Start-ups

Künstliche Intelligenz in der Kantine

Fruchttaschen, Topfengolatschen oder Zimtschnecken. Was A1 Mitarbeiter in der Kantine in der Firmenzentrale in der Wiener Lasallestraße auf ihre Tablets laden, wird vor der Kassa  automatisch erkannt und boniert und muss nur noch bezahlt werden. Verantwortlich dafür ist eine Lösung des Wiener Start-ups MoonVision, die Objekterkennung und künstliche Intelligenz zum Einsatz bringt, und die Wartezeiten in der Kantine des österreichischen Unternehmens verringern soll.

A1 ist auch Vertriebspartner der jungen Firma, die ab Dienstag das nach eigenen Angaben weltweit erste Objekterkennungs-System, das ohne spezielle Programmierkenntnisse installiert werden kann, in einer Testversion für Firmenkunden anbietet.

Auf Basis von Videos erkennt das System Gegenstände anhand ihrer visuellen Merkmale in Echtzeit und lernt mit Hilfe künstlicher Intelligenz ständig dazu. Die erkannten Objekte können dann vordefinierte Aktionen auslösen, etwa das Bonieren von Speisen. Bislang dauerte es mehrere Wochen solche Systeme so zu trainieren, dass Gegenstände zuverlässig erkannt werden. Mit der Lösung von MoonVision gehe es wesentlich schneller, sagt Firmengründer Florian Bauer.

Beim Münchner Oktoberfest, wo das System im vergangenen Herbst zum Einsatz kam, wurden etwa 20 Speisen bereits nach einer Stunde von der MoonVision-Lösung automatisch identifiziert, erzählt Bauer: "Je weniger Objekte getrackt werden, desto schneller geht es."

"Technologie zugänglicher machen"

Echtzeit-Objekterkennung sei bislang ein Thema für größere Firmen gewesen. Kleinere Unternehmen, die nicht so viel Know-how hätten, würden sich hingegen schwertun. Mit der MoonVision-Lösung wolle man die Technologie zugänglicher machen, sagt Bauer.  

Unternehmen können das System online bedienen und über die Plattform auch Videos hochladen oder Kameras hinzufügen. Das System könne auch mit billiger Hardware genutzt werden, erzählt MoonVision-Geschäftsführer Kamil Kula. Selbst Handykameras seien ausreichend und könnten über WLAN einfach mit der Software verbunden werden.

MoonVision-Gründer Florian Bauer, Bernhard Famler von A1 Digital und Kamil Kula, Geschäftsführer von MoonVision

"Wir erwarten uns in unterschiedlichen Industrien einen Mehrwert durch die Technologie", sagt Bernhard Famler von A1 Digital: "Überall dort, wo es starken Bedarf gibt, in Echtzeit Objekte zu erkennen und daraus Prozesse ableiten zu können." Als Beispiele nennt er produzierende und verarbeitende Unternehmen, den Handel und die Logistik.

Selbstbedienungskassa im Supermarkt

Zum Einsatz kommt das MoonVision-System derzeit neben der A1 Kantine auch bei Audi. Der Autohersteller setzt es ein, um leere Container zu lokalisieren. Auch ein früher Pilotbetrieb mit Selbstbedienungskassen bei einem Wiener Traditionsunternehmen ist bereits im Gange. "Das Thema Selbstbedienungskassa interessiert uns sehr", sagt Bauer.

Objekt-Tracking könne die Fantasie von Unternehmen beflügeln, meint der MoonVision-Gründer. Die dabei generierten Daten könnten wertvolle Einblicke liefern. "Wir möchten Unternehmen unterstützen, Informationen zu beschaffen, die sie vorher nicht kriegen konnten", ergänzt Geschäftsführer Kula.

"Leistbar"

Abgerechnet werden soll die Nutzung des MoonVision-Systems auf Basis der verarbeiteten Videostreams. Konkrete Preise will man noch nicht nennen. "Es wird aber leistbar sein", sagt Bauer.

Mit der Testversion für Firmenkunden wolle man zunächst Unternehmen, die das Thema interessiere, einen Weg bieten, Computer Vision und künstliche Intelligenz auszuprobieren, sagt Kula: "Sie können ohne großen Aufwand eigene Lösungen finden."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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