Weißes Haus will Internationale Raumstation ISS privatisieren
Die US-Regierung will laut einem Zeitungsbericht in ein paar Jahren die Internationale Raumstation ISS privatisieren. Das Weiße Haus wolle das kostspielige Raumfahrtprojekt nur noch bis Ende 2024 finanzieren, berichtete die "Washington Post" am Sonntag unter Berufung auf ein internes Dokument der US-Raumfahrtbehörde NASA. Danach könne die Privatwirtschaft Teile der ISS übernehmen.
"Die Entscheidung, die Unterstützung des Bundes für die ISS 2025 zu beenden, bedeutet nicht, dass die Plattform zu diesem Zeitpunkt ihren Orbit verlassen muss", zitiert die "Post" aus dem NASA-Dokument. Es sei vielmehr "möglich, dass die Industrie manche Elemente oder Kapazitäten der ISS im Rahmen einer künftigen kommerziellen Plattform fortführt". Zur Vorbereitung dieses Übergangs will das Weiße Haus dem Bericht zufolge Marktanalysen und Entwicklungspläne anfertigen lassen.
Die NASA erklärt in dem Dokument laut "Washington Post", dass sie in den kommenden sieben Jahren ihrer "internationalen und kommerziellen Partnerschaften" weiter ausbauen werde, "um die weitere Präsenz und den Zugang von Menschen zur unteren Erdumlaufbahn sicherzustellen".
Im Haushaltsentwurf der US-Regierung, der am Montag vorgestellt werden sollte, sind dem Bericht zufolge 150 Millionen Dollar (122 Millionen Euro) für die Entwicklung "kommerzieller Kapazitäten" eingeplant, um eine reibungslose Privatisierung der ISS zu ermöglichen. Die NASA wollte zu dem Bericht auf Anfrage zunächst keine Stellungnahme abgeben.
Widerstand aus den eigenen Reihen
Trump dürfte wohl mit seinem Vorschlag auch auf Widerstand stoßen. Bereits als The Verge über entsprechende Pläne berichtete, äußerte sich beispielsweise der republikanische Senator Ted Cruz negativ dazu. Er hoffe, die Berichte würden sich "als so falsch wie Bigfoot" herausstellen, sagte Cruz. Er kritisierte die hohen Investments und die plötzliche Bereitschaft, all das wegzuwerfen, als Entscheidung von "Idioten im zuständigen Büro für Verwaltung und Budget". Gegenüber privaten Partnerschaften zeigt er sich jedoch offen, solange diese die Effektivität der Raumstation verbessern würden.
Auch private Partner der NASA kritisieren die Pläne. "Die ISS wurde für Wissenschaft und menschliche Forschung gebaut, nicht um Profite zu verbessern", sagte Andrew Rush, CEO von "Make in Space". Das Unternehmen schickte bereits 2014 mit der NASA einen 3D-Drucker zur ISS, mit der Gegenstände im All hergestellt werden können. Auch Boeing, das im Auftrag der NASA die Raumstation betreibt, kritisiert einen möglichen Rückzug als gefährlich für die wachsende private Raumfahrt-Industrie. Auch der ehemalige ISS-Astronaut Mark Kelly warnte in einer Kolumne in der New York Times davor, dass die USA durch diese Maßnahme die führende Rolle in der Raumfahrt an Russland oder China abgeben könnten.
Unter Bush ausgelagert
Der Grundstein für die ISS war vor 20 Jahren mit einem internationalen Abkommen gelegt worden. Beteiligt sind neben den USA auch Russland, die EU, Japan und Kanada. Seit der Präsidentschaft von George W. Bush (2001-2009) hat die NASA vermehrt Aktivitäten an die Privatwirtschaft ausgelagert. So übernehmen mittlerweile die Firmen SpaceX und Orbital ATK Versorgungsflüge zur ISS. Das Space-Shuttle-Programm der USA wurde 2011 eingestellt. US-Astronauten können seitdem nur noch mit russischen Sojus-Raketen zur ISS gelangen.