YFQ-44A

YFQ-44A

© US Air Force

Militärtechnik

Dieser unbemannte Kampfjet soll den Superflieger F-47 begleiten

Der US-Präsident warf bei der Vorstellung der F-47 mit Superlativen nur so um sich. Der neue Kampfjet der US Air Force soll der beste und tödlichste Stealth-Fighter der Welt sein.

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Aber auch dieser „Superflieger“ kann Kriege nicht allein gewinnen: Deshalb ist im NGAD-Programm, aus dem die F-47 entstanden ist, immer schon vorgesehen, dass der Kampfjet von „Loyal Wingmen“ begleitet wird.

Dieser Plan heißt offiziell CCA – Collaborative Combat Aircraft. Jetzt hat die Air Force zum ersten Mal die Anduril YFQ-44A gezeigt.

„Die Bodentest für CCA haben offiziell begonnen! Das ist ein großer Meilenstein und ein Schritt Richtung des ersten Flugs und der schnellen Auslieferung an unsere Krieger…“, schreibt General David Allvin, der Generalstabschef der US Air Force auf X. Er ergänzt: „Diese unbemannten Kampflieger werden badass sein!“

Bisher wurden nur Renderbilder und Modelle der YFQ-44A gezeigt, die vom Hersteller Anduril den Beinamen Fury bekommen hat. Bei der YFQ-44A, die jetzt gezeigt wurde, handelt es sich laut der Air Force um ein „Production Representative Test Vehicle“. Dabei dürfte es sich also um einen Prototyp, bzw. um ein Vorserienmodell handeln.

YFQ-44A

YFQ-44A

Ein reiner Dummy scheint die YFQ-44A auf den Fotos jedenfalls nicht zu sein. Denn die Air Force spricht zwar von Bodentests, allerdings sollen sich diese auf Antrieb, Flugsysteme, Autonomie und die Überwachung des Flugs vom Boden aus konzentrieren – also so ziemlich alles, außer Waffensysteme, das Steuern von bemannten Kampffliegern aus und das Fliegen selbst.

Einige Details sichtbar, aber Daten sind noch geheim

Die technischen Daten der Fury sind noch geheim. Auf den Fotos ist zu sehen, dass sie an der Nase eine Sensorlanze hat, was üblich bei Prototypen ist, die für Testflüge genutzt werden. Auch die B-21, die die Air Force aktuell für Testflüge nutzt, hat diese Stange.

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Bei der B-21 ist die Sensorlanze unterhalb der Nase

Über der Nase gibt es eine nach vorne gerichtete Kamera. Diese war auf den Renderbildern und Modellen vorher nicht zu sehen. Ob die Kamera nur für Tests genutzt wird, um etwa visuell zusätzlich Daten zu sammeln, oder zur Standardausstattung gehört, ist nicht bekannt.

YFQ-44A

YFQ-44A: Kamera an der Nase

Es ist vorstellbar, dass statt oder zusätzlich zur Kamera künftig Iris eingesetzt wird. Dabei handelt es sich um einen passiven Infrarotsensor, den Anduril im Vorjahr vorgestellt hat. Dieser ist sowohl für bemannte als auch unbemannte Fluggeräte geeignet und kann etwa als Warnsystem für Raketen dienen oder als Zielsystem für die eigenen Waffen.

Fury hat Stealth-Merkmale

Das Foto frontal auf die YFQ-44A liefert einen guten Blick auf den Rumpf und den Lufteinlass für das Triebwerk. Dessen Form deutet darauf hin, dass Fury Stealth-Eigenschaften aufweist – also die Form so gewählt wurde, dass der Radarquerschnitt und die Infrarotsignatur möglichst gering sind. Das soll ein Aufspüren durch die feindliche Luftraumüberwachung verhindern.

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YFQ-44A

YFQ-44A

Auch die Trapezform der Klappe des vorderen Fahrwerks erinnert an Stealth-Flieger und -Bomber. An der Oberseite hat der Rumpf eine andere Farbe, vermutlich, weil hier die Antennen integriert sind. Außerdem ist dort ein zusätzlicher Lufteinlass vorhanden.

Seitlich der Nase gibt es ebenfalls einen Lufteinlass. Weiters sind 2 Öffnungen an der Seite sichtbar, die anscheinend von einem Gitter bedeckt sind – eine vorne und eine am Heck der YFQ-44A. Dahinter könnten sich Sensoren verbergen.

YFQ-44A

YFQ-44A

Ein interner Waffenschacht, wie er üblich bei Stealth-Fightern ist, ist nicht sichtbar. Dafür dürfte YFQ-44A zu klein sein. Auf älteren Konzeptbildern war Fury mit Hardpoints unter den Flügeln zu sehen, ua. mit der Luft-Luft-Rakete AIM-120. Das Testmodell der Air Force hat, zumindest auf den Fotos, vorerst keine Waffenaufnahmen unter den Flügeln.

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YFQ-44A agiert semi-autonom

Anduril geht davon aus, dass die Bodentests schon bald abgeschlossen sind. Ein Testflug der YFQ-44A ist für Sommer geplant. Wenn Fury einsatzbereit ist, soll sie semi-autonom agieren. Das heißt: Im Gegensatz zu bisherigen Drohnen der Air Force, wie die bekannte MQ-9 Reaper, wird sie nicht von einer Bodenstation aus ferngesteuert, sondern fliegt selbstständig.

