J-20

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© REUTERS / ALY SONG

Militärtechnik

Chinas Stealth-Fighter J-20: Gut gestohlen, aber keine Bedrohung

Die chinesische J-20 wird gerne mal als „F-35-Killer“ bezeichnet, um etwa auf YouTube Klicks zu generieren. Bei dem Kampfflugzeug handelt es sich um die modernste Maschine von Chinas Luftwaffe. Sie hat Tarnkappeneigenschaften und soll, so wie die amerikanische F-22 und F-35, ein Dominance Aircraft sein.

Dem widersprecht US-General Kenneth S. Wilsbach. Er leitet die US-Luftstreitkräfte im Pazifik und wurde bei einem Symposium über die J-20 befragt, berichtet The Drive.

Gut kopiert, aber kein dominantes Flugzeug

„Ich denke nicht, dass die J-20 ein Dominance Aircraft ist, verglichen mit unseren F-22s und F-35s. China hat zumindest gut kopiert. So ziemlich jede Technologie in der J-20 wurde von den USA gestohlen“, sagt Wilsbach.

Die Idee des Dominance Aircraft ist, dass es den Luftraum dominiert. Dabei behauptet es sich sowohl gegen Kampfflieger anderer Typen, als auch gegen die Luftabwehr. Das Konzept ist in den 90er-Jahren in den USA entstanden und führte zur Entwicklung der F-22 und in Folge der F-35.

Diese Stealth-Jets sollen durch ihre Technologie im Luftkampf herkömmlichen Jagdflugzeugen überlegen sein. Durch ihre Bewaffnung, Tarneigenschaften und Maßnahmen zur elektronischen Kriegsführung, sollen sie Abschussanlagen bzw. die Radarleitsysteme für Boden-Luft-Raketen zerstören können, ohne selbst abgeschossen werden.

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Training als Schlüssel für Luftraumüberlegenheit

Wilsbach macht nicht nur die Technologie als Faktor aus, die die F-22 und F-35 dominierend machen. Er betont, dass US-Pilot*innen ein umfangreiches Training haben und oft an vielen komplexen „High-End-Übungen“ teilnehmen.

„Die Chinesen haben hier vermutlich einen ziemlich großen Nachteil, aufgrund der Art, wie wir mit Südkorea und anderen Partnern trainieren. Früher haben wir unsere Übungen simpler gemacht, damit alle Koalitionspartner teilnehmen können. Das machen wir nicht mehr. Wir machen High-End-Übungen. Wenn du mitspielen willst, tauchst du vorbereitet auf und lieferst ab.“

Diese großangelegten Übungen werden auch als War Games bezeichnet, weshalb Wilsbach gerne von „spielen“ spricht. Als Beispiel dafür nennt Wilsbach u. a. die Übung Pitch Black. Daran haben im Vorjahr fast 20 Nationen teilgenommen. Dabei wurde etwa das Ausschalten von Boden-Luft-Raketen in der Nacht durchgespielt. „Das Szenario war super komplex, aber alle Nationen, die mitgespielt haben, haben sehr gute Arbeit geleitet. Wir sehen das bei jeder Übung erneut.“

Taiwan hat größere Sorgen als die J-20

Wilsbach wurde auch noch gefragt, wie er die Bedrohung durch die J-20 für Taiwan einschätzt. Er geht davon aus, dass Taiwan Waffensysteme hat oder rechtzeitig haben wird, um die J-20 abzuschießen, wenn es zu einem chinesischen Überfall kommt. Er sieht die größeren Bedrohungen woanders.

„Die größte Bedrohung sind andere Maschinen, die aus großer Entfernung angreifen können, wie etwa der H6-Bomber. Nicht zu vergessen sind auch die ganzen chinesischen ballistischen Raketen und Marschflugkörper. Wenn ich Taiwan wäre, würde ich mir zum jetzigen Zeitpunkt keine großen Sorgen wegen der J-20 machen. Da gibt es viele andere Dinge, gegen die sie sich auch verteidigen müssen.“

Taiwan hat derzeit keine eigenen Stealth-Fighter. Dafür hat das Land vor Kurzem die ersten Exemplare der F-16V bekommen – die neueste Version der in den USA gebauten F-16. Weitere Kampfflieger dieses Typs sind bereits bestellt.

J-20 verrichtet seit 2017 ihren Dienst

Chinas J-20 hatte ihren offiziellen Erstflug im Jahr 2011. Die Indienststellung erfolgte 2017. Die Anzahl der Maschinen, die bisher produziert wurden, ist unbekannt. Rüstungsexpert*innen schätzen 160 bis 200 Stück.

Sie ist 21 Meter lang und hat eine Flügelspannweite von 13 Metern. Die maximale Geschwindigkeit soll Mach 2 betragen, die Kampfreichweite 2.000 Kilometer. Die Dienstgipfelhöhe soll 20 Kilometer betragen.

Die Waffenlast kann bis zu 11 Tonnen betragen. Wie bei der F-22 und F-35 gibt es einen internen Waffenschacht. Das soll die Radarsignatur klein halten und so die Tarnkappeneigenschaften erhöhen.

Weitere Raketen, Bomben oder Zusatztanks können unter den Flügeln montiert werden. Zur möglichen Bewaffnung gehören Luft-Luft-Raketen, Lenkbomben und Anti-Radar-Raketen, um die Radarleitsysteme der Luftabwehr zu zerstören.

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