
Chinesischer Stealth-Fighter J-20
Chinas Stealth-Fighter J-20 fliegt jetzt im Beast Mode
Neue Fotos auf der chinesischen Plattform Weibo zeigen einen chinesischen J-20 Tarnkappenjet. Dieser ist mir reichlich externen Luft-Luft-Raketen bewaffnet.
Beim US-Militär und westlichen Ländern hat sich für eine volle Waffenbestückung die Bezeichnung Beast Mode eingebürgert. Bei Stealth-Jets sieht man den eher selten, da diese üblicherweise im "low observable mode", also dem Modus mit geringer Beobachtbarkeit, unterwegs sind.
Beim Beast Mode werden so viele Raketen und Bomben wie möglich an Aufhängungen unter den Flügeln, sogenannte Außenlaststationen (Hardpoints), untergebracht. Dadurch büßt ein Stealth-Fighter allerdings deutlich an Tarnkappeneigenschaften ein, da seine Radarsignatur größer wird.
Mehr Feuerpower, weniger Stealth
Der Jet kann dadurch aber mehr Waffen aufnehmen, als wenn nur die internen Waffenschächte genutzt werden. Die F-35 besitzt beispielsweise 2 interne Waffenschächte, die insgesamt für 2.585 kg Nutzlast ausgerichtet sind. Im Beast Mode kann das Arsenal bis zu 10 Tonnen wiegen.

Eine amerikanische F-35B im Beast Mode.
© DVIDS
Hier ein Beispiel für einen regulären Kampfjet ohne Tarnkappeneigenschaften. Die F-16V kann im Beast Mode 16 Raketen und Bomben tragen kann.

F-16V im Beast Mode.
© Lockheed Martin
Der Beast Mode bei Stealth-Fightern wird etwa eingesetzt, wenn die Flugzeuge in einem weniger umkämpften Luftraum unterwegs sind bzw. die Gefahr gering ist, dass sie durch feindliches Radar aufgespürt und durch Luftabwehr bekämpft werden.
Möglich ist auch eine Mischung. Ein Jet im Beast Mode könnte etwa als Verstärkung hinter Jets im Stealth-Modus eingesetzt werden. Ist die "Luft rein", also keine Luftabwehr mehr vorhanden bzw. erfolgreich bekämpft, kann so das begrenzte Waffenarsenal der ersten Welle ausgleichen werden. Das Beast-Mode-Flugzeug wird in dieser Rolle manchmal Bomb Bus bzw. Missile Bus genannt.
4 PL-15 Raketen unter jedem Flügel
Der Ursprung der Fotos dürfte ein Video sein, das bereits zum chinesischen Nationalfeiertag im vergangenen Oktober auf der chinesischen Plattform RedNote gepostet wurde. Es zeigt eine J-20 mit 8 PL-15 Luft-Luft-Raketen auf den Hardpoints (4 links und 4 rechts). Intern kann die J-20 weitere 4 PL-15-Raketen mit sich führen.
Die 4 Meter lange und etwa 200 Kilogramm schwere PL-15 wurde 2016 von der chinesischen Luftwaffe eingeführt. Sie kann eine Maximalgeschwindigkeit von Mach 4 (knapp 5.000 km/h) erreichen. Die Reichweite liegt je nach Quelle zwischen 200 und 400 km.
USA reagiert auf chinesische Luft-Luft-Rakete
Die PL-15 ist eine der stärksten Luft-Luft-Waffen Chinas und laut TWZ ein Grund, wieso die USA ihr AIM-260-Programm gestartet hat. Ziel des Programms war es, eine neue Luft-Luft-Rakete zu entwickeln, die eine größere Reichweite als die übliche AIM-120 AMRAAM (je nach Ausführung zwischen 100 und 180 km) hat.
Die Reichweite der neuen AIM-260 JATM (Joint Advanced Tactical Missile) soll bei mehr als 200 km liegen. Die Produktion der Luft-Luft-Rakete hätte bereits Ende 2023 beginnen sollen, dieser Termin konnte allerdings nicht eingehalten werden.
Seitdem wurde es ruhig um die Entwicklung der AIM-260 JATM. Wann die Luft-Luft-Rakete den Dienst aufnimmt, ist nicht bekannt.
Seitliche Waffenschächte
Zusätzlich ist die J-20 mit 2 PL-10 Luft-Luft-Raketen ausgestattet, die in seitlichen Waffenschächten versteckt sind. Sie werden bei Bedarf ausgefahren. Weil die Klappen kleiner sind als der Hauptwaffenschacht und nach dem Ausfahren der Rakete sofort wieder geschlossen werden, wird die Radarsignatur weniger vergrößert.

Intern kann die J-20 4 PL-15 Raketen und 2 PL-10 Raketen (seitlich) mit sich führen.
© Chinesisches Internet
Diese infrarotgesteuerten Raketen sind das Gegenstück zu den amerikanischen Sidewinder-Raketen. Die PL-10 hat eine Reichweite von 20 km. Sie erreicht ebenfalls eine Geschwindigkeit von Mach 4.
PL-17 mit deutlich größerer Reichweite
China arbeitet an einer neuen Luft-Luft-Rakete, die in das Arsenal der J-20 aufgenommen werden könnte. Die PL-17 soll eine größere Reichweite haben als die PL-15, Details sind allerdings noch unbekannt.
Die PL-17 soll länger sein als die 4 Meter lange PL-15, weshalb sie nicht in den internen Waffenschacht passen dürfte. Es ist also nötig, diese Langstrecken-Luft-Luft-Rakete unter den Flügeln zu montieren.
Eine weitere Entwicklung Chinas, die PL-16, ist am Papier den Fähigkeiten der PL-15 zwar sehr ähnlich. Sie kann allerdings kompakter gebaut werden.
Dadurch könnte die J-20 in Zukunft mit 8 interne Luft-Luft-Raketen bestückt werden (6 im Hauptschacht, jeweils eine in den 2 Nebenschächten). Damit steigt die Bewaffnung im Beast Mode auf 16 Stück PL-16 an.
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