge sehr wenig: Das auch von Japan eingesetzte Marinegeschützsystem Bofors 40 Mk4 hat eine Lauflebensdauer von mehr als 5.000 Schuss und eine Kadenz von bis zu 300 Schuss pro Minute.

Bei der Entwicklung der Railgun suchte Japan internationale Expertise. 2023 holte man sich Erkenntnisse der US Navy. Die hat das Konzept der Railgun zwar erforscht, das Projekt allerdings 2021 eingestellt, weil der Lauf nach nur wenigen Dutzend Testschüssen bereits stark beschädigt war.

2024 beschlossen Japan, Frankreich und Deutschland eine Kooperation, bei der die Railgun-Technik weiterentwickelt werden soll. Gemeinsam soll an Problemen, wie der Miniaturisierung des Stromversorgungssystems und der Hitzeentwicklung im Betrieb, gearbeitet werden.

Der damals präsentierte Prototyp der japanischen Railgun besitzt eine eckige Laufmündung. Es ist also möglich, dass es sich bei der Railgun auf der Asuka um eine Weiterentwicklung des 2024 gezeigten Prototyps handelt.

Bis 2027 will Japan den Prototyp einer schiffsgestützten Railgun für die Schiffsabwehr und bis 2028 eine Luftverteidigungsversion fertigstellen. Diese Version soll auch an Land und auf Fahrzeugen zum Einsatz kommen.

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Bis dahin muss die Energieversorgung allerdings weiterhin miniaturisiert werden. Auch wenn die genauen Maße der Stromversorgung der neuesten Railgun nicht bekannt sind, bestanden frühere Energieversorgungsmodule aus einem 6 Meter langen Container für die Stromerzeugung sowie 3 weiteren Containern mit Kondensatoren, wo die Energie gespeichert wurde. 

Der Zwischenschritt über die Kondensatoren wird benötigt, da diese große Mengen an Energie in Sekundenbruchteilen abgeben können. So wird das Geschoss in der Railgun extrem beschleunigt wird. Als Energiespeicher soll Japan laut Defence Blog auf Keramik-Dünnfilmkondensatoren setzen. Damit soll es bereits gelungen sein, die Größe des Energiemoduls im Vergleich zum Vorgängermodell um den Faktor 10 zu verkleinern.

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