Die Fury bekommt Befehle, die sie dann autonom ausführt. Dazu gehören die generelle Mission, wie etwa das Begleiten eines bemannten Kampfjets, oder das Angreifen eines bestimmten Ziels. Dieser Befehl muss nicht von der Bodenstation kommen, sondern kann auch vom Piloten des bemannten Kampfjets erfolgen.

Mehr unbemannter Kampfjet statt bloß Drohne

In ihrer aktuellen Ausführung ist die YFQ-44A für den Luftkampf gedacht. Sieht der Pilot feindliche Flugzeuge, kann er den Furys, die ihn begleiten, den Angriffsbefehl geben. Diese fliegen dann voraus und bekämpfen die Flieger mit ihren Raketen, während der Pilot mit seinem Kampfjet in sicherer Entfernung bleibt.

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Das erhöht nicht nur die Siegeschancen, sondern steigert auch die Kampfkraft. Wird jedes bemannte Kampflugzeug von 2 Furys begleitet, die jeweils 4 Raketen tragen können, stehen einem menschlichen Piloten im Grunde 8 zusätzliche Raketen zur Verfügung.

YFQ-44A

YFQ-44A

Weil die Fury semi-autonom und tatsächlich primär für den Kampfeinsatz gebaut wurde, wird sie als Bindeglied zwischen unbemannten Kampfjet und Drohne gesehen – weil sie ein bisschen was von beidem ist. Die Air Force sieht sie jedenfalls eher als unbemannten Kampfjet, weshalb sie die neu eingeführte Bezeichnung YFQ erhalten hat. Y bedeutet, dass das Design ein Prototyp ist. F steht für Fighter, wie etwa bei der F-22 und F-35. Q steht für Drohne, wie bei der RQ-4 und MQ-9.

Gleichzeitig mit der YFQ-44A hat die Air Force einer zweiten Drohne des CCA-Programms offiziell eine solche Bezeichnung verpasst: der YFQ-42A von General Atomics. Das Unternehmen hat ein neues Bild der YFQ-42A veröffentlicht, allerdings ist es wieder nur ein Renderbild, anstatt eines Fotos einer Test-Maschine. General Atomics verspricht aber, dass man im Zeitrahmen sei und die YFQ-42A in den kommenden Monaten getestet werde und fliegen wird.

YFQ-42

YFQ-42

Günstig und schnell einsatzbereit

Anduril und General Atomics bezeichnen ihre Drohnen als schnell produzierbar und günstiger als herkömmliche Kampfjets. Ein Preis ist derzeit nicht bekannt. Die Anforderung der Air Force war jedoch, dass die CCA-Drohnen nur ein Viertel bis ein Drittel einer F-35A kosten sollen, was zwischen 20 und 28 Millionen US-Dollar pro Stück bedeuten würde.

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Außerdem sollen die unbemannten Kampfjets schnell einsatzbereit sein, was für die Air Force sehr wichtig ist. Denn die F-47 soll, wenn es nach Trump geht, spätestens im Jänner 2029 zum Erstflug abheben. Wenn bei solchen großen Rüstungsprojekten „spätestens“ gesagt wird, ist in der Realität meistens „frühestens“ gemeint. Und nach dem Erstflug kann es noch Jahre dauern, bis die F-47 wirklich einsatzbereit ist.

Das Enthüllungsbild der F-47

Das Enthüllungsbild der F-47

Überbrückung bis zur F-47

Die Air Force muss aber schon jetzt einige F-22-Maschinen ersetzen, die am Ende ihrer Nutzungsdauer sind - aber eigentlich erst von der F-47 abgelöst werden sollten. Im Jahr 2024 betrug die Readiness der F-22 lediglich 40,19 Prozent. Also von den gut 180 aktiven Stealth-Fightern, die die Air Force in ihrer Flotte hat, waren nur 72 Stück einsatzbereit. Bei der F-35A sind es immerhin 51,5 Prozent.

Dennoch ist beides zu wenig. Wenn zukünftig aber statt 2 F-22s zum Abfangen etwa eine F-22 und eine YFQ-44A aufsteigen würden, senkt das so die durchschnittliche Flugzeit der F-22-Flotte. Das wiederum verschiebt das Ende der Nutzungsdauer nach hinten und reduziert den Wartungsaufwand, was eine bessere Readiness bedeutet. Die YFQ-44A kann also die Lebensdauer der F-22-Flotte verlängern und kostet dabei weit weniger, als wenn man alternde F-22-Jets durch neu gekaufte F-35As ersetzen würde.

Stufe 2 der unbemannten Jets

Offiziell will die Air Force erst im Fiskaljahr 2026 eine Entscheidung treffen, welche und wie viele CCA-Drohnen angeschafft werden. Laut früheren Aussagen sollen es mindestens 100 bis 150 Stück sein. Dies betrifft Increment 1, also Stufe 1, die in diesem Fall die YFQ-42A und YFQ-44A sind.

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Aktuell wird bereits der Anforderungskatalog für Increment 2 erstellt. Die Air Force zieht hier in Betracht, dass diese nicht nur mit der F-22, F-35 und F-47 gemeinsam fliegen sollen, sondern potenziell auch mit der B-21 und dem Radarflugzeug E-7. Auch solo-fliegende CCA-Drohnen, also ohne bemannte Begleitung, seien eine vorstellbare Option für Increment 2.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